Bergtour im Karwendel am 02. / 03.10.2015

Herbstzeit = Karwendelzeit. Nachdem mein letzter Ausflug die Soierngruppe zum Ziel gehabt hatte, begaben wir uns dieses Mal wieder ins wilde Herz des Karwendels und erkundeten einige der Gipfel und Grate rund um die Pfeishütte.

Der Plan, früh das Büro zu verlassen, ging am Freitag nur halb auf und so schwangen sich Jochen und ich erst gegen halb sieben am Ortsrand von Scharnitz (964m) auf unsere Räder. Dank des starken Föhns war es fast sommerlich warm an diesem Abend und so entledigten wir uns bald unserer Pullis und fuhren im T-Shirt erst durchs Isar-, dann durchs Gleirschtal bis zum Radlparkplatz unterhalb der Pfeishütte. Die letzten 300 Höhenmeter gingen wir dann im Lichte der Stirnlampen zu Fuß an.

Der Hohe Gleirsch bewacht den Eingang ins Gleirschtal.

Der Hohe Gleirsch bewacht den Eingang ins Gleirschtal.

Kurz nach neun erreichten wir die Hütte (1922m), wo Franzi und Mark schon auf uns warteten. Nach einem späten Abendessen ging es anschließend früh ins (zu den Seiten hin sehr enge, dafür in der Länge ausreichende) Lager.

Am nächsten Morgen setzten wir uns um sieben zum reichhaltigen, leckeren Frühstück. eine halbe Stunde später trauten wir uns vor die Tür, wo wir von freundlichem Wetter und starkem Wind empfangen wurden. Unser erstes Tagesziel war die Sonntagkarspitze, deren Normalweg gut markiert vom Hüttenfahrweg abzweigt und zunächst ins Sonntagkar aufstiegt. Im Kar trafen wir auf einen Steinwidlkindergarten – ein seltener Anblick im Karwendel.

Die Wetterstein-Gipfel leuchten schon in der Morgensonne.

Die Wetterstein-Gipfel leuchten schon in der Morgensonne.

Verwunschenes Samertal

Verwunschenes Samertal

Steinwild mit Nachwuchs

Steinwild mit Nachwuchs

Von hier führt der Steig beinahe übermarkiert in den Südgrat der Sonntagkarspitze und dort leicht (Stellen I) hinauf. Oben am Grat wehte der Föhn in stürmischen Böen und dämpfte die Behaglichkeit. Nach knapp zwei Stunden erreichten wir dann den Gipfel auf 2575m Höhe. Die Aussicht übers Karwendel war gigantisch, besonders beeindruckten der Kamm von den Ödkar- über die Kaltwasserkar- bis zu den Sonnenspitzen im Norden sowie der breite Aufbau der Rumer Spitze im Süden. Wir blieben allerdings nicht allzu lange am höchsten Punkt, sondern flüchteten bald vor dem kalten Wind unter die Wand eines Grataufschwunges, wo wir unsere Gipfeljause nachholten.

An der ersten Kraxelstelle werden die Helme aufgesetzt.

An der ersten Kraxelstelle werden die Helme aufgesetzt.

Franzi und Mark kurz vor dem Gipfel der Sonntagkarspitze

Franzi und Mark kurz vor dem Gipfel der Sonntagkarspitze

Karwendelprominenz im Panoramablick

Karwendelprominenz im Panoramablick

Anschließend gingen wir die Überschreitung zur Hinteren Bachofenspitze an. Diese zeigte sich typisch karwendelig: Kurze Kletterstellen (bis II) in brüchigem Fels wechselten sich ab mit Gehgelände auf schmalen, schuttbedeckten Bändern. Es war also ständige Aufmerksamkeit gefragt, gerade auch angesichts des nach wie vor stark böigen Windes. Schlüsselstelle war ein trittarmer Aufschwung (eher III als II) kurz vor der Bachofenspitze, Gegen halb elf erreichten wir dann den Gipfel (2668m) und konnten uns bei mittlerweile angenehmeren Bedingungen zu einer weiteren Gipfelrast setzen.

Der Grat zur Hinteren Bachofenspitze; rechts wartet bereits der Roßkopf auf unseren Besuch.

Der Grat zur Hinteren Bachofenspitze; rechts wartet bereits der Roßkopf auf unseren Besuch.

Trotz der Wolken ergaben sich immer wieder schöne Ausblicke in die Stubaier.

Trotz der Wolken ergaben sich immer wieder schöne Ausblicke in die Stubaier.

Zwischendurch bot der Grat auch mal Gehgelände.

Zwischendurch bot der Grat auch mal Gehgelände.

Franzi in der Schlüsselstelle

Franzi in der Schlüsselstelle

Beim südseitigen Abstieg konnten wir zunächst dem markierten Weg folgen; dort wo dieser ins Kar hinabzieht, gingen wir jedoch am Grat weiter. Steinmänner wiesen den Weg zu einer westseitigen Umgehung, dann ging es zurück am Grat weiter bis zum nördlichen Vorgipfel des Roßkopfes. Es folgte ein sehr schuttig-brüchiger Abstieg in einer Rinne, dann erreichten wir durch die Schrofen (I) der Westflanke den Hauptgipfel (2670m). Mittlerweile hatte der Wind merklich nachgelassen und es kam sogar die Sonne raus.

Weiter geht's zum Roßkopf

Weiter geht’s zum Roßkopf

Rückblick zur Hinteren Bachofenspitze; links unser Aufstiegsgrat.

Rückblick zur Hinteren Bachofenspitze; links unser Aufstiegsgrat.

Feinster Karwendelbruch zwischen Vor- und Hauptgipfel des Roßkopfes

Feinster Karwendelbruch zwischen Vor- und Hauptgipfel des Roßkopfes

Gipfelphoto am höchsten Punkt der Überschreitung

Gipfelphoto am höchsten Punkt der Überschreitung

Nach einer weiteren kurzen Rast machten wir uns an den nächsten Abschnitt der Überschreitung. Der Abstieg vom Roßkopf war noch leicht schuttig, dafür erwartete uns der Aufstieg zur Großen Stempeljochspitze – ganz karwendeluntypisch – mit herrlich festem, rauem Fels. Da machte uns auch die kurze IIIer-Stelle nichts mehr aus und wir standen schon bald an unserem vierten Tagesgipfel (2543m). Ähnlich, aber etwas leichter, ging es nun weiter zur Kleinen Stempeljochspitze (2529m), wo wir unsere letzte kurze Gipfelrat abhielten.

Herrlicher Kletterfels im Aufstieg zur Großen Stempeljochspitze

Herrlicher Kletterfels im Aufstieg zur Großen Stempeljochspitze

Am Grat

Am Grat

Zwischendurch hatte uns ein tiroler Alleingänger überholt.

Zwischendurch hatte uns ein tiroler Alleingänger überholt.

Hier endete der interessante Teil der Überschreitung und über den markierten Weg stiegen wir ab zum Stempeljoch und zur Pfeishütte. Während Franzi und Mark noch kurz in der Hütte einkehrten und von dort über die Arzler Scharte abstiegen, wanderten Jochen und ich gleich weiter zu unseren Fahrrädern am Fuß des Hüttenhanges. Wir beschlossen die Tour mit der etwa einstündigen Abfahrt zurück nach Scharnitz. Schön war es mal wieder gewesen und etwas wild auch – Karwendel eben.

Am Gipfel der Kleinen Stempeljochspitze war etwas mehr los.

Am Gipfel der Kleinen Stempeljochspitze war etwas mehr los.

Tiefblick auf Innsbruck

Tiefblick auf Innsbruck

Zurück im Samertal.

Zurück im Samertal.

Fakten zur Tour

  • Überschreitung Sonntagkarspitze, Roßkopf (2670m) bis Stempeljoch
  • Schwierigkeit T6, III
  • 2050 Höhenmeter ab Scharnitz

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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