Bergtour in den Lechtaler Alpen am 08.10.2016
Am Samstag ging ich mal wieder dem exklusiveren meiner beiden Hobbys nach, dem Schlechtwetterbergsteigen. Als Ziel hatte ich mir dieses Mal die Gartner Wand bei Lermoos ausgesucht, die – so hoffte ich – auch bei etwas Neuschnee und trübem Wetter gut erreichbar sein sollte.
„Pfeifen Sie aufs Wetter“ hatte ein bekannter Hersteller von Outdoor-Bekleidung plakatiert, als ich morgens durch die Straßen Münchens fuhr. Genau, dachte ich, das ist das Motto für heute. (Von dem Umstand, dass auf dem Plakatfoto eigentlich nur die Jacke des Protagonisten nach schlechtem Wetter aussah, ließ ich mich dabei nicht irritieren). Der Tiroler Radiomoderator hingegen sagte, es sei kein guter Tag für Bergtouren, stattdessen solle man lieber was schönes zu Hause machen. Na das wollen wir doch mal sehen!
Immerhin war es in Lermoos etwas freundlicher als in Bayern, als ich kurz nach zehn zu meiner Runde aufbrach. Es nieselte zwar, aber nur leicht. Weniger schön war, dass irgend etwas mit meinen Schuhen passiert war: Im Zehenraum des rechten Bergschuhs hatte sich eine Lederfalte nach innen gebogen, was das Gehen recht unbequem machte.
Bis zur Mittelstation der Grubigsteinbahn ist der Aufstieg nicht so der Hit. Skigebiet halt. Danach wird es zur Wolfratshausener Hütte (1751m) hin interessanter, die ich gegen halb zwölf erreichte. Ich ging allerdings gleich weiter richtung Gartner Tal. Der auf meiner Karte eingezeichnete Saumweg hinüber zum Sommerbergjöchle ließ sich nicht finden (schon wieder!), so dass ich ca. 250m ins Tal absteigen musste. Das war natürlich lästig, ließ sich aber nicht ändern.
Während ich anschließend den selben Weg aufstieg wie anderthalb Jahre zuvor auf dem Weg zur Bleispitze, schob sich von hinten eine Nebelbank langsam das Tal hinauf. Dazu blies mir der Wind leichtes Schneegegriesel entgegen, was den Gemütlichkeitsfaktor doch etwas senkte.
Gegen eins erreichte ich das auf 2001m gelegene Sommerbergjöchle. Nachdem ich hier einen Riegel zu mir genommen hatte, wandte ich mich dem Nordgrat der Gartner Wand zu, der vor einigen Jahren markiert und teilweise versichert wurde. Sonst wäre er heute auch nicht das Richtige gewesen. Die Felspassagen erforderten dank der Neuschneeauflage volle Konzentration und trotz der Versicherungen wird hier stellenweise wohl der II. Grad erreicht. Trotzdem machte die Kraxelei durchaus Spaß, zumal zwischendurch auch der leichte Schneefall aufhörte.
Gegen zwei erreichte ich das kleine Gipfelkreuz und setzte mich zu einer kurzen (für eine längere war’s dann doch zu ungemütlich) Brotzeit. Als ich nach Osten am Kamm weiterging, traf ich gleich auf ein weiteres, deutlich größeres Kreuz, welches wohl den eigentlichen Gipfel der Gartner Wand (2377m) markiert.
Nun ging es in Gehgelände am (wahrscheinlich sehr aussichtsreichen) Kamm weiter. Es ist ein schöner Weg hier, der dem trittsicheren Wanderfreund sicherlich viel Freude bereitet. Kurz vor dem Grubigstein wurde es dann noch einmal anspruchsvoller; auch dieser Abschnitt ist versichert, allerdings war das Drahtseil für den Winter bereits entfernt worden. Wirklich schwierig waren diese Stellen zum Glück nicht.
Kurz vor drei erreichte ich den 2233m hohen kreuzbestandenen Gipfel des Grubigsteins, der eigentlich kaum mehr ist als ein Gratkopf der Gartner Wand, von Lermoos aus aber recht eigenständig ausschaut. Im Abstieg tauchte dann plötzlich ein weiterer Buckel mit Kreuz aus dem Nebel vor mir auf. Ja hatten die hier zu viel Gipfelkreuze und wussten nicht wohin damit, oder was? Schnell erstieg ich auch diesen unbedeutenden Vorgipfel, dann ging es endgültig bergab.
An der Bergstation vorbei erreichte ich gegen halb vier die Wolfratshausener Hütte, in die ich dieses Mal auch einkehrte, um mich an Apfel-Himbeer-Strudel und gespritztem Johannisbeersaft zu laben. Lecker!
Der weitere Abstieg war unspektakulär. Also vielleicht bis auf die Fußschmerzen, die dank der Schuhe durchaus beachtliche Ausmaße annahmen. Aber irgendwann war auch das vorbei und ich kam (bis auf ein paar Blasen an den Zehen) unbeschadet am Auto an. Heute hatte es sich gelohnt, aufs Wetter zu pfeifen.
Daten zur Tour
- Gartner Wand (2377m), Nordgrat
- Schwierigkeit T5, I-II, A
- 1650 Höhenmeter
2 Kommentare
Mark · 11. Oktober 2016 um 6:51 pm
Am Tschirgant gibt es drei Gipfelkreuze, aber keines am höchsten Punkt. 😀
Hannes · 12. Oktober 2016 um 5:15 am
Die spinnen, die Tiroler. 😉