Bergtour im Karwendel am 18.05.2013

Bislang kannte ich das Karwendel nur aus dem Winter. Da es Zeit wurde dies zu ändern, fuhr ich am Pfingstsamstag nach Innsbruck, um mit Franzi und Mark eine Frühjahrstour in der Nordkette zu unternehmen. Auch wenn es meine erste Karwendeltour ohne Ski wurde, kam der Abfahrtsspaß nicht zu kurz…

Los ging es gegen halb zehn am Schießstand in Arzl (732m). Eine Straße brachte uns zur Mühlauer Klamm, durch die wir bis zu einem Wehr aufstiegen; kurz darauf erreichten wir den Weg durch die Arzler Reise, der sich ganz schön lang bis zur Scharte nach oben zieht. Zwischendurch machten wir eine Pause und genossen den Blick auf Innsbruck, dazu kam ein kurzer Verhauer – aber das Wetter war stabil und wir hatten es nicht eilig.

Der Blick hinauf zur Arzler Reise verspricht Abfahrtsfreuden

Blick auf Innsbruck; zentral dahinter die Serles

Der Aufstieg durch die Schuttreiße ist lang

An der Arzler Scharte angelangt wandten wir uns zunächst Richtung Mandlscharte und querten dann zur Aufstiegsrinne zum Gleirschtaler Brandjoch. Die Rinne ist versichert und bietet Kraxelei im I. Grad. Anschließend geht es über versichertes Schrofen- und Grasgelände (habe selten ein so deplatziertes Drahtseil gesehen wie an diesem Grastück) und kurz am Grat zum Südgipfel (2374m), den wir viertel vor zwei erreichten. Mittlerweile hatte Föhn eingesetzt; war dieser im langen Aufstieg noch sehr angenehem, blies er hier oben doch recht kühl, so dass wir unsere Fließjacken auspackten, bevor wir kurz Pause machten und dann zum Nordgipfel weitergingen.

Der Südgipfel; deutlich zu erkennen ist die versicherte Aufstiegrinne links vom Gipfel

Die Aufstiegsrinne von oben

Am Gipfeldenkmal

Der Verbindungsgrat zum Nordgipfel wurde dann noch recht unterhaltsam. Da man direkt am Grat ein Stufe abdrängend abklettern müsste, zogen wir es vor, etwas unterhalb kurz durch ein steiles Schneefeld zu queren. Während Mark die kombinierte Variante vorzog, pickelte ich mich frontal durch den Schnee – das machte Spaß und ließ kurz Hochtouren-Feeling aufkommen. Anschließend mussten wir noch durch zwei kurze, mäßig steile Schneefelder und dann waren wir auch schon am grasigen Gipfelaufbau des Nordgipfels. Den höchsten Punkt (2372m) erreichten wir viertel nach zwei; hier legten wir uns erst einmal ins Gras und genossen die Blicke auf die westliche Nordkette, Wetterstein und Mieminger im Westen, die Gleirsch-Halltal-Kette im Norden und Tuxer und Stubaier Alpen im Süden.

Schneequerung am Verbindungsgrat

Rückblick zum Südgipfel mit unseren Spuren im Schnee sowohl rechts als auch links vom Grat

Nach ausgiebiger Rast machten wir uns an den Rückweg. Dieses Mal gingen wir die abdrängende Stelle (II) direkt, was im Aufstieg ja auch immer angenehmer ist als im Abstieg, und erreichten viertel nach drei zum zweiten Mal den Südgipfel. Der Föhn hatte inzwischen aufgefrischt, was beim Gehen am Grat zusätzliche Vorsicht notwendig machte.

Blick vom Nordgipfel auf die Gleirsch-Halltal-Kette

Nordkette mit Tuxern und Stubaiern dahinter; rechts hinten der Wetterstein

Nachdem wir die Kraxelei in der Rinne hinter uns gebracht hatten, querten wir ein Stück durch das Schneefeld zurück in Richtung Mandlscharte und dann begann die Abfahrt. Franzi machte den Anfang und rutschte durch den perfekt aufgeweichten Schnee entspannt talwärts. Mark und ich ließen uns natürlich auch nicht lange bitten und rutschten hinterher. So ging es bis zur Arzler Scharte und noch ein Stück weiter, bis der Schnee im Geröll endete. Dieses ließ sich im oberen Teil fast genau so gut abfahren wie zuvor der Schnee. Weiter unten wurde es zwar ein wenig ruppiger aber selten habe ich einen so entspannten Abstieg erlebt; insgesamt konnten wir über 1000 Hm abfahren. Mit breitem Grinsen erreichten wir schließlich den Wanderweg und gingen zurück zum Schießstand, den wir viertel vor fünf erreichten. So viel Spaß macht das Karwendel also im Sommer – da werde ich wohl wiederkommen müssen!

Beim Geröll abfahren ist Mark zu schnell für meien Kamera

Beim Geröll abfahren ist Mark zu schnell für meine Kamera

Fakten zur Tour

  • Gleirschtaler Brandjoch (2374m), über Arzler Scharte
  • Schwierigkeit T5, I-II
  • 1700 Hm
  • Erstbestiegen 1859 durch Leopold Pfaundler von Hadermur, R. v. Hörmann, H. v. Enzensperg, J. v. Trentinaglia

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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