Bergtour im Wetterstein am 04.07.2015

Der Jubiläumsgrat – einfachster aber längster und mit Abstand bekanntester der langen Wetterstein-Grate; und eine Tour mit besonderem Prestige. Wenn man auf der Autobahn von München nach Garmisch fährt, kommt man nicht umhin, diesen langen Grat zwischen Hochblassen und Zugspitze zu bewundern und so wurde es nun Zeit, ihn sich aus der Nähe anzuschauen.

Nachdem ich diese Tour schon ziemlich lange im Kopf hatte, war es am Samstag nun so weit. Jochen, der den „Jubi“ schon zwei mal begangen hatte, Boris und ich machten uns auf den Weg nach Garmisch, um vom Osterfelderkopf aus die Zugspitze zu besteigen und anschließend durchs Höllental wieder abzusteigen.

Da die erste Gondel der Alpspitzbahn morgens schon voll war, mussten wir mit der zweiten vorlieb nehmen und starteten 08:20 Uhr unsere Tour. Rasch ging es zum Einstieg der Nordwand-Ferrata, wo wir Helm, Gurt und Klettersteig-Set anlegten. Aufs sichern verzichteten wir in diesem einfachen Gelände (B) jedoch und stiegen zügig höher.

Immer wieder schön: die Alpspitze

Immer wieder schön: die Alpspitze

Schon hier ist die Aussicht prima.

Schon hier ist die Aussicht prima.

Ich merkte allerdings bald, dass es heute nicht ganz so zügig gehen würde wie sonst. Ich weiß nicht, woran es lag – wahrscheinlich war es ein Infekt – aber ich war nicht richtig fit und konnte das Tempo von Boris und Jochen nicht mitgehen. Hinzu kam die auch jetzt schon beachtliche Hitze, die uns gehörig schwitzen ließ. Trotzdem überholten wir noch einige Alpspitz-Aspiranten, bevor wir knapp unter dem Gipfel Richtung Grieskarscharte und Jubiläumsgrat abbogen. Nun war nur noch einer vor uns – ein Trailrunner, der schon von der Bergstation mit ordentlichem Tempo losgelegt hatte und den wir auch nicht mehr wiedersehen sollten.

Jubiläumsgrat und Zugspitze

Da geht’s heute noch lang.

Hier zweigen wir ab.

Hier zweigen wir ab zum Jubiläumsgrat.

Das Gelände wird hier schon etwas anspruchsvoller. Nach der schuttigen Querung unterhalb des Hochblassen folgten dann die ersten einfachen Kletterstellen (bis II) und bald erreichten wir den eigentlichen Grat. Ganz schön lang sah dieser von hier aus aus, wobei er sich dann als noch länger herausstellte, da die vielen Türme, die überklettert werden wollen, kaum zu sehen sind. Die Länge, das viele auf und ab in steilem Gelände ist wohl auch die Hauptherausforderung der Tour. Kurz darauf kamen uns die Ersten entgegen, die im Biwak übernachtet hatten. Ab der Vollkarspitze (2630m) folgten die Münchner-Haus-Nächtiger und noch ein gutes Stück später die Bahnfahrer.

Einer der ersten Abstiege

Einer der ersten Abstiege

Jubiläumsgrat Gehgelände

Yeah!

Am berüchtigten Abstieg von der Vollkarspitze (D) waren wir dann zu ersten Mal froh um unsere Klettersteigsets. Hier geht es schon ordentlich steil runter. Auch danach bleibt das Gelände noch anspruchsvoll, bis es ab der Äußeren Höllentalspitze (2716m) zunächst leichter wird. Gegen halb eins passierten wir die Biwakschachtel, die innen übrigens erstaunlich gemütlich aussieht.

Im Abstieg von der Vollkarspitze

Im Abstieg von der Vollkarspitze

Leichtes Gelände Jubiläumsgrat

Der erste Gegenverkehr

Biwakschachtel Jubiläumsgrat

Hallo, jemand zu Hause?

Am Gipfel der Mittleren Höllentalspitze (2740m) machten wir gegen halb zwei Mittagspause und genossen die Aussicht. Die war ziemlich gut, da sich kaum Wolken am Himmel zeigten. Dafür war es brutal heiß und wir hätten uns über etwas Schatten sehr gefreut. Auch von hier aus sah der Grat noch ewig lang aus, obwohl wir bereits knapp die Hälfte hinter uns hatten.

Die Biwakschachtel als Farbtupfer

Die Biwakschachtel als Farbtupfer

Jubiläumsgrat

Ein Stückerl ist’s noch.

Mittlerweile war ich ziemlich langsam geworden und ging meist alleine, bis die Anderen mal wieder auf mich warteten. Dadurch, dass es so anstrengend war, blieb der Genuss  ein wenig auf der Strecke, aber so ist das halt, wenn man ausgerechnet bei einer so eindrucksvollen, langen Tour nicht richtig fit ist.

Der nächste Grataufschwung wartet schon.

Der nächste Grataufschwung wartet schon.

Ab der Inneren Höllentalspitze (2737m) wird das Gelände wieder anspruchsvoller. Es folgt ein langer Abstieg, teils versichert, teils nicht, mit einer unangenehm kleintrittigen Querung am Ende (II), dann geht es an einem Turm wieder steil hinauf. Bei der nächsten Querung überholten wir zwei Tschechen, die wohl die letzte Nacht im Biwak verbracht hatten. Sie waren hier mit Seil unterwegs und entsprechend langsam.

Im Abstieg von der Inneren Höllentalspitze

Im Abstieg von der Inneren Höllentalspitze

Der Grat wird schärfer.

Der Grat wird schärfer.

Richtung Zugspitze wird der Jubiläumsgrat nun schärfer und ausgesetzter (und stellenweise sogar luftig), dafür nimmt das Gehgelände zu. Darin sind zwar noch einige Kletterstellen eingebettet (mehrmals II, einmal III-), aber da diese fast alle im Aufstieg zu bewältigen sind, stellten sie zumindest für uns kein Problem dar.

Ausgesetztes Gelände Jubiläumsgrat

Viele anspruchsvolle Stellen am Jubi-Grat sind nicht versichert.

Mehr Gegenverkehr

Mehr Gegenverkehr

Somit wurde das Gehen einfacher, während wir uns dem Gipfel näherten. Das war mir natürlich sehr recht, denn mittlerweile war ich echt kaputt. Viertel nach fünf erreichte ich dann endlich das Gipfelkreuz und blickte über den langen Grat zurück zur Alpspitze. Da war ich dann doch ein wenig stolz, das geschafft zu haben, wenn auch ziemlich langsam. Eigentlich wollte ich ja nicht noch mal hierher kommen, aber für diese schöne Tour hatte es sich gelohnt.

Tiefblick ins Höllental

Tiefblick ins Höllental

Fliegen - auch nicht schlecht!

Fliegen – auch nicht schlecht!

Auf der Terrasse war nicht mehr viel los. Wir bestellten am Münchner Haus Getränke und setzten und kurz, dann nahmen wir auf meine Bitte hin und entgegen unseres ursprünglichen Plans die letzte Bahn zum Eibsee.

Blick zurück zur Alpspitze

Blick zurück zur Alpspitze

Eine spannende Tour lag hinter uns, als wir in der Gondel zu Tal schwebten. Ihr Ruf als eine der spektakulärsten Touren der Ostalpen mag etwas übertrieben sein, aber beeindruckend und sehr schön ist sie schon.

Daten zur Tour

  • Zugspitze (2962m), Jubiläumsgrat
  • Schwierigkeit T6, III-
  • 1700 Hm ab Bergstation Alpspitzbahn
  • Erstbegangen am 02.09.1897 durch Ferdinand Henning

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

grein10 · 12. Juli 2015 um 8:36 pm

schöner Bericht und viele interessante Fotos – Danke!

    Hannes · 16. Juli 2015 um 11:14 am

    Danke für den netten Kommentar – freut mich, dass Dir der Bericht gefällt.

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