Bergtour im Karwendel am 09.05.2015

Eigentlich wäre ich gerne mal wieder klettern gegangen, aber angesichts des unbeständigen Wetters entschieden wir uns stattdessen für eine Tour, die großen landschaftlichen Genuss bei geringen Schwierigkeiten versprach: Die Überschreitung der Krapfenkarspitze aus dem Rißtal.

Auf der Hinfahrt ging in Bad Tölz der Regen los. Das hört bestimmt gleich auf, dachten wir uns. Und tatsächlich, als Jochen und ich um neun das Auto abstellten, nieselte es nur noch. Na dann konnte es ja losgehen.

Das Riß-Sperrwerk, in dem Wasser in den Walchensee ausgeleitet wird.

Das Riß-Sperrwerk, in dem Wasser in den Walchensee ausgeleitet wird.

Nach zwanzig Minuten konnten wir die Jacken schon wieder ausziehen und ringsum hoben sich allmählich die Wolken. Nach der Paindl-Alm (985m) ging der Forstweg bald in einen schmalen Weg über und der landschaftlich schöne Teil unserer Wanderung begann. Bald bogen wir nach rechts ab auf den sehr schön angelegten Steig hinauf zur Grafenherberge. In der feuchten Luft war der Anstieg schweißtreibend, dafür ergaben sich immer wieder interessante Blick über das Isartal, ins hintere Rißtal und aufs Vorkarwendel.

An der Grafenherberge

An der Grafenherberge

Nach der Grafenherberge (1464m), an der wir kurz Pause machten, wird der Wald bald lichter und verlatschter und schließlich erreicht man den Galgenstangenkopf auf 1808m, den ersten Gipfel dieser Überschreitung. Zaghaft rissen nun die Wolken auf und gaben den Blick frei auf den Rest der Soierngruppe sowie die Nördliche Karwendelkette.

Zwischen Fermerskopf und Baierkarspitze

Zwischen Fermerskopf und Baierkarspitze

Blick ins Rißtal

Blick ins Rißtal

Von hier aus wanderten wir angenehm am Kamm entlang nach Südwesten. Es lag kaum noch Schnee und dieser war auch noch trittfest, also gute Bedingungen. Gelegentlich nieselte es zwar leicht, aber im Wesentlichen blieben wir trocken. Die nächsten beiden Gipfel – Fermerskopf (1851m) und Baierkarspitze (1909m) – sind nicht besonders spektakulär. Nachdem wir letzteren erreicht hatten, machten wir an einer windgeschützten Stelle Mittagspause, dann machten wir uns an den Anstieg zur Dreierspitze. Kurz unter dem Gipfel gab es dabei die erste Felsberührung (I), über die wir uns beide gleichermaßen freuten.

Unser Tagesziel rückt näher

Unser Tagesziel rückt näher

Rückblick von der Dreierspitze

Rückblick von der Dreierspitze

Ab hier wird das Gelände etwas alpiner und die Kammfortsetzung zur Krapfenkarspitze kann stellenweise fast als Grat bezeichnet werden. Unterhalb des Gipfelaufbaus querten wir nicht wie es meistens beschrieben wird nach rechts, sondern stiegen direkt an der linken Rippe auf (Stellen I-II). Anschließend folgte das steile, aber einfache Wandl (I) und wir hatten den Gipfel (2109m) erreicht. Die Aussicht hier war schön, ansonsten war er enttäuschend: keine Krapfen weit und breit. Nicht mal trockene Brezn waren hier zu haben. Ein klarer Fall von Etikettenschwindel.

Der letzte Abschnitt zur Krapfenkarspitze

Der letzte Abschnitt zur Krapfenkarspitze

Das Gipfelwandl ist leichter als es aussieht.

Das Gipfelwandl ist leichter als es aussieht.

Wir beginnen den Abstieg.

Wir beginnen den Abstieg.

Wir blieben nicht lange, denn über der Schöttelkarspitze hatte es bereits zu regnen begonnen. Kurz nachdem wir mit dem Abstieg über den kurzen Westgrat begonnen hatte, ging es auch schon los. Der Regen war intensiv, währte aber nur kurz. Als wir am Kreuz der Gumpenkarspitze (2019m, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gipfel im Ammergebirge) standen und hinunter in den Soiernkessel blickten, hatte es schon wieder aufgehört. Auf den Soiernseen war noch Eis und das Kar sah nach wie vor sehr skigeeignet aus.

Rückblick von der Gumpenkarspitze

Rückblick von der Gumpenkarspitze

Auf den Soiernseen liegt noch Eis

Auf den Soiernseen liegt noch Eis

Die Soiernspitze mit ihren Nachbarn; ganz links der sehr bröselig wirkende NO-Grat.

Die Soiernspitze mit ihren Nachbarn; ganz links der sehr bröselig wirkende NO-Grat.

Den recht gruselig ausschauenden Nordostgrat der Soiernspitze im Blick stiegen wir schließlich zur Jägersruh ab. Hier wandten wir uns nach links und rutschten die nächsten Meter über Schneefelder ab. Die Wolken über dem Karwendel hatten sich noch einmal gehoben und gaben nun den Blick frei auf die Schlichtenkarspitzen und  das Neunerkar.

Da geht's hinunter.

Da geht’s hinunter.

Interessante Karwendelblicke

Interessante Karwendelblicke

Auf ca. 1700m verließen wir den aufwändig angelegten Weg, der weiter zur Vereiner Alm führt. Ein schmaler Pfad führte uns die Hänge von Krapfenkar- und Dreierspitze entlang und schließlich hinab ins Tal des Fermersbaches. Der Rückweg zieht sich, ist aber dank der interessanten Gräben, die gequert werden, landschaftlich erstaunlich reizvoll. Zwischendurch erwischte uns ein zweiter Schauer, aber das war auch nicht weiter schlimm.

Ein Schauer zieht durch.

Ein Schauer zieht durch.

Der Enzian blüht.

Der Enzian blüht.

Erst nach achteinhalb Stunden erreichten wir die Brücke, die über die Riß und zurück zum Auto führte. Beide waren wir froh, dass wir auch bei nicht ganz stabilem Wetter diese lange Runde angegangen waren. Auch das umwölkte Gebirge ist reizvoll und die einsamen Pfade des Galgenstangenkammes sind es ohnehin.

Frühlingsfarben

Frühlingsfarben

Daten zur Tour

  • Überschreitung Galgenstangenkamm mit Krapfenkarspitze (2019m)
  • Schwierigkeit T4, I
  • 1750 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

Rebecca · 17. Mai 2015 um 9:36 am

Hey cool, die Tour mache ich im Juni mit dem DAV Freising! Vielleicht packe ich ein paar Krapfen ein 😉

Hannes · 17. Mai 2015 um 2:10 pm

Eine gute Idee, selbst Krapfen mitzunehmen! Und ansonsten: Viel Spaß, ist eine sehr schöne Runde.

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