Bergtour im Wetterstein am 30.08.2015
Obwohl sie von Garmisch aus ziemlich auffallen, sind der Kleine und der Große Waxenstein weitgehend unbekannt. Dies mag daran liegen, dass keiner der Gipfel des Massivs einfach zu erreichen ist – mindestens anspruchsvolles wegloses Gelände ist auf jedem Anstieg zu bewältigen. Nachdem ich vor zwei Jahren dem Großen Waxenstein aufs Haupt gestiegen war, wurde es nun Zeit, auch dessen kleinen Bruder, den Kleinen Waxenstein, zu besuchen.
Für diese Tour hatte ich mich mit Tim zusammengetan, der diesen Berg ebenfalls schon länger im Visier hatte. Los ging es am Parkplatz in Grainau, der bereits gut gefüllt war. An der Zugspitze würde es heute wohl kein einsamer Tag werden.
In Hammersbach verließen wir schon am orographisch linken Bachufer die Straße und begannen unseren Aufstieg zur Waxensteinhütte. Dieser ist nicht ausgeschildert, dementsprechend war die Karte hier hilfreich. Dafür ist er nur selten steil und führt meist in angenehmer Steigung durch den Bergwald.
Kurz vor der Hütte erreichten wir die Mittagsreiße, die nun den weiteren Aufstieg zum Fuß des Waxenstein-Massivs vermittelt. Erst recht weit oben biegt man dann in die steile Nordwestflanke des Vorderen Waxensteins ab. Wir machten hier eine kurze Pause, dann ging es hinein ins steile Schrofengelände, das bereits einige echte IIer-Stellen bereit hielt.
Ab hier zeigten sich drei Verfolger aus München, die uns kurz unterhalb des Gipfels überholen sollten. Noch aber waren sie ein gutes Stück hinter uns, während wir den glücklicherweise immer noch im Schatten liegenden Hang erklommen und uns immer mehr an den Fels gewöhnten.
Schließlich erreichten wir den Nordgrat, wo Schwierigkeiten und Ausgesetztheit noch einmal etwas zunehmen. Dafür ist der Fels meist von bester Qualität und entsprechend viel Spaß macht die Kletterei.
Im oberen Teil zieht der Grat zunächst flach bzw. im auf und ab dahin, dann folgt ein letztes steiles Wandl (II), bevor man am Gipfelkreuz (2163m) steht. Wunderbar war die Aussicht von hier oben: Estergebirge und Ammergebirge rahmten das Loisachtal ein, im Südosten stand stolz die Alpspitze und neben der Wettersteinwand zeigten sich in der Ferne die Karwendelgipfel. Auch Zugspitze und der Jubiläumsgrat bis zum Hochblassen waren gut zu sehen, während sich rechts davon direkt vor uns Zwölferkopf und Großer Waxenstein aufbauten. Am Waxenstein-Gipfel war ein Bergsteiger zu erkennen und noch näher – an der berühmten Zwölferkante – arbeitete sich gerade eine Vierer-Seilschaft durch die plattige Wand. Welch Herrliche Kulisse!
Nach einer angemessenen Pause verließen wir unseren Wetterstein-Logenplatz und wandten uns dem Abstieg auf der Südseite zu. Dank der ortskundigen Überholer konnten wir dabei schon sehen, wo sich die beiden Abseilstellen befinden. An der oberen steht ein einzementierter Ring zu Verfügung, an der unteren zwei Normalhaken, von denen zumindest einer einen sehr guten Eindruck machte. Ich gebe zu, fürs Abseilen sind mir Bohrhaken lieber, aber was tut man nicht alles.
Sein letztes Abseilen lag zwar schon etwa zehn Jahre zurück, aber Tim fand sich schnell wieder zurecht und wir konnten diese recht alpine Abseilerei angehen.
In der Mittagscharte angekommen genossen wir noch einmal die Aussicht, während drüben am Jubi-Grat die Rettungshubschrauber mehrfach im Einsatz waren. Als wir schließlich den Abstieg angingen, ging es zunächst über den am Anfang schuttigen Schafsteig, der eher unangenehm zu gehen war, dann erreichten wir den Direkatabstieg zur Höllentalangerhütte, über den man üblicherweise zum Großen Waxenstein aufstiegt. Hier gilt es zwar auch einige leichte Kletterstellen (I) zu bewältigen, trotzdem war das Gelände deutlich angenehmer als zuvor am Schafsteig. Dazu erinnerten mich immer wieder Passagen an die Begeisterung, mit der ich hier zwei Jahre zuvor aufgestiegen war.
Halb fünf saßen wir dann endlich bei einem Weißbier auf der Terrasse der neu gebauten Hütte, die zwar gut gelungen ist, aber doch einen gewissen Jugendherbergscharme verströmt. Wir machten hier länger Pause, aßen auch noch etwas, während nach einer Stunde auch die Zwölferkanten-Kletterer (ein Mann mit drei Frauen – irgend etwas hat der richtig gemacht) eintrafen.
Schließlich wurde es doch Zeit zu gehen. Über den bekannten Weg stiegen wir durch die immer wieder schöne Höllentalklamm und weiter nach Hammersbach, wo wir etwa viertel nach sieben eintrafen. Ein langer Tag lag hinter uns mit einer erstaunlich wilden Tour direkt über dem gut erschlossenen Höllental.
Fakten zur Tour
- Kleiner Waxenstein (2163m), Normalweg
- Erstbesteigung 1892 durch O. Schuster & J. Ostler
- Schwierigkeit T6, II
- 1400 Hm
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