Wanderung im Karwendel am 15.04.2017
Nach den Voralpengruchlereien der letzten Wochen wurde es allmählich Zeit, mal wieder das „richtige“ Gebirge zu besuchen. Die Wettervorhersage für Ostern schien die ursprünglich angedachte Mehrtagestour als nicht sinnvoll erscheinen und so entschied ich mich stattdessen am Karsamstag für eine Tagestour im südlichen Karwendel. Spontanes Ziel wurde dabei der Große Solstein.
Nachdem mir zwei Freunde aufgrund meteorologischer Bedenken kurzfristig abgesagt hatten, war ich mal wieder allein unterwegs, als ich kurz vor neun den Bahnhof Hochzirl verließ, um zum ersten Mal in diesem Jahr das Karwendel zu besuchen. Wo genau ich hingehen würde, wusste ich noch nicht und wollte es von den Verhältnissen und der Wetterentwicklung abhängig machen. Bevorzugt wollte ich den westlichen Kamm der Erlspitzgruppe erkunden, als Alternative die Solsteine besteigen und falls auch das nicht ginge, die Erlspitze.
Über den mir vom letzten Mal wohlbekannten Forstweg ging es zunächst dahin. Dieser Abschnitt ist nicht besonders reizvoll, was mir in Gesellschaft guter Freunde nicht so stark aufgefallen war wie dieses Mal. Entsprechend freute ich mich, als ich nach einer guten Stunde endlich den Wanderweg erreichte, der mich zum Abzweig an der Solnalm (1644m) führte. Geradeaus ging es zur Kuhlochspitze und zum westlichen Kamm, nach rechts zum Solsteinhaus. Hier machte ich erst mal Pause und erwog meine Optionen. Der Kamm sah noch ziemlich winterlich aus, da würde ich kaum ordentlich durchkommen. Dann lieber weiter zum Großen Solstein, dessen Flanke ganz brauchbar wirkte.
Also rüber zum Solsteinhaus, das sich noch im Winterschlaf befand. Über den Erlahm-Sattel gingen einige wenige Wanderer, die Flanke des Solsteins zog nur mich an. Warum, zeigte sich bald, denn auf den ersten ca. 250 Höhenmetern war anstrengendes Spuren angesagt. Eine etwa eine Woche alte Abstiegsspur brachte wenig an Kraftersparnis, wies aber immerhin den Weg. Eine ganz schöne Plackerei war das, bis ich auf knapp 2100m den schrofigen Rücken erreichte, der mit deutlich weniger Schnee aufwartete als die Flanke darunter. Die letzten 100 Hm zieht der Weg dann wieder in die Flanke, so dass die letzten Meter zum schon sichtbaren Gipfelkreuz wiederum mühsamer ausfielen.
Nach gut 2h ab dem Solsteinhaus hatte ich es denn geschafft, dem Großen Solstein aufs 2541m hohe Haupt zu steigen. Das Wetter sah immer noch ok aus und so ging ich bald weiter, über den verwächteten Grat hinüber zum Plateau und weiter richtung Kleiner Solstein. Als der Grat schließlich schärfer wurde, hörte die alte Spur, der ich bis hierhin gefolgt war, schlagartig auf. Hmm, was nun? Erst mal Brotzeit machen! Dabei entdeckte ich ein Stück unter mir Markierungen – dort unten musste also der Weg sein.
Als ich zu diesem abgestiegen war, zeigte sich, dass der Weiterweg noch völlig unberührt war. Das würde richtig mühsame Wühlarbeit geben und das über eine erhebliche Strecke. Zu viel für heute, denn es war schon halb drei. Also Abbruch und Abstieg über den Höttinger Schützensteig. Dieser bot zunächst beeindruckende Tiefblicke auf Innsbruck und führte dann recht unterhaltsam zur Neuen Magdeburger Hütte, die genau so geschlossen war wie das Solsteinhaus.
Damit war der anspruchsvolle Teil geschafft und von hier aus war der Rückweg leider größtenteils auf Forstwegen zu absolvieren, was nicht allzu spannend war. Da meine Bergschuhe gerade beim Schuster waren und die Zustiegsschuhe für den vielen Schnee nicht gereicht hätten, war ich heute in den Expeditionsschuhen unterwegs, was sich auf Dauer bequemlichkeits- und gewichtsmäßig negativ bemerkbar machte. Aber gut, nach ca. 21 km und 1800 Hm kam ich kurz vor 18:00 Uhr wieder in Hochzirl an. Da war es dann auch genug mit dem Osterspaziergang; die Forstwegpassagen waren nun nicht so der Hit gewesen, aber immerhin hatte die eigentliche Solsteinüberschreitung viel Spaß gemacht.
Daten zur Tour
- Großer Solstein (2541m) über Nordwestrücken
- Schwierigkeit T3
- 1800 Höhenmeter
2 Kommentare
Alois Igelspacher · 22. April 2017 um 9:00 pm
Die Veilchen blühen tatsächlich schon, auf dem Bild ist aber ein Leberblümchen zu sehen. 🙂
Hannes · 24. April 2017 um 7:46 pm
Danke für den Hinweis, Alois! Da hast Du recht und ich habe die Bildunterschrift korrigiert.