Wanderung im Ammergebirge vom 01.-04.07.2013
Hüttenwandern mit guten Freunden ist eine schöne Sache. Nachdem sich die vorige Tour etwas länger in den Abend gezogen hatte als geplant und die Nacht dementsprechend recht kurz ausgefallen war, fiel das Aufstehen trotz Vorfreude jedoch etwas schwer. Erst nach einem Kurzschlaf im Zug nach Füssen erwachten die Lebensgeister wieder und freuten sich mit den amerikanischen Touristen, die aufgeregt jeden grünen Hügel fotografierten und über die Förderung von Solarstrom in Deutschland philosophierten.
In Füssen nahmen Claudia und ich den Bus nach Hohenschwangau (803m) und wanderten nach einem Zwischenstopp am Kartenschalter gemütlich durch die Pöllat-Schlucht zum Schloss Neuschwanstein (969m). Dort trafen wir uns wenig später mit Franka und Jonas, die die nächsten Tage mit uns gemeinsam durch das Ammergebirge wandern würden. Doch zunächst stand eine Schlossbesichtigung auf dem Programm.
Nach der Führung durch Wickerls architektonische Hommage an Richard Wagner ging es über die (zum Glück nur im übertragenen Sinne) brechend volle Marienbrücke zum Wanderweg. Hier lichteten sich die Massen und wir hatten halbwegs unsere Ruhe, als wir in entgegengesetzter Richtung zu meinem letzten Besuch (aber dieses Mal immer auf dem markierten Weg) zum Tegelberghaus (1707m) wanderten. Warm war es und sonnig – ein schöner erster Wandertag.
Nach dem Abendessen auf der sonnigen Terrasse vor der Hütte gingen wir noch zum Branderschrofen (1881m), wo – wie schon beim letzten Mal – die tief stehende Sonne zusammen mit der herrlichen Aussicht eine sehr schöne Stimmung erzeugte. Nachdem wir diese gebührend genossen hatten, stiegen wir zurück zum Tegelberghaus, genehmigten uns noch ein Bier und gingen früh schlafen. Die Nachtruhe wurde zwar durch ein Gewitter gestört, trotzdem waren wir am nächsten Morgen gut erholt.
Der zweite Tag begann mit einem Frühstück kurz nach halb acht. Anschließend brachen wir zur längsten Etappe unserer Durchquerung auf. Zunächst ging es entspannt an der Ahornspitze vorbei zum Ahornsattel und weiter zum Niederstraußbergsattel. Nach einer Rast in der langen Querung nördlich des Niederstraußberges erklommen wir schon etwas weniger gemütlich die Serpentinen hinauf zum Gabelschrofensattel. Von hier aus führte uns ein Steig (Stellen I) durch festen Fels hinauf zu unserem ersten Gipfelziel, der 2010m hohen Krähe, wo wir noch einmal kurz pausierten.
Im Abstieg von der Krähe kamen uns zwei Wanderer entgegen, die wir zu Schneelage (keiner mehr da) und Wegführung (stellenweise ausgesetzt) an der Hochplatte befragten. Nach diesem Austausch stiegen wir weiter zum Fensterl (1918m) und über den bereits schmaler werdenden Grat hinauf zur Hochplatte. Inzwischen hatte es zugezogen und es fiel leichter Niesel, von gröberem Niederschlag blieben wir aber zum Glück verschont.
Der Übergang vom West- über den Haupt- zum bekreuzten Ostgipfel wartete dann tatsächlich mit einigen etwas ausgesetzten Stellen auf und erforderte auch schon mal beherztes Festhalten an den Versicherungen. Schön war es hier oben mit beeindruckenden Tiefblicken auf beiden Seiten.
Als wir dann das Gipfelkreuz erreichten, wurde das Wetter schon wieder freundlicher und wir gönnten uns eine weitere Rast, bevor wir uns an den langen Abstieg zur Kenzenhütte machten. Zwar kann man die Hütte kurz nach Verlassen des Gipfels bereits sehen, aber der Abstieg – im Abschnitt oberhalb des Weitalpjoches immerhin gewürzt mit einigen interessanten Karstformationen – zieht sich.
Halb fünf kamen Claudia und ich an der Hütte (1294m) an. Während Franka und Jonas sich noch etwas Zeit beim Abstieg ließen, genossen wir schon mal Weißbier und Kaiserschmarrn. Die Wirtinnen der Hütte erwiesen sich als äußerst freundlich und sorgten dafür, dass wir uns sehr willkommen fühlten.
Auch an diesem Abend gewitterte es, aber nach einem guten Abendessen schliefen wir alle wie die Murmeltiere.
Tag drei begann kurios: Die Wirtinnen hatten verschlafen und ließen ihre Gäste auf ihr Frühstück warten. Während sich einige der Gäste aufregten und andere mit Geduld ihres Schicksals harrten, packten wir unsere Vesperbrote aus und enterten schließlich die Küche, um Tee und Kaffee kochen zu können. Dabei weckten wir auch unsere Wirtinnen, die – um Schadensbegrenzung bemüht – eilig die Tische deckten und auch bereitwillig Sonderwünsche erfüllten. Auch weil Claudia und Franka dabei mithalfen, bekamen wir zum Abschied Schokolade, Brot und einige sehr schmackhafte Rauchwürste geschenkt. Wirklich eine sehr nette Hütte!
Von dieser aus stiegen wir gemütlich zum Bäckenalmsattel (1536m) und von dort über einen schlammigen Pfad hinauf zur Hirschwand, wo wir einige erstaunlich wenig scheue Gämsen beobachten konnten und wenig später an der Jagdhütte pausierten. Auch Alpensalamander waren nach dem nächtlichen Regen viele zu sehen.
Über einen Wiesengrat ging es anschließend hinauf zum Feigenkopf (1866) und weiter durch felsigeres Gelände (Stellen I) hinauf zur Großen Klammspitz (1924m). Inzwischen zogen aus Westen einige Regelnwolken auf und ich mahnte zur Eile. Bei der kurzen Gipfelrast fielen bereits einige Tropfen, den anspruchsvolleren oberen Teil des Abstiegs konnten wir aber noch bei weitgehender Trockenheit absolvieren. Anschließend stapften wir durch Nieselregen zu den wunderschön gelegenen Brunnenkopfhäusern, die wir gegen 14:00 Uhr erreichten. Etwa zehn Minuten nach Ankunft begann es, wie aus Kübeln zu schütten. Dieses Mal hatte das Timing gut gepasst!
Den Rest des Tages verbrachten wir mit essen, schlafen und Gesellschaftsspielen. Abends besserte sich das Wetter vorübergehend und wir konnten Kreuzspitzgruppe und Geierköpfe im letzten Sonnenlicht bewundern – dort warten auch noch einige interessante Touren…
Am Morgen des vierten Tages war es wieder trübe. Trotzdem nahmen wir uns beim Frühstück vor, wie ursprünglich geplant weiter nach Oberammergau zu wandern. Kurz nach dem Aufbruch allerdings stellte sich heraus, dass einige Blessuren meiner Mitwanderer nicht wie erwartet über Nacht abgeklungen waren, so dass wir uns doch zum Abstieg nach Linderhof entschlossen. Kurz darauf begann es stark zu regnen und wir hatten nicht das Gefühl etwas zu verpassen, als wir uns in nassen Jacken der Bushaltestelle in Linderhof näherten. Zum Glück hatte an den drei vorangegangenen Tagen das Wetter besser gepasst und uns erlaubt den Hauptteil unserer Tour bei guten Bedingungen zu gehen.
Fakten zur Tour
- Maximiliansweg von Hohenschwangau nach Linderhof mit Überschreitung von Hochplatte (2082m) und Großer Klammspitze (1924m)
- Schwierigkeit T3, A
- Ca. 2600 Hm
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