Klettern im Mangfallgebirge am 05.05.2016

Bereits im April hatten Boris und ich das Klettergebiet an Roß- und Buchstein in Augenschein genommen. Anschließend warteten wir eine günstige Gelegenheit ab, den leichtesten Anstieg durch die Buchstein Südwand anzugehen.

An Christi Himmelfahrt war es nun so weit: Herrliches Wetter und die letzten Schneefälle schon wieder einige Tag her, so dass Hoffnung auf trockenen Fels bestand.

Wir waren heute etwas früher dran und starteten gegen neun unseren Aufstieg am Parkplatz. Dieses Mal lagen die ersten Schneeflecken sogar noch tiefer als beim letzten Mal, dafür war die Mächtigkeit der Schneedecke deutlich geringer. Und es war viel los. Offensichtlich lockten Feiertag sowie die Saisoneröffnung der Tegernseeer Hütte viele Ausflügler an.

Die noch recht winterliche Buchstein Südwand; das Südwandschmankerl folgt der markanten Verschneidung.

Die noch recht winterliche Buchstein Südwand; das Südwandschmankerl folgt der markanten Verschneidung.

Auf der Südseite der Roßsteinnadel trafen wir zwei andere Kletterer, die deutlich schwierigere Routen ins Visier genommen hatten als wir. Dann stapften wir durch den Schnee hinüber zum Einstieg des „Südwandschmankerls“, den wir gegen halb elf erreichten.

Endlich mal ein Einstieg, den wir auf Anhieb gefunden haben.

Endlich mal ein Einstieg, den wir auf Anhieb gefunden haben.

Der Fels war noch ziemlich kalt und auch stellenweise sehr nass, so dass wir beschlossen, noch eine Stunde abzuwarten, bevor wir einsteigen würden. Beide waren wir etwas nervös, war dies doch die schwierigste Mehrseillängenroute, die wir uns bislang vorgenommen hatten. Als wir uns schließlich zum Klettern bereit machten, traf eine zweite Seilschaft ein, die die gleiche Route im Visier hatte. Da würden wir dann also unterwegs Gesellschaft haben.

Boris stieg die erste Seillänge vor und holte mich dann nach. Über einen kleinen Überhang (IV+) ging es hinein in die Verschneidung und dann über mehrere kleine, teils noch nasse Aufschwünge (bis V-) hinauf. Das kann ja was werden, dachte ich mir, wenn das noch einen Grad schwerer wird, denn ich fand das hier schon nicht einfach.

Die zweite Seillänge hätte eigentlich meine sein sollen, doch ich merkte schnell, dass mir das hier einfach zu schwer war. Ein wenig ließ ich mich auch von der nachfolgenden Seilschaft stressen, nahm mir nicht ganz die notwendige Zeit zum ausprobieren. Aber auch mit mehr Ruhe hätte ich mich hier im Vorstieg extrem schwer getan. Also ließ ich stattdessen Boris den Vortritt, der diesen dankenswerterweise auch annahm.

Boris in der zweiten Seillänge; mitunter war der Fels noch ziemlich nass.

Boris in der zweiten Seillänge; mitunter war der Fels noch ziemlich nass.

Schlüsselstelle der zweiten Länge war eine glatte Platte, dann eine Linksquerung und schließlich ein nasser plattiger Aufschwung (V+), anschließend wurde es leichter. Das Ambiente dieser Tour war schon beeindruckend; noch nie waren wir so direkt durch eine Wand gestiegen. Die Ausgesetztheit machte mir immerhin wenig aus, es waren mehr die Schwierigkeiten, mit denen ich zu kämpfen hatte.

Aussichtsreicher Zwischenstand

Aussichtsreicher Zwischenstand

Die dritte Seillänge war dann die schwerste der Tour. Die Rechtsquerung zu Beginn (V+) ging gut von der Hand, der Einstieg in die steile Rissverschneidung (V) war schon etwas mühsamer und deren Ausstieg (VI-) dann richtig schwierig. Hier war ich wirklich froh über das Seil von oben und bewunderte Boris Vorstiegsmoral.

Boris kurz vor der Schlüsselstelle

Boris kurz vor der Schlüsselstelle

Hinein in die Verschneidung!

Hinein in die Verschneidung!

Auch die vierte Länge stieg Boris vor. Der Einstieg (V) war noch einmal recht streng, dann ging es sehr schön über Blöcke und an einer steilen Kante entlang (V-) zum Stand.

Der Einstieg in die vierte Seillänge

Der Einstieg in die vierte Seillänge

Auch an diesem Zwischenstand kann sich der Ausblick sehen lassen.

Auch an diesem Zwischenstand kann sich der Ausblick sehen lassen.

Nun hatten wir es fast geschafft. Die letzte Seillänge (II) stieg ich vor, allerdings war der Spaß schon nach wenigen Metern vorbei und wir kamen am Weg zum Buchsteingipfel an. Nachdem wir uns des Klettergeraffels entledigt hatten, stiegen wir noch zum höchsten Punkt (1701m) auf und genossen die Aussicht.

Geschafft - am Gipfel des Buchsteins

Geschafft – am Gipfel des Buchsteins

Und auch der Roßstein hat Besuch.

Und auch der Roßstein hat Besuch.

Anschließend stiegen wir zur Hütte ab, wo wir uns auf der inzwischen nicht mehr komplett vollen Terrasse ein Weißbier und eine Stärkung gönnten, bevor wir den Abstieg angingen.

Abstieg zum Weißbier

Abstieg zum Weißbier

Kurz nach sechs waren wir wieder unten. Ich war schon enttäuscht, dass ich heute gar nichts gerissen hatte, zumal die Tour sehr gut abgesichert war und ich den V. Grad auch schon mehrere Male vorgestiegen bin. Trotzdem war diese anspruchsvolle, direkte Kletterei ein tolles Erlebnis. Das nächste Mal wird es dann wieder etwas einfacheres, was ich auch beherrsche..

Die Abseilstelle an der Roßsteinnadel

Die Abseilstelle an der Roßsteinnadel

Den phänomenalen Sonnberg nahmen wir im Abstieg noch mit.

Den phänomenalen Sonnberg nahmen wir im Abstieg noch mit.

Fakten zur Tour

  • Buchstein (1701m), „Südwandschmankerl“
  • Schwierigkeit VI-, 5 SL, 180m
  • 850 Hm
  • Sehr gut mit Bohrhaken abgesichert
  • Topo bei bergsteigen.com

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

Mark · 11. Mai 2016 um 6:55 am

Wegen der humanen Bewertung und der Kürze eignet sich die Tour gut, um sich an den sechsten Grad heranzutasten. Als Saisonauftakt ist sie dennoch ambitioniert. Bei unserer zweiten Begehung im letzten Herbst, ging sie uns auch nicht leicht von der Hand, obwohl wir im Sommer deutlich schwierigere Routen geklettert sind. Zwei Monate nicht draußen geklettert und nur ein paar Mal in der Halle gewesen und schon liegt das Niveau am Boden. Beim Klettern muss man schon ziemlich viel investieren, um besser zu werden.

    Hannes · 11. Mai 2016 um 1:45 pm

    Wahre Worte… die immerhin Hoffnung machen, dass es im Laufe des Sommers noch besser wird… 😉

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