Bergtour im Kaisergebirge vom 21. – 22.06.2014
Manchmal hat man einfach Glück. Schon länger wollte ich einmal die Nacht der Sommersonnenwende im Gebirge verbringen. Am letzten Wochenende hat es dann geklappt, obwohl ich gar nicht mehr daran gedacht hatte. So wurde unsere Hüttennacht unverhofft durch die Sonnenwendfeuer der umliegenden Gipfel erleuchtet.
Los ging unser Wochenendausflug an der Grieseneralm (988m). Neben Claudia war dieses Mal auch Amelie dabei, die schon einige Bergwanderungen gemacht hatte und nun gespannt war auf ihre erste Hüttennacht. Wir starteten erst am späten Vormittag, denn bis zum Stripsenjochhaus ist es nicht weit. Erwartungsgemäß war einiges los hier, aber der Blick auf die berühmten Kletterwände und -grate, die sich linkerhand allmählich aus den Wolken schälten, entschädigte für den Trubel.
Am Stripsenjoch (1577m) angekommen, gingen wir auch gleich weiter zum Stripsenkopf (1807m), dem Hausberg der Hütte. Dort genossen wir dann die Aussicht auf die Klettergipfel des Wilden Kaiser mit dem Totenkirchl prominent im Zentrum.
Nach angemessen langer Pause stiegen wir wieder zur Hütte ab und verbrachten den Rest des Tages in typischer gemütlicher Hüttenmanier: Essen, trinken, spielen, quatschen.
Gegen halb zehn waren wir dann eigentlich schon bereit für die Matratze; glücklicherweise wurden wir von einem andren Gast darauf hingewiesen, dass es noch Sonnenwendfeuer geben würde. Wie konnte ich das nur vergessen?!
Draußen standen schon bald die Gipfel von Lärchegg, Predigtstuhl und Totenkirchl in Flammen. An der Fleischbank wurde nach und nach der gesamte Nordgrat befeuert und auch am Totenkirchl zeigten sich schließlich weitere Feuer entlang des Normalweges. Die orangenen Feuer entlang der dunklen Umrisse der Berggestalten erzeugten eine magische Stimmung. Ein tolles Schauspiel!
Am nächsten Tag trennten sich nach dem Frühstück unsere Wege. Während die beiden Damen den Feldberg erklommen und anschließend noch den Walchsee sowie Kufstein erkundeten, wollte ich über Fritz-Pflaum-Hütte und Ackerlspitze auf die Südseite des Kaisers wechseln, wo mich die beiden dann netterweise wieder einsammeln würden.
Kurz vor acht startete ich zu diesem Unternehmen, verabschiedete mich von meinen beiden Begleiterinnen und begann mit dem Abstieg. Die von mir gewählte Route nutzt den am Tag zuvor bereits absolvierten Aufstieg nicht gerade optimal aus, aber das war mir heute egal.
Der Aufstieg zur Pflaum-Hütte führt unten durch Bergwald (in dem sich auch eine Gämse herumtrieb) und weiter oben durch ein schönes Kar. Die Hütte selbst liegt dann sehr malerisch unterhalb des Gratabbruchs des Mitterkaisers. Als ich die Hütte (1865m) betrat, um das Brennholz zu deponieren, das ich mir unten in den Rucksack gepackt hatte, war ich ziemlich erstaunt, sie randvoll vorzufinden. Wie sich herausstellte, war hier eine Gruppe der Sektion Bayerland im Wegebau-Einsatz. Dafür trägt man doch besonders gern Holz nach oben!
Nach kurzer Pause machte ich mich auf den Weg zu meinem ersten Gipfelziel, dem Mitterkaiser. Durch eine Rinne (I) und über Gehgelände erreicht man den langen Südgrat des Mitterkaisers, dem man bis zu einem Gedenkkreuz folgt (I). Zwischen diesem und dem eigentlichen Gipfel ist noch eine Scharte zu überwinden, Zunächst versuchte ich einen direkten Abstieg, der mir aber eher ungut erschien, dann entschied ich mich für die viel einfachere westseitige Variante. Nun ging es noch ein paar Kraxelmeter (I-II) aus der Scharte nach oben und – Juhu – ich stand am Gipfel (2001m). Die Aussicht auf den Ostkaiser, der hier sehr schön das Griesenerkar umrahmt, ist sehenswert. Nordseitig ist der Tiefblick auf den bekreuzten Nordgipfel eebenfalls nicht zu verachten. Laut meines Auswahlführers gelangt man dorthin im ersten Grad. So wie der Verbindungsgrat aussieht, stimmt das sicher nicht, wie mir auch später von einem ortskundigen Bayerländer bestätigt wurde. Ich vermute, dass bei der Beschreibung das Kreuz auf dem Nordgipfel mit dem Gedenkkreuz nahe des Hauptgipfels verwechselt wurde – zu letzterem gelangt man tatsächlich im ersten Schwierigkeitsgrad.
Als ich wieder an der Hütte ankam, war es 11:00 Uhr und damit eine Stunde früher, als ich geplant hatte. Das passte gut, denn es entsponn sich gerade eine interessante Diskussion über Eigenverantwortung beim Bergsteigen und die Rolle der Alpenvereine. Diese ließ ich mir nicht engehen und so setzte ich erst kurz vor zwölf meinen Weg fort in Richtung Ackerlspitze.
Im Schuttkar zu Beginn des Steiges lag noch Schnee. Dieser war bereits gut gespurt, trotzdem ging ich in den leichten Schuhen hier eher vorsichtig. Darüber geht es dann durch Felsgelände mit einigen Ier-Stellen steil bergauf. Hier zog ich das Tempo etwas an, so dass ich um 13:00 Uhr den zweithöchsten Gipfel des Kaisergebirges (2329m) erreichte. Der weite Blick nach Süden und Osten, der sich hier eröffnet, ist ein spannender Kontrast zum Griesenerkar. Leider waren einige Wolken im Himmel, trotzdem waren in der Ferne die Hohen Tauern und der Zillertaler Hauptkamm zu sehen. Ein kurze Gipfelpause gönnte ich mir, bevor ich den Weg zur Maukspitze fortsetzte.
Im Abstieg von der Ackerlspitze sind noch mal einige Ier-Stellen zu überwinden, dann geht es einfacher, aber nach wie vor recht alpin am Grat entlang und hinauf zur 2231m hohen Maukspitze, an deren Gipfel ich mich um 14:00 Uhr zu einer kurzen Pause niederlassen konnte. Zusammen mit einem anderen Wanderer genoss ich die Aussicht in Richtung Steinberge und Zentralalpen.
Anschließend ging es geschwind bergab, einige letzte Kletterstellen meisternd, bis zur Ackerlhütte (1455m), wo ich mir kurz nach drei ein Nachmittagsbier gönnte. Neben mir saßen zwei Kitzbüheler, die in der vergangenen Nacht eines der Sonnenwendfeuer entzündet und anschließend am Gipfel biwakiert hatten. Schön sei es gewesen, erzählten sie, nur etwas kalt. Für die Jahreszeit könne es durchaus etwas wärmer sein. Das sei wohl der Ausgleich für den extrem milden Winter. Also ich ziehe meinen Hut vor den Freiwilligen, die solchen Aufwand treiben für dieses ganz besondere Sonnwend-Schaupsiel.
Nach dieser letzten Pause war es nicht mehr allzu weit bis nach Hüttling. Entspannt spazierte ich auf bequemen Wege über Almwiesen und durch ein Waldstück hinab zum Parkplatz, wo mich kurz nach halb fünf Claudia und Amelie abholten. Das hatte ja mal perfekt gepasst – wie eigentlich alles an diesem herrlichen Bergwochenende.
Fakten zur Tour
- Mitterkaiser, dann Ackerlspitze (2329m) von Norden und weiter zur Maukspitze
- Schwierigkeit T5, I-II
- 2350 Höhenmeter inkl. Hüttenzustieg Stripsenjochhaus
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