Bergtour im Ammergebirge am 20.11.2016

Während der Hochwanner im Wetterstein relativ bekannt (wenn auch als bergsteigerisches Ziel nicht sonderlich beliebt) ist, kennen seinen Ammergauer Namensvetter die Wenigsten. Dabei ist seine Besteigung zwar wenig anspruchsvoll, aber durchaus lohnend – und bei winterlichen Bedingungen um so mehr.

Gegen 08:15 Uhr stellte ich das Auto an der Straße nach Ehrwald ab und begann meine Wanderung. Über die Forststraße ging es zunächst zur Häselgehralpe (1108m), kurz nach der linkerhand der Pfad zum Meirtljoch abbiegt. Ab hier lag bereits Schnee auf dem Weg, zunächst aber nur wenig, während ich durch den Wald zum Beckenloamboden aufstieg. Hier hatte ich die einzige Begegnung dieser Tour: Ein Einheimischer fragte mich, ob ich Glocken gehört hätte. Er war nämlich auf der Suche nach drei abgängigen Schafen, bei der ich jedoch leider nicht helfen konnte.

Dieser Wasserfall ist gleich zu Beginn der Tour zu bewundern.

Dieser Wasserfall ist gleich zu Beginn der Tour zu bewundern.

Der Daniel ganz in weiß

Der Daniel ganz in weiß

Ab hier nun Einsamkeit und deutlich mehr Schnee, als ich nach den zuletzt warmen Tagen erwartet hätte. Auch heute war es dank des lebhaften Föhns erstaunlich mild. Ab ca. 1600m war Spuren durch knöchel- bis knietiefen Schnee angesagt, stellenweise sogar noch tiefer. Es hatten sich offensichtlich Einwehungen gebildet, doch da die Schneeschichtung stabil schien und das Gelände nirgendwo besonders steil ist, ging ich trotzdem weiter.

Aufstieg Hochwanner

Ab hier ist Wühlen angesagt.

Hinter mir der Wetterstein

Hinter mir der Wetterstein

Der Anstieg war nun anstrengend, doch die winterliche Landschaft entschädigte mich dafür. Zum Meirtljoch (1983m) hinauf wurde es kurz doch noch steil (eine typische Wühltour eben), dann hatte ich den Kamm erreicht, der hier vom Daniel aus nach Norden zieht. Damit war das Mühsamste geschafft, denn hier war das Gelände meist abgeblasen, nur stellenweise war auf Wechten zu achten.

Der Grat zum Hochwanner

Der Grat zum Hochwanner

Den einzigen steileren Gratturm kann man westseitig umgehen. Da der Untergrund hier aus zusammengefrorenen Kieseln bestand, legte ich Steigeisen an. Dafür ging ich den Turm direkt an, was mir einige wenige nette Meter schneegarnierte IIer-Kletterei bescherte. Beinahe Hochtourenfeeling auf 2000m Höhe.

Auch das Büchsental gibt sich winterlich.

Auch das Büchsental gibt sich winterlich.

Die anschließenden Buckel boten bis auf kurze Ier-Stellen nur noch Gehgelände, dafür frischte hier der Wind auf und erreicht in Böen Sturmstärke, was das Gehen durchaus beschwerlich und auch etwas heikel werden lies. Solche Windstärken wie hier hatte ich seit dem Tupungato nicht mehr erlebt. Und das an einem Herbsttag im voralpinen Ammergebirge!

Gipfel Hochwanner

Der Gipfel ist in Sicht

Schließlich erreichte ich den Gipfel auf 2085m. Auf einen Eintrag im Gipfelbuch verzichtete ich, da ich Angst hatte, es würde mir aus der Hand fliegen. Dabei hätte mich durchaus interessiert, wann das letzte Mal jemand hier oben war. Na egal, ein paar Fotos machen, Aussicht genießen, dann schnell wieder weg und in einen windgeschützten Winkel für ein kleines Päuschen.

Gipfelblick zu Säuling

Gipfelblick zum Säuling

Nach einer kurzen Brotzeit setze ich den Abstieg fort, den steilen Gratturm umging ich dieses Mal. Für den weiteren Abstieg hatte ich eigentlich erwartet, ganz entspannt in meiner Aufstiegsspur gehen zu können, doch war diese stellenweise bereits wieder zugeweht, so dass wiederum Stapferei angesagt war.

Abstieg Hochwanner

Im Abstieg steht der Wetterstein direkt voraus.

Friedlich lag die verschneite Landschaft um mich herum, als ich mir meinen Weg richtung Tal bahnte. Das winterliche Gebirge mit seiner Stille und seinen weichen Konturen hat eben seinen ganz eigenen Reiz. Da lohnt es sich, ab und an die Mühen auf sich zu nehmen, um ihm einen Besuch abzustatten.

Wetterstein von unten

Wetterstein von unten

Unterhalb von 1500m hatte der Föhn mittlerweile ganze Arbeit geleistet und den Schnee fast komplett abgeschmolzen. Ich war erstaunt, wie schnell das gegangen war. So ging es aber hier leicht bergab bis zum Parkplatz, den ich gegen halb drei sehr zufrieden erreichte.

Daten zur Tour

  • Hochwanner (2085m), Südgrat
  • Schwierigkeit T4, II (I obligat)
  • 1200 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

3 Kommentare

Mark · 27. November 2016 um 7:22 pm

Jetzt hast du mich erwischt. Diesen Hochwanner kenne ich nicht, dafür aber zwei in den Stubaiern. 😀

    Hannes · 28. November 2016 um 12:21 pm

    …die wiederum mir gänzlich unbekannt sind. So kennt wohl jeder die Hochwanner in seinen Hausbergen. 🙂
    Über den hier beschriebenen kann man im Frühjahr und Herbst übrigens auch einige reizvolle Runden planen. Könnte Euch gefallen, falls mal kein Klettern ansteht,

      Mark · 28. November 2016 um 7:51 pm

      Das werde ich mir genauer anschauen. In den Ammergauern war ich schon auf etlichen Gipfeln, aber seltsamerweise auf keinem in Tirol oder auf der Grenze. Es wird mal Zeit…

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