Klettern im Elbsandsteingebirge am 14.11.2010

Nachdem ich bereits seit fast zwei Jahren in Sachsen wohne, war es langsam höchste Zeit für eine erste Klettertour in der Sächsischen Schweiz. Das unglaubliche November(!)wetter am Sonntag nutzend, fuhren mein Kollege Mario und ich also nach Ostrau und gingen von dort aus zum Falkenstein.

Falkenstein

Falkenstein (Foto: Mario Schneck)

Ziel war der legendäre Schusterweg. Die Beschreibung klang äußerst interessant und abwechslungsreich – dass es sich dabei um die längste Route der gesamten Sächsischen Schweiz handelt, erfuhren wir erst unterwegs.

Gegen 10:00 Uhr waren wir im Einstieg, kurz darauf kamen noch zwei Berliner, die wir noch öfter wiedersehen sollten. Um 10:30 Uhr dann Einstieg in die unterste Seillänge und erster Kontakt mit dem doch recht eigenen Sandstein. Alles deutlich runder als im Gneis oder Kalk, dafür ist die Oberfläche extrem rauh. Am Anfang war das etwas ungewohnt, aber ich gewöhnte mich dann doch recht schnell daran (zumindest in diesem Schwierigkeitsgrad…).

Einstieg Schusterweg

Am Einstieg

Nach der ersten Länge quert man auf einem Band nach rechts, genießt die Aussicht und klettert dann eine schöne Verschneidung hoch, deren Rippe als Porzellankante bezeichnet wird. Das gute Stück finde ich für einen IIIer erstaunlich steil, gut zu klettern ist es aber auf jeden Fall. Diese Seillänge sollte man übrigens genießen, denn es ist die letzte, auf der man Zwischensicherungen anbringen kann.

Aussichtsband

Band mit Aussicht (Foto: Mario Schneck)

Porzellankante

Porzellankante

Nach einem Übertritt (davon kommen später noch so einige) geht es dann in das Kriechband, einen liegenden Kamin. Mich da hineinzuschlängeln fand ich ziemlich seltsam. Dann schräg noch oben zu kriechen war zwar ungewohnt, aber nicht wirklich schwer. Hier ist Mario im Nachkriech zu sehen.

Kriechband

Mario im Nachkriech

Am Ausgang der Krabbelstrecke wartet dann ein Stand mit wunderschöner Aussicht auf die Schrammsteine. Nun geht es in die Reibungsseillänge, die weniger unangenehm war, als ich sie mir vorgstellt hatte, da die Tritte doch allesamt ziemlich gut sind. Der Abstieg rechts hinter dem Pilz durch ein Loch hindurch war dafür um so seltsamer.

Schrammsteinblick

Schrammsteinblick

Reibungslänge

Reibungslänge mit Pilzen

Standplatz

Blick zurück zum Stand nach dem Kriechband

Am Ender der 4. Seillänge habe ich dann eine ganze Weile gebraucht, um einen Stand zu finden. Die einladende Riesensanduhr soll man nicht verwenden (dagegenklopfen offenbart warum), aber nach einer Weile hatte ich dann auch so etwas recht vertrauenswürdiges zusammengebastelt.

Aussicht

Noch einmal die schöne Aussicht

Standplatz

Bastelstand

Als nächstes war die Schlüsselstelle der Tour dran, der Einstieg in den Unteren Reitgrat. Hier muss man sich durch einen sehr schmalen Spalt zwischen Wand und einer anlehnenden Rippe nach oben quetschen, bis man oben auf die Rippe kommt. Zuvor hatte ich eine schnelle Seilschaft, die wir vorbeigelassen hatten, bei dieser Schinderei beobachtet, aber leider bekam ich es dann nicht so gut hin wie die beiden. Meine Körpergröße von knapp 2m war hier ein echter Nachteil, da ich die Knie in den beengten Verhältnissen kaum anwinkeln konnte und so nur wenig Druck auf die Füße bekam. Unter lautem Fluchen und Schnauben ging es cm-weise aufwärts (oder auch schon mal abwärts, wenn mir die Füße mal wieder durchrutschten). Schließlich stützte mir einer der beiden Berliner, die hinter uns warteten, das rechte Bein, so dass ich mit den Knien endlich über den entscheidenen Buckel kam. Nun ging es mühsam aber stetig auf die Rippe, wo ich erst mal verschnaufen musste.

Der Ausstieg aus dem Reitgrat ist dann auch noch mal etwas seltsam, bereitete mir aber deutlich weniger Probleme als der Einstieg.

Falkenstein-Schatten

Aussicht nach dem Unteren Reitgrat

Zu Beginn der letzten Seillänge muss man dann noch mal 2m Kaminstemmen bewältigen, bevor es dann einfach über den Oberen Reitgrat zum Gipfel geht. Ich muss zugeben, die Schlüsselstelle hatte mir etwas den Zahn gezogen und so war ich froh, als wir dann endlich oben waren. Die Aussicht über das Elbsandsteingebirge war bei diesem Wetter natürlich herrlich.

Gipfelblick

Gipfelblick (Foto: Mario Schneck)

Das Abseilen war dann auch noch mal sehr abwechslungsreich, besonders die erste Länge, die auf einer kleinen Kanzel mitten in einer Schlucht endet. Hat was von Höhlenforschung. 

Abseilen

Letzte Abseillänge

Gegen viertel vor fünf waren wir wieder unten. Während wir noch auf die beiden Berliner warteten, mit denen wir unterwegs ein paar Schlingen getauscht hatten, genossen wir die schöne Abendstimmung. Am Ende eines perfekten Klettertages ging es dann im Schein der Stirnlampen zurück zum Auto.

Abendstimmung

Abendstimmung

Fazit der Tour: Eine absolut lohnende, sehr abwechslungsreiche Tour. Die Kletterei fordert einen im angegebenen Schwierigkeitsgrad voll. An Klettertechniken kommt fast alles mal vor, der Schwerpunkt liegt allerdings auf Stemmen und Klemmen, Schieben und Quetschen. Die Absicherung ist alpin. Nach der 2.,3. und 6. Seillänge gibt es fette Standplatzbühler, die anderen Stände kann man gut selbst bauen. In der ersten und zweiten Seillänge lassen sich Zwischensicherungen in Form von Sanduhr- und Köpfelschlingen selbst legen, in der dritten braucht man keine und danach muss man halt ohne auskommen.

Fakten zur Tour

  • Falkenstein (381m), Schusterweg
  • Schwierigkeit III, 6 SL, 120m
  • Absicherung alpin
  • Abstieg per 4x Abseilen (Bohrhaken)
  • Erstbegehung 1892 durch Oscar Schuster, M.Klimmerer

 


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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