Hochtour in den Urner Alpen am 15./16.10.2016

…das war wohl nix! Lange Anfahrt, unglückliches Bußgeld, dazu keinen einzigen Meter geklettert. Das letzte Wochenende war nicht von Erfolg gekrönt – und hat sich doch irgendwie gelohnt.

Klettern am Furkapass. Das klangt toll. Dazu mit einem alten Freund, den ich in diesem Sommer nach über zehn Jahren wieder getroffen hatte. Wir sollten mal zusammen klettern gehen, hatten wir beschlossen. Und nun war es soweit.

Die Fahrt in die Zentralschweiz lief ja prinzipiell nicht schlecht, abgesehen davon, dass mich die ASFINAG dank eines dummen Missverständnisses meinerseits und dem Lauern auf Dumme ihrerseits um 120€ für das unbeabsichtigte, vignettenlose Befahren von 500m österreichischer Autobahn erleichterte. Angesichts der erheblichen Beträge, die bei mir in den letzten Jahren für Autobahnmaut in Österreich, Italien und der Schweiz zusammen gekommen sind, war das schon extrem ärgerlich.

Winterlicher Furkablick

Winterlicher Furkablick

Nun ja, halb zwei war ich dann da am Furkapass. Rechtzeitig, um noch etwas kleines zu klettern – wäre nicht das Wetter deutlich schlechter gewesen als vorhergesagt. Nieselregen, dazu alles noch nass – nicht so der Hit fürs Granitklettern. Also erst mal in Manuels Bus Kaffee trinken, Muffins essen und Touren für den nächsten Tag planen. Gross Furkahorn ESE-Grat? Wäre ein Hammer. Galenstock SE-Sporn? Auch nicht schlecht, falls am Furkahorn zu viel Schnee liegt. Die Vorfreude stieg.

Schön ist es ja mit all dem Schnee.

Schön ist es ja mit all dem Schnee.

Später machten wir dann noch einen kleinen Erkundungsgang. Ernüchternd war, dass die Schneedecke deutlich dicker war, als ich erwartet hatte. Auch die Grate sahen recht eingeschneit aus. Aber Manuel war nach wie vor optimistisch und ich ließ mich davon gerne anstecken.

Mal sehen, was der nächste Tag so bringt.

Mal sehen, was der nächste Tag so bringt.

Nach einer Nacht in Andermatt gingen wir am nächsten Morgen etwa 06:15 Uhr an der Passhöhe wieder los. Der Himmel war klar und zunächst wies uns der Vollmond den Weg, später kam das Morgengrau hinter Andermatt dazu. Eine herrliche Stimmung, die kurz noch schöner wurde, als endlich die Sonne aufging und die Granitwände in intensives rot tauchte.

Das Gros Furkahorn wartet schon.

Das Gross Furkahorn wartet schon.

Erleuchteter Galenstock

Erleuchteter Galenstock

Fast wie im Winter

Fast wie im Winter

Bald standen wir unter dem Gross Furkahorn und mussten erkennen, dass die Einstiegsverschneidung (4c) ziemlich eingeschneit war und sehr wahrscheinlich kombiniert geklettert werden müsste. Musste aber nicht unbedingt sein in diesem Schwierigkeitsgrad. Manuel meinte dazu nur: „Wir können auch gerne den Galenstock versuchen.“ Na dann, gehen wir doch mal rüber.

Die Sonne schaut hinter dem Hannibalturm hervor.

Die Sonne schaut hinter dem Hannibalturm hervor.

Schon bis hier war das Spuren durch das oft blockige Gelände mit lockerem Schnee und nicht tragfähigem Harschdeckel mühsam gewesen und es wurde nach oben nicht besser (so kenne ich ihn, den Galenstock). Zwei Stunden brauchten wir bis zum einstieg des SE-Sporns, den wir dann kurz nach zehn erreichten.

Der SE-Sporn des Galenstocks kommt näher.

Der SE-Sporn des Galenstocks kommt näher.

Anstrengende Spurarbeit

Anstrengende Spurarbeit

Nur ein paar Meter erkundeten wir, dann war klar, dass wir mit all dem Schnee zwischen den Felsen deutlich länger hinauf brauchen würden, als wir Zeit hatten. Also Umkehr. Etwas frustrierend bei dem hohen Aufwand, um herzukommen. Aber auch das gehört dazu beim Bergsteigen und unser Vorhaben war wohl einfach zu ambitioniert für dieses Herbstwochenende.

Vom Fuße des Sporn aus hatten wir eine herrliche Aussicht.

Vom Fuße des Sporn aus hatten wir eine herrliche Aussicht.

Umkehr

Umkehr

Der Abstieg ging überraschend zügig, da der Schnee mittlerweile eine rutschfreudige Konsistenz angenommen hatte. So hatten wir noch Zeit, uns in Tiefenbach mit Rivella und Kuchen zu stärken, bevor wir die Heimfahrt antraten. Alpinistisch war dieses Wochenende eher nix; um eine alte Freundschaft wiederzubeleben hatte es sich aber doch gelohnt. Ein paar Jahre später versuchte ich den SO-Sporn dann noch einmal.

Na dann wollen wir mal wieder absteigen.

Na dann wollen wir mal wieder absteigen.

 


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

4 Kommentare

Rebecca · 24. Oktober 2016 um 6:43 pm

Ach Mensch, sowas Blödes… Vor allem bei der weiten Anreise. Ich drücke die Daumen für die nächste Tour! 🙂

Liebe Grüße

Rebecca

    Hannes · 26. Oktober 2016 um 1:55 pm

    Danke! Wird bestimmt besser laufen… 🙂

Dani · 12. November 2016 um 11:22 pm

So ein Käse! Aber lässig, dass du es so lässig nimmst, den Asfinag Typen hätt ich wohl eines übergezogen. 😉
Ich hab unlängst gelesen, dass es in D bald wohl auch eine Vignette geben soll… da muss ich mich wohl wappnen, dass mir nicht das selbe Schicksal wiederfährt.
Lg
Dani

    Hannes · 14. November 2016 um 9:17 am

    Na ja, im ersten Moment, als ich die 120€ abdrücken musste, habe ich mich schon sehr geärgert. Aber ich wollte mir dann auch nicht das Wochenende über die Laune verderben lassen.
    Stimmt, bald gibt es wohl auch eine D-Vignette. Der nächste Schritt wäre dann AT, CH, D als Kombi zum Vorteilspreis inklusive einer Packung Manner-Waffeln, einem Stück Appenzeller und einer Flasche Pils.

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