Bergtour in den Brandenberger Alpen am 19.10.2013

Nachdem der Oktober sich bisher eher von seiner trüben Seite gezeigt hat, war für dieses Wochenende bestes Wetter angesagt, das natürlich genutzt werden wollte. Dafür suchte ich mir einen Berg aus, der aus den bayrischen Voralpen oft prominent zu sehen ist – den Guffert. Ein Kriterium war auch der südseitige Anstieg, der weitgehende Schneefreiheit versprach, wobei ich statt des Normalweges die Südwestflanke in Angriff nahm.

Die Tour startete um 09:00 Uhr in Steinberg am Rofan (1010m). Es war noch kühl, doch der klare Himmel kündete bereits von dem warmen Herbsttag, der bevorstand. Zunächst wanderte ich auf dem markierten Weg durch den Bergwald. Als der Weg auf ca. 1400 m den Wald verließ, war es bereits zu warm für die Fleecejacke und kurzärmelig ging es weiter.

Guffert von Steineberg aus; links des Gipfels liegt im Schatten die Südwestflanke

Guffert von Steineberg aus; links des Gipfels liegt im Schatten die Südwestflanke

Unterhalb einer Felswand mit einigen großen Höhlen (ca. 1700m) zweigte ich vom Wanderweg nach links ab und folgte einer Latschengasse. Wahrscheinlich da hier auch der Zustieg zum beliebten Südgrat des Guffert verläuft, ist diese Gasse ziemlich komfortabel. Die Latschengasse endet an einem kleinen Kessel, von dem aus – hinter einer Stufe (I) – eine Felsrinne hinauf zum Fuß des Südgrates zieht. In der Rinne kann der ambitionierte Berggeher dann den festen, plattigen Fels dazu nutzen, sich für das Kommende schon mal warm zu machen.

Gleich wird der markierte Weg verlassen; im Hintergrund erkennt man die Felsrinne, durch die man zum Südgrat gelangt

Gleich wird der markierte Weg verlassen; im Hintergrund erkennt man die Felsrinne, durch die man zum Südgrat gelangt

In der Südwestflanke; ich stieg zunächst entlang der Rissspur in Bildmitte nach links oben.

In der Südwestflanke; ich stieg zunächst entlang der Rissspur in Bildmitte nach links oben.

Während vor mir eine Seilschaft in den Grat einstieg, umging ich dessen Fuß auf einem Band mit etwas abdrängender Felsbegrenzung und wandte mich anschließend nach Nordwesten, in den Kessel hinein. Zunächst stieg ich über einige Bänder auf, folgte dann einer hinaufleitenden Band- und Rissspur und umging einen steilen Plattenaufschwund linkerhand (II). Hier nun eröffnete sich zu meinem Erstaunen (und im Gegensatz zu der Tourenbeschreibung, der ich allerdings auch schon weiter unten nicht gefolgt war) die Möglichkeit, nach einem kurzen Aufschwung (I) über grasige Schrofen direkt unter den Westgrat des Guffert zu gelangen. Noch kurz Hand anlegen (I-II) und ich stand auf dem Grat.

Westgrat und Gipfelaufbau

Westgrat und Gipfelaufbau

Blick hinüber zum Südgrat

Blick hinüber zum Südgrat

Am Westgrat, vor mir der Hauptgipfel...

Am Westgrat, vor mir der Hauptgipfel…

... und hinter mir der Westgipfel

… und hinter mir der Westgipfel

Auf der Nordseite des Grates lag noch hart gefrorener Schnee, so dass die ersten Meter etwas Balance erforderten, bevor sich der Grat verbreitert. Nun hatte ich noch zwei Steilstufen zu bewältigen (II), bevor ich kurz nach 12:00 Uhr den Gipfel des Guffert (2195m) erreichte. Das war schneller und einfacher gegangen als ich erwartete hatte!

Rückblick auf Westgrat und Südwestflanke.

Rückblick auf Westgrat und Südwestflanke.

Nach der komplett einsamen Schrofenflanke war der Auflauf hier oben etwa gewöhnungsbedürftig, aber die unglaubliche Aussicht von Zugspitze bis Großglockner lenkten davon ab. Die Sicht war wirklich ungewöhnlich klar. Im Norden konnte ich die Höhenzüge des bayrischen Waldes ausmachen und am Totenkirchl waren sogar die einzelnen Terrassen zu erkennen.

Gipfelpanorama

Gipfelpanorama

Ich ließ mir Zeit, die Aussicht und meine Brotzeit zu genießen, bevor ich schließlich doch zum Abstieg aufbrach. Auf dem Weg kamen mir noch zahlreiche Wanderer entgegen, die die beste Aufstiegszeit eher schon verpasst hatten, denn zwischen den Latschen wurde es mittlerweile richtig heiß.

Kurz vor halb drei traf ich wieder in Steinberg ein und machte mich nach diesem wunderschönen Herbstausflug an die Heimfahrt.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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