Tag 4:

Morgens, vor meinem Aufbruch machte ich den ersten Eintrag in mein Audio-Tagebuch: Werde jetzt gleich zum vierten Tag aufbrechen. Ich habe nicht so richtig den Eindruck, dass meine Form besser ist als in den letzten Tagen, was mir ein bisschen Sorge macht, da bis Frozen Lake Pass seit dem ersten Tag die meisten Höhenmeter auf mich warten und ich ja eigentlich ganz gerne auch noch über Mather Pass kommen würde, um nicht einen ganzen Tag hinter dem Zeitplan zu bleiben.

Der hakende Reissverschluss von meinem Schlafsack nervt mich unglaublich, die Streichhölzer sind scheiße, weil die ständig abbrechen oder nicht richtig zünden und der Piezo-Zünder meines Gaskochers will auch nicht. Ich hoffe jetzt mal, dass ich mit den Streichhölzern noch hinkomme, sonst muss ich auf dem John Muir Trail jemanden um Streichhölzer oder ein Feuerzeug anbetteln. Gestern dachte ich, die Isomatte hätte ein Leck, das war aber zum Glück falscher Alarm. 

Ansonsten, mal sehen… wenn ich wirklich bis Mather Pass kommen sollte, dann treffe ich heute vielleicht auch wieder jemanden; die letzten beiden Tage war das nicht der Fall. 

Hier geht es zurück zum Anfang der Geschichte, hier zum vorigen Teil.

Halb acht ging es dann los, mit einiger Nervosität, war Frozen Lake Pass doch nicht nur der bisher mit Abstand höchste Pass, sondern galt auch als einer der schwierigsten der High Route. Der Anfang gelang dann gleich nicht allzu gut, denn ich verlor schon ziemlich bald den Pfad aus den Augen, der micht nach Osten führen sollte. In der Folge wandte ich mich zu früh nach Norden, stieg steile Waldhänge hinauf und fand mich schließlich westlich eines großen bewaldeten Beckens wieder, das ich eigentlich südlich umgehen sollte. Zum Glück gelang es mir aber ohne allzu große Höhenverluste wieder auf die richtige Route zu kommen. Weiter ging es durch Wald, dann über eine große Lichtung samt Bergsee und durch abwechslunsgreiches offenes Gelände – ein landschaftlich sehr schöner Abschnitt, der jedoch bei ca. 11600 ft endete. Hier ließ ich die Vegetation hinter mir und wandte mich nach Norden, dem steilen Schlussanstieg zum Pass entgegen. Bis hierher hatte ich mich – entgegen meiner morgendlichen Prognose – tatsächlich fitter gefühlt als an den Vortagen.

Ein von Wiesen umgebener See im Lake Basin

Ein von Wiesen umgebener See im Lake Basin

Im Schlussanstieg hielt ich mich links, wo ein Schneefeld weit hinauf ins Geröll führte. Dieses konnte ich noch in einem gleichmäßigen, nicht allzu langsamen Rhythmus ersteigen. Darüber jedoch warteten lose Blöcke, von denen einige unter akuter Fallsucht litten, und ebenso loses Geröll. Der Aufstieg wurde hier furchtbar anstrengend, die Querung zur Scharte ebenso. Um 12:10 Uhr erreichte ich dann trotz der Mühen den 12300 ft (3750m) hohen Pass und genoss bei einer Pause den Blick über die weite Tundra des Upper Basin.

Der letzte Anstieg zum Frozen Lake Pass, dem Sattel auf der linken Seite

Der letzte Anstieg zum Frozen Lake Pass, dem Sattel auf der linken Seite

Allerdings sah von hier oben nicht nur der Anstieg wenig einladend aus, sondern der Abstieg ebenso. Die Blockhalden auf der Nordseite waren noch einmal deutlich steiler als die auf der Südseite und ebenfalls nicht ganz fest. Mit Konzentration und Geduld wagte ich mich hinab, erleichtert, als ich das Schneefeld erreichte, das hinunter zum gefrorenen See führte, der dem Pass den Namen gibt. Der Schnee war natürlich wieder voller Suncups, dazu oberflächlich weich doch knapp darunter noch hart. Ideale Bedingungen, um mit den Füßen in beliebige Richtungen wegzurutschen.

Blick zurück auf den Anstieg zum Pass; im Hintergrund sind Arrow Peak (links) und Marion Peak (rechts) zu sehen

Blick zurück auf den Anstieg zum Pass; im Hintergrund sind Arrow Peak (links) und Marion Peak (rechts) zu sehen

Blick hinunter auf die Nordostseite des Passes und den gefrorenen See

Blick hinunter auf die Nordostseite des Passes und den gefrorenen See

Über weitere eher instabile Blockhalden gelangte ich schließlich ins Upper Basin, dem Quellgebiet der South Fork des Kings River. Es war noch früh genug, um auch Mather Pass in Angriff zu nehmen. Also ging es nach einer kurzen Pause gleich weiter. Roper schreibt, man solle auf Split Mountain zugehen, also erstieg ich den in dieser Richtung liegenden Hügel, den ich sonst eher südlich umgangen hätte. Leider schreibt er aber nicht, was man dann tun soll, wenn man schließlich am oberen Rand einer 50m hohen Granitklippe steht. Etwas südlich fand ich zum Glück einen begehbaren Abstieg.

Gegen halb drei Uhr nachmittags erreicht ich den John Muir Trail. Ich hatte mich schon darauf gefreut, hier wieder andere Menschen zu treffen, aber zunächst war um mich herum nur Leere. Also wandte ich mich nach Norden, Mather Pass entgegen. Bis zum Pass waren von hier aus noch 800 ft Höhenunterschied zu bewältigen, den Großteil des Tagesepensums – 2000 ft von Marion Lake zum Frozen Lake Pass hatte ich zum Glück schon hinter mir.

Am John Muir Trail; doch anstatt jede Menge Wanderer...

Am John Muir Trail; doch anstatt jede Menge Wanderer…

... sehe ich absolut niemanden; im Hintergrund links ist Mather Pass zu sehen

… sehe ich absolut niemanden; im Hintergrund links ist Mather Pass zu sehen

Blick zurück auf Frozen Lake Pass; kaum zu glauben, dass ich da herunter gekommen bin

Blick zurück auf Frozen Lake Pass; kaum zu glauben, dass ich da herunter gekommen bin

Der John Muir Trail steigt in sehr angenehm zu gehenden Serpentinen hinauf zum Mather Pass auf 12100 ft (3688m). Hier fand ich wieder einen guten Rhythmus und war so zwar erschöpft aber nicht so völlig fertig wie an den Vortagen, als ich oben ankam. Zur Belohnung öffnete sich ein beeindruckender Blick auf das Tal des Palisade Creek mit den beiden Palisade Lakes und der namengebenden Bergkette dahinter.

Upper Palisade Lake und die großartigen Palisades; North Palisade liegt am linken Ende der Kette

Upper Palisade Lake und die großartigen Palisades; North Palisade liegt am linken Ende der Kette

Kurz vor Erreiches des Passes waren mir auch zwei JMT Thru-Hiker entgegengekommen – es waren die ersten Menschen, denen ich begegnete, seit dem Mexikaner mit den Helium-Ballons. Der Abstieg zog sich dann ziemlich in die Länge, der Rucksack wurde immer schwerer, der Nacken schmerzte immer mehr und auch die Knie begannen zu zwicken. Eigentlich hatte ich vor, bis zum unteren Palisade Lake abzusteigen, doch oberhalb der Seen traf ich an einem herrlich aussichtsreichen Campingplatz Keith und Mike aus Dallas, die mir anboten, Ihr Camp mit mir zu teilen. Da blieb ich doch gerne dort und hörte mir abends Geschichten von Wanderungen in Texas und auf dem Appalachian Trail an.

Als ich nachts noch mal meinen Biwaksack verlassen musste, leuchteten die Berggipfel im Westen im Licht des Mondes, der selbst noch nicht zu sehen war. Toll – Mondlicht-Alpenglühen!

Tag 5: 

Die beiden Texaner zeigten sich morgens von ihrer ganz schnellen Seite und brachen bereits viertel vor sieben auf. Zwanzig Minuten später war dann auch ich auf dem Weg hinunter zum Lower Palisade Lake. Der Vortag hatte Selbstbewusstsein gegeben und so widerstand ich der Versuchung, die heutige Etappe über drei Pässe auf dem John-Muir-Trail zu umgehen. Stattdessen verließ ich den Trail etwas unterhalb des Sees, wo er nach Süden abbiegt und ging weiter nach Westen.

Auf halbem Wege zum Cirque Pass ein Blick zurück auf die Palisade Lakes

Auf halbem Wege zum Cirque Pass ein Blick zurück auf die Palisade Lakes

Das erste Ziel des Tages war Cirque Pass. Die 1500 ft Höhenunterschied bis dorthin erschienen mir noch viel, schüchterten mich aber längst nicht mehr so ein wie noch zwei Tage zuvor. Zunächst galt es eine etwa 100 m hohe grasdurchsetzte Felsstufe zu überwinden, was letztlich erstaunlich einfach gelang und nur die Bewältigung einer kurzen Ier-Passage erforderte. Vom darübergelegenen Tal konnte ich dann die Granitplatten und grasigen Rinnen der Headwall, also der Wand direkt unter dem Pass, studieren. Ich hatte richtig Freude an diesem steilen Anstieg, den ich viertel nach zehn bewältigt hatte und nun die Aussicht vom 12100 ft (3688m) hohen Pass genoss.

Blick nach Norden und Westen vom Cirque Pass; North Palisade dominiert die Aussicht, Potluck Pass liegt direkt darunter

Blick nach Norden und Westen vom Cirque Pass; North Palisade dominiert die Aussicht, Potluck Pass liegt direkt darunter

Der Abstieg auf der Nordseite des Passes war nicht technisch schwierig, erforderte aber eine sorgfältige Routenfindung. Während man im Aufstieg einen Steilhang von unten studieren kann, ist das von oben nicht möglich. Man sieht den Granitplatten nicht an, ob sie in eine Rampe münden, gestuft abfallen, so dass man abklettern kann, oder eine senkrechte Klippe bilden. Und so musste ich immer wieder Punkte ansteuern, von denen ich die nächste Passage überblicken und mir anschließend einen möglichst einfachen Weg suchen konnte. Etwas weiter unten kam ich dann in Schnee, was die Sache einfacher machte, und kurz darauf an einen See, der am Grund eines von Gletschern ausgeformten Tobels liegt.

Bei diesem Ausblick kann man sich schon mal freuen

Bei diesem Ausblick kann man sich schon mal freuen

Erneut genoss ich Aussicht und raue Landschaft, dann brach ich zum nächsten Hinderniss auf, dem 12200 ft (3718m) hohen Potluck Pass. Hier war wieder ein steiles Geröllfeld zu überwinden, bei dem ich für jeden Schritt nach oben einen halben nach unten rutschte. Trotzdem war ich in absoluter Hochstimmung, als ich kurz vor halb eins den Sattel erreichte. Es war herrlich hier – und was für ein Privileg, diesen nicht gerade übermäßig oft besuchten Ort genießen zu dürfen. Direkt nördlich grüßte North Palisade, höchster Gipfel der Palisades-Gruppe und dritthöchster Berg der Sierra Nevada.

Am Potluck Pass; mein Rucksack träumt von einer North Palisade-Besteigung

Am Potluck Pass; mein Rucksack träumt von einer North Palisade-Besteigung

Der Abstieg ins Palisade Basin hatte einen ähnlichen Charakter wie zuvor der Abstieg vom Cirque Pass. Von hier aus konnte man auch bereits die letzte Hürde des heutigen Tages erkennen – Knapsack Pass. An den Seen des ehemaligen Gletscherbeckens vorbei wanderte ich nach Norden, diesem Pass entgegen.

Blick über Palisade Basin; der auffällige Sattel auf der rechten Seite ist Knapsack Pass

Blick über Palisade Basin; der auffällige Sattel auf der rechten Seite ist Knapsack Pass

Die Sierra Nevada kann heutzutage nur noch mit wenigen und wenig beeindruckenden Gletschern aufwarten. Dir Formen der Täler und Becken sind jedoch größtenteils Überbleibsel eiszeitlicher Gletscherformung. Der sehr harte und nur langsam erodierende Granit hat diese Formen bis heute gut bewahrt und bildet nach wie vor runde Hügel, glatte Platten und beeindruckende senkrechte Wände über flachgrundigen U-Tälern.

Knapsack Pass liegt gerade einmal 200 ft über dem letzten See, aber die Headwall ist extrem unübersichtlich und die Wegfindung einigermaßen verzwickt. Inzwischen war ich sowohl physisch als auch mental erschöpft – mich den ganzen Tag lang auf Wegfindung und das Gehen in anspruchsvollem Terrain zu konzentrieren, hatte mich geschafft. So kam ich erst zwanzig nach vier und einigermaßen genervt oben an.

Die Aussicht auf das wunderschöne Dusy Basin, wo ich die Nacht verbringen wollte, motivierte immerhin noch einmal für den Abstieg. Dieser war im oberen Bereich deutlich leichter zu finden, als es von oben den Eindruck machte. Doch als ich den steilen Teil hinter mir hatte und dachte, ich hätte es geschafft, fingen die Schwierigkeiten erst an. Ich fand mich in einem Labyrinth aus Granitklippen und Dickichten aus Weidenbüschen wieder. Ich konnte die Seen zwar sehen, fand aber keinen Weg dorthin. Nur gelegentlich fand ich Spuren oder ein unauffälliges Steinmännchen (die hier verpönt sind, da die Wildnis Wildnis bleiben soll) – spätestens an der nächsten Granitplatte wusste ich nicht mehr, wohin.

Blick hinunter ins Dusy Basin

Blick hinunter ins Dusy Basin

Dieses Steinmännchen führte mich endlich in die richtige Richtung

Dieses Steinmännchen führte mich endlich in die richtige Richtung

Endlich, gegen sechs Uhr abends, erreichte ich den untersten der Seen. In dessen Nähe hatten sich bereits einige Camper gute Plätze gesichert, aber schließlich fand ich noch ein Plätzchen, um mich für die Nacht einzurichten und den Sonnenuntergang zu beobachten. Eine echte Freude war, dass der Piezo-Zünder an diesem Tag wieder seinen Dienst tat. Seltsam zwar, denn tiefer gelegen als an den vorangegangenen Abenden befand ich mich hier nicht, aber sehr willkommen.

Columbine Peak in der Abendsonne

Columbine Peak in der Abendsonne

Tag 6: 

Die Nacht wurde kalt. Am nächsten Morgen hatte sich viel Kondensfeuchte auf meinem Schlafsack gebildet, das schnell zu Eis wurde, als ich ihn zum Trocknen auf einen Stein legte. Meine Hose war stellenweise weiß vom Reif. Das einzig gute an der Kälte war, dass sich die Erdnussbutter in nun etwas festerem Zustand besser verstreichen ließ.

Die Morgensonne bringt etwas Wärme ins Dusy Basin

Die Morgensonne bringt etwas Wärme ins Dusy Basin

Der heutige Tag würde recht entspannend werden, da ich zwar 17 oder 18 Meilen vor mit hatte, aber keine weglosen Passagen. Zumindest dachte ich, dass er entspannend werden würde…

Auf einem gut ausgetretenen Pfad ging es zunächst nach Norden, zum Bishop Trail Pass, der von hier aus 2000 ft in den LeConte Canyon auf 8750 ft (2667m) hinabführt, den seit Kings Canyon tiefstgelegenen Ort der High Route. Beeindruckend war der Blick auf die umgebenden Granitwände und die XXL-Wasserrutsche eines Baches, der über steile, glatte Platten in den Canyon floss.

Blick in den Le Conte Canyon

Blick in den Le Conte Canyon

Felsen und Bäume - die wichtigsten Elemente dieser Landschaft

Felsen und Bäume – die wichtigsten Elemente dieser Landschaft

XXL-Wasserrutsche am Weg hinunter in den Le Conte Canyon

XXL-Wasserrutsche am Weg hinunter in den Le Conte Canyon

Unten angekommen – es war zwanzig nach neun – betrat ich erneut den Muir-Trail, auf dem es nun weiter nach Norden in Richtung Muir-Pass ging. Erst 2000 ft runter, dann 3000 ft hoch – manchmal sind Gebirge irgendwie unpraktisch.

Ein wichtiger Hinweis der Ranger

Ein wichtiger Hinweis der Ranger

Zunächst ging es angenehm im schönen Canyon – benannt nach dem großen Pionier Joseph Nisbet LeConte, unter anderem Erstbesteiger von North Palisade – bergauf, doch nach und nach wurde es steiler und mühsamer. Zwischendurch traf ich zwei PCT-Thru-Hiker. Das nicht mehr ganz junge Ehepaar hatte die High Sierra im Frühjahr wegen der Schneelage übersprungen und war nun aus Oregon zurückgekehrt, um die Lücke zu schließen. Sie erzählten mir von zwei anderen High Route-Begehern, die sie am Tag zuvor getroffen hatten und die nachmittags vom Muir-Trail abgebogen waren, um Cirque Pass zu erklimmen. Damit waren sie also einen halben Tag hinter mir. Ich war gespannt, ob sie mich noch einholen würden. Die beidern PCTler meinten zwar, meiner Verfolger seien deutlich älter als ich und somit sicher langsamer, aber in diesem Punkt war ich sehr skeptisch, hatte ich doch schon öfter ältere Bergsteiger getroffen, die deutlich fiter waren als ich.

Weiter oben war der Trail teilweise unter Schnee und der angeschwollenen Middle Fork des Kings River verborgen, so dass einige Kraxeleien und Schneequerungen erforderlich waren. Irgendwie dauerte das alles viel länger, als ich erwartet hatte. Auch als ich Helen Lake erreicht hatte (benannt nach einer von John Muirs Töchtern), von dem aus der Pass nur noch 350 vertikale Fuß entfernt ist, zog es sich noch, bis ich viertel nach drei über ein steiles Schneefeld mit tiefen Suncups die kleine Schutzhütte auf dem Pass erreichte.

Am Helen Lake, nun ist es nicht mehr allzu weit bis Muir Pass; auf der linken Bildseite ragt Mount Solomons in den Himmel

Am Helen Lake, nun ist es nicht mehr allzu weit bis Muir Pass; auf der linken Bildseite ragt Mount Solomons in den Himmel

Fast geschaftt: Die Hütte am Muir Pass; man beachte die tiefen Suncups

Fast geschaftt: Die Hütte am Muir Pass; man beachte die tiefen Suncups

Oben traf ich die beiden PCT-Thu Hiker wieder, die bereits seit einer Viertelstunde hier rasteten (so viel dazu, ältere Wanderer seien langsamer!). Kurz danach kamen zwei Herren, die ich kurz zuvor überholt hatte. Die beiden waren ziemlich fertig und, wie sich bald herausstellte, verschwägert. „‚You have to try this backpacking. It is really great.'“, meinte der eine. So habe sein Schwager ihn geködert. Bestimmt sei das alles ein Komplott seiner Frau, um ihn loszuwerden. Sein Schwager gab zu, sich etwas verschätzt zu haben, nachdem er den Pass im letzten Jahr bei deutlich günstigeren Bedingungen und von Norden nach Süden überquert hatte. Nach einer Pause und einer Unterhaltung darüber, warum backpacking trotzdem toll ist, ging es dann an den Abstieg ins Evolution Basin.

Eine zähe PCT Thru-Hikerin macht sich an den Abstieg ins Evolution Basin; im Hintergrund Wanda Lake

Eine zähe PCT Thru-Hikerin macht sich an den Abstieg ins Evolution Basin; im Hintergrund Wanda Lake

Wanda Lake und die eindrucksvolle Goddard Divide

Wanda Lake und die eindrucksvolle Goddard Divide

... und weil es so schön ist, hier noch mal das Gleiche aus einem anderen Winkel

… und weil es so schön ist, hier noch mal das Gleiche aus einem anderen Winkel

Am Muir Pass verließ ich das Einzugsgebiet des Kings River und begab mich nun in jenes des San Joaquin River. Vorbei am eindrucksvoll gelegenen Wanda Lake (benannt nach einer weiteren Tochter von John Muir) und sich dann nach Norden wendend, zog sich auch dieser Abstieg ziemlich in die Länge. Na ja, 5 Meilen sind eben 5 Meilen. Kurz vor sechs erreichten die beiden PCTler und ich Evolution Lake. Ich beschloss, hier zu bleiben, während die beiden noch weiter gingen.

Sapphire Lake und Evolution Crest; ganz rechts Mount Darwin, links davon Mount Mendel

Sapphire Lake und Evolution Crest; ganz rechts Mount Darwin, links davon Mount Mendel

Der einzige brauchbare Campinglatz war leider überhaupt nicht gegen den Wind geschützt, der das Tal herabwehte. Also spannte ich das Tarp möglichst niedrig auf. Das hieß zwar, dass ich hinein nur kriechen konnte, dafür war es so winddicht wie möglich. Ich stellte mich auf eine weitere kühle Nacht ein.

Sonnenuntergang am Evolution Lake

Sonnenuntergang am Evolution Lake

Der nächste Teil der Geschichte folgt hier.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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