Klettern im Kaisergebirge vom 30.-31.08.2013
Das Totenkirchl ist einer der berühmten Kletterberge im Wilden Kaiser und ich hatte schon länger vor, ihm einmal einen Besuch abzustatten. An diesem Wochenende ergab sich nun die Gelegenheit, dieses Vorhaben zusammen mit Franzi und Mark anzugehen, die beide bereits zweimal über unterschiedliche Wege den Gipfel erreicht hatten und sich dementsprechend gut auskennen. Folglich wählten wir auch nicht den Normalweg, sondern die Stöger-Gschwendtner-Kamine, die auch für die beiden Neuland darstellten.
Freitag Nachmittag fuhr ich nach der Arbeit ins Kaiserbachtal und startete kurz nach sechs an der Grieseneralm (988m), bepackt mit Kletterausrüstung und 2 Halbseilen. Linkerhand thronten die beeindruckenden Gipfel und Wände von Mitterkaiser, Predigtstuhl und Fleischbank, während ich zum Stripsenjoch aufstieg. Es war mein erster Besuch im wilden Teil des Kaisergebirges und dementsprechend klebte mein Blick förmlich an den steilen Wänden und kühnen Türmen dieses Gebirgszuges.
Nach einer guten Stunde erreichte ich das fast vollbelegte Stripsenjochhaus (1577m) und traf dort auch Franzi und Mark, die bereits etwas früher aufgestiegen waren und noch einen Abstecher zum Stripsenkopf gemacht hatten. Nach dem Abendessen gingen wir dann noch gemeinsam die Tour des nächsten Tages durch. Mark würde die ersten drei Seillängen vorsteigen, Franzi als technisch beste Kletterin unter uns die nächsten drei und ich alles, was wir nach der 2. Terrasse noch sichern würden.
Der nächste Tag begrüßte uns mit Sonnenschein. Da man von der Hütte einen perfekten Blick auf das Totenkirchl und seine nordseitigen Routen hat, stellten sich Vorfreude und Motivation bereits beim Frühstück ein. Nach einer guten halben Stunde Zustieg standen wir dann gegen 08:45 Uhr am Einstieg des Normalweges, zogen Helme, Gurte und Kletterschuhe an und behängten uns mit dem üblichen Geraffel. Die ersten beiden Seillängen (II und III-) gingen wir noch seilfrei, auf einem bequemen Band machten wir dann direkt vor der Abkletterstelle den ersten Stand.
Nun stieg Mark das Führerwandl (III) vor, nach welchem die Stöger-Gschwentner-Kamine nach links oben vom Normalweg abzweigen. Über zwei etwas leichtere Seillängen kamen wir anschließend zu den eigentlichen Kaminen, wo Franzi den Vorstieg übernahm. Es war kalt in den schattigen, nordseitigen Kaminen und wir hatten alle zwischendurch mit tauben Fingern zu kämpfen.
Die Kaminkletterei (III und IV) war nicht ohne, Mark und ich hatten hier auch wegen der Rücksäcke Schwierigkeiten, die in den stellenweise engen Kaminen ziemlich im Weg waren. Dazu leisteten wir uns noch einen Verhauer und stiegen anstatt einer Verschneidung einen senkrechten, ziemlich glatten Stemmkamin hinauf und mussten anschließend etwas luftig zurück zur eigentlichen Führe queren. So richtig Spaß machte das nicht mehr, wozu Mark bemerkte, „alpin“ sei Klettern dann, wenn der Spaß aufhöre. Na dann waren wir hier ja richtig! Nebenbei verabschiedete sich hier auch das Mundstück meines Wasserschlauches – natürlich genau, als stemmbedingt ordentlich Druck auf dem Rucksack war, so dass sich mein gesamter Wasservorrat im Kamin verteilte.
Nach dem Verhauer (eine Seillänge zusätzlich), langsamem Schinden im Kamin und Gelände, in dem Mark und ich als Nachsteiger kaum gleichzeitig gehen konnten, kamen wir erst gegen 14 Uhr an der zweiten Terrasse an. Das Gröbste hatten wir also geschafft, ab hier würde es leichter werden. Außerdem war es hier endlich wärmer und so kehrte die Kletterfreude allmählich zurück. Nach einer kurzen Stärkung ging es gleich weiter, wobei wir zur dritten Terrasse (Stellen III-) seilfrei gingen. Hier war es von Vorteil, dass Franzi und Mark den Weg schon kannten und wussten, wie die anspruchsvolleren Stellen am besten zu bewältigen sind.
Vor dem Gipfelaufbau mussten wir noch kurz auf einer Wiener Seilschaft warten, dann startete ich zu meinem einzigen Vorstieg an diesem Tag. Der Anfang ist sehr abgespeckt, sonst aber nicht schwierig (III), nach einer Querung geht es dann in II-Gelände bis zum Gipfel (2190m), den wir gegen 15:30 Uhr alle drei erreicht hatten.
Die Aussicht auf die umliegenden Felsgipfel genossen wir nur kurz, denn der Abstieg vom Totenkirchl ist lang und hier trifft die alte Bergsteigerweisheit, dass hinauf nur der halbe Weg ist, tatsächlich zu. Die Kombination aus abwechselndem Abklettern (wiederum bis III-) und Abseilen am Führerweg kostet viel Zeit und beim Abklettern ist auch noch einmal volle Konzentration gefragt. So standen wir erst kurz nach sieben wieder am Einstieg und konnten unseren Füßen die Wohltat gönnen, aus den engen Kletterschuhen in bequeme Turnschuhe zu schlüpfen. Herrlich!
Der Vorteil unseres späten Abstiegs war, dass wir dank tief stehender Sonne und Wolken über dem Kaisertal noch eine schöne Abendstimmung genießen konnten. Ab dem Stripsenjochhaus ist der Abstieg dann einfach, so dass die inzwischen einbrechende Dunkelheit kein Problem darstellte. Erst kurz vor Erreichen der Grieseneralm packte ich die Stirnlampe aus und gegen neun waren wir dann zurück an den Autos. Ein langer Tag ging zu Ende und eine alpine Tour auf einen Gipfel, der mir in Erinnerung bleiben wird.
© Fotos: Franziska, Mark, Hannes Horst
Fakten zur Tour
- Totenkirchl (2190m), Stöger-Gschwendtner-Kamine
- Schwierigkeit IV, 8SL, 500m
- 1250 Höhenmeter
- Abstieg über Normalweg (Steigen und Abseilen)
- Erstbegehung 1904 durch M. Gschwendtner & F. Stöger
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