Wanderung in den Berchtesgadener Alpen vom 27. – 30.07.2017

Vier Tage verbrachten Claudia und ich in diesem Sommer in den Berchtesgadener Alpen, die mir bis dato unbekannt waren. Wir waren beide beeindruckt von der Schönheit und landschaftlichen Vielfalt dieses Gebirges, das – so scheint mir – insgesamt das schönste in Bayern ist. Kein Wunder, dass hier der einzige alpine Nationalpark Deutschlands liegt.

27.07.: Unsere Wanderung begann mit einer Busfahrt: Mit dem „Alm-Erlebnis-Bus“ fuhren wir vom Ramsauer Hintersee über den Hirschbichl und damit die Grenze zu Österreich zum Abzweig Kallbrunn, wo wir ausstiegen, um ab hier zu wandern. Das Wetter war freundlicher als wir erwartet hatten und so gingen wir frohen Mutes kurz vor zehn los.

Blick zur Reiteralm

Blick zur Reiteralm

Zunächst ging es eine ganze Weile über einen Forstweg hinauf, einen richtigen Wanderweg erreichten wir eigentlich erst an der Mitterkaseralm. Zunächst machten wir aber noch einen Jauenstop an der Kashütt’n und wanderten dann am Stausee vorbei in das Dießbachtal hinein. Allmählich zog es zu und unter der Wolkendecke wurde es unangenehm schwül.

Am Dießbach-Stausee zeigt sich zum ersten Mal der Große Hundstod (links hinten).

Am Dießbach-Stausee zeigt sich zum ersten Mal der Große Hundstod (links hinten).

Die Margeriten blühen.

Die Margeriten blühen.

Ab der Mitterkaseralm wurde es dann noch einmal schöner: Aus dem Forst- wurde ein Wanderweg, der dichte Wald ging in offeneres Gelände über und oberhalb der Mitterkaserwand war es dann auch nicht mehr ganz so dampfig. Bald darauf erreichten wir auch die ersten Ausläufer des Steinernen Meeres. Wie die Wogen eines eingefrorenen Ozeans erheben sich die flachen Kämme und Buckel dieser weiten und komplexen Landschaft.

Neugierige Gams

Neugierige Gams

Auch die Disteln blühen.

Auch die Disteln blühen.

Ein erster Blick über das Hochplateau

Ein erster Blick über das Hochplateau

Gegen halb vier erreichten wir dann unser Tagesziel, das Ingolstädter Haus (2120m). Während es draußen anfing zu regnen, machten wir es uns bei Kaffee und Kuchen gemütlich. So lässt es sich aushalten! Später beim Abendessen unterhielten wir uns mit drei sympathischen Boulderern aus München, die hier oben zur Abwechslung mal auf Bergtour unterwegs waren.

Die Weite des Steinernen Meeres

Die Weite des Steinernen Meeres

Abendstimmung am Ingolstädter Haus (nicht im Bild ;-)

Abendstimmung am Ingolstädter Haus (nicht im Bild 😉 )

28.07.: Der Morgen begann grau, als wir uns zum Frühstück setzten. Wir hatten uns für heute einen Abstecher zum Großen Hundstod vorgenommen. Am Abend zuvor hatte dort im oberen Bereich einiges an Neuschnee gelegen und die große Frage war nun, ob der nächtliche Niederschlag dort in flüssiger oder kristalliner Form angekommen war. Da die Sicht schlecht war, gab es nur eine Möglichkeit, das aufzuklären: Hingehen und nachschauen. Gesagt, getan: 08:20 Uhr verließen wir die Hütte und wanderten los. Schon bald riss es ein wenig auf und siehe da: Es lag kaum noch Schnee. Sehr schön! Freudig stiegen wir weiter.

Wir brechen auf zum Großen Hundstod.

Wir brechen auf zum Großen Hundstod.

Kleine Hütte in großer Landschaft

Kleine Hütte in großer Landschaft

Das Schneehuhn war schon hier.

Das Schneehuhn war schon hier.

Noch immer war es stark bewölkt und im oberen Teil erforderte der Schnee dann doch erhöhte Vorsicht. Dementsprechend wenig war los und außer uns hatten sich nur zwei andere Gipfelstürmer auf den Weg gemacht. Kurz nach zehn erreichten wir schließlich den 2593m hohen Gipfel. Trotz der Wolken war die Aussicht über das Steinerne Meer beeindruckend. In der Ferne zeigten sich die Hohen Tauern und auch das Große Wiesbachhorn war zwischendurch zu erkennen. So hatte sich dieser Aufstieg wirklich gelohnt und während wir bei Müsliriegel und Wasser den Blick über die Berchtesgadener Bergwelt schweifen ließen, waren wir froh, dass wir uns nicht von den Wolken hatten abschrecken lassen.

Schnee und Aussicht nehmen nach oben hin zu.

Schnee und Aussicht nehmen nach oben hin zu.

Mit Watzmannblick am Gipfel

Mit Watzmannblick am Gipfel

Steinernes Meer mit Schönfeldspitze

Steinernes Meer mit Schönfeldspitze

Im Abstieg machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Kleinen Hundstod (2263m), dann setzten wir uns bei Kaffee und Kuchen auf die Hüttenterrasse, bevor es schließlich Zeit wurde, weiterzugehen. Das Wetter blieb wechselhaft: Bei tiefhängenden Wolken starteten wir die Wanderung zum Kärlinger Haus (1630m), zwischendurch schauten wir bei Sonnenschein den Murmeltieren beim spielen zu, dann stiegen wir in derart dichten Nebel ab, dass wir unser Ziel fast nicht gesehen hätten. Viertel nach vier hatten wir es geschafft und konnten uns in die Stube setzen, wo wir auch die vier Boulderer vom Vorabend wiedertrafen, mit denen wir später am Abend noch die überraschende Vielseitigkeit des lokalen Enzianschnaps-Angebotes erkundeten.

Blick vom Kleinen auf den Großen Hundstod

Blick vom Kleinen auf den Großen Hundstod

Abstieg in die Nebelwand

Abstieg in die Nebelwand

Auch das Wollgras blüht.

Auch das Wollgras blüht.

Sind wir schon da?

Sind wir schon da?

29.07.: Endlich blauer Himmel und Sonnenschein! Während es Claudia heute ruhiger angehen lassen wollte, hatte ich vor, das gute Wetter für einen Ausflug zum Funtenseetauern zu nutzen. Nach einem reichhaltigen Frühstück startete ich kurz vor halb neun zu diesem Unterfangen. Am Funtensee vorbei folgte ich dem Wanderweg, bis schließlich der Steig zum Funtenseetauern abzweigte. Dieser gefiel mir dann richtig gut: Keine Weganlage, nur Markierungen, die über satte Bergwiesen, durch einen kurzen Felsaufschwung (I), über einen wunderbar aussichtsreichen Grasrücken und schließlich durch die grasig-schrofige Südflanke des Stuhljochs leiteten. Landschaftlich sicher einer der schönsten markierten Wege, die ich in den Nördlichen Kalkalpen kenne.

Tiefblick auf Funtensee und Kärlinger Haus

Tiefblick auf Funtensee und Kärlinger Haus

Noch einmal das Steinerne Meer

Noch einmal das Steinerne Meer

Wunderschöne Querung am Stuhljoch

Wunderschöne Querung am Stuhljoch

Schließlich führte dann doch noch ein angelegter Pfad durch das Geröll des Schlussanstieges zum 2578m hohen Gipfel, den ich 11:20 Uhr erreichte. Durch seine zentrale Lage in den Berchtesgadenern bietet der Funtenseetauern eine umfassende Aussicht auf Watzmann, Steinernes Meer, Hochkönig und Hohen Göll. Vier andere Bergfreunde machten sich gerade auf den Weg, durch den Unsonnigen Winkel zur Wasseralm abzusteigen, während ich es mir zur Gipfelrast gemütlich machte. Einfach herrlich, hier oben zu sitzen.

Das letzte Stück zum Gipfel

Das letzte Stück zum Gipfel

Tauernblick

Tauernblick

Watzmann und Königsee

Watzmann und Königsee

Im Abstieg ging ich dann direkt über den einfachen, aber stellenweise ausgesetzten Grat zum Stuhljoch (2448m). Die abdrängende Umgehung (I) eines brüchigen Aufschwungs war dabei meine persönliche Schlüsselstelle. Anschließend ging es über den Steig zurück zur Hütte, wo ich es mir mit Claudia zusammen auf der Wiese gemütlich machte. Auch nicht schlecht, einfach so in der Sonne zu liegen.

Der Grat zum Stuhljoch

Der Grat zum Stuhljoch

Zurück am Funtensee

Zurück am Funtensee

Später am Nachmittag wanderten wir dann noch zum 1886m hohen Feldkogel, einem wenig markanten Gipfel, der aber eine tolle Aussicht über den Königsee bietet. Da wir überraschenderweise ganz alleine dort oben waren, konnten wir auch dieses schöne Fleckerl ganz in Ruhe genießen, bevor wir für den Abend zur Hütte zurückkehrten.

Wachsamer Murmler

Wachsamer Murmler

Alpenglühn überm Funtensee

Alpenglühn überm Funtensee

30.07.: Für diesen Tag war eigentlich heißes Sommerwetter angesagt, doch morgens sah es ganz und gar nicht danach aus. Eher schien es, als würde es bald zu regnen anfangen, so dass wir beschlossen, schnell aufzubrechen, um noch halbwegs trocken in St. Bartholomä anzukommen. Das klappte dann eher nicht: Nach wenigen Minuten schon ging das leichte Nieseln in starken Regen über und nach einer Viertelstunde steckten wir mitten in einem heftigen Gewitter, das uns fast eine Stunde lang begleitete.

Das Wetter hat sich verschlechtert.

Das Wetter hat sich verschlechtert.

Entsprechend nass kamen wir kurz nach elf am Bootsanleger an, an dem wir zum Glück nicht lange warten mussten um überzusetzen. Während wir im Boot dichtgedrängt mit anderen nassen Wanderern saßen, hörte der Regen allmählich auf und als wir in Königsee ausstiegen, blitzte sogar die Sonne hervor. So konnten wir dann doch noch unseren Plan umsetzen, diese Wanderung mit einem kurzen Bad im erfrischend kalten Königsee zu beschließen.

Der Königsee ist fast erreicht.

Der Königsee ist fast erreicht.

Mit dem Bus ging es schließlich zurück zum Hintersee und unserem Auto. Eine wunderschöne Runde ging hier zu Ende in einem Gebirge, das ganz besonders reizvoll ist.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

Rebecca · 14. August 2017 um 2:46 pm

Hey Hannes,

ich kann dir nur beipflichten, das Steinerne Meer ist wirklich traumhaft schön! Ich bin genau an dem Tag, an dem ihr abgestiegen seid, mit meiner mom an der Wimbachbrücke zur Wimbachgrieshütte gestartet. Das Gewitter haben wir noch ausgesessen; erwartet haben wir das so früh am Tag auch überhaupt nicht. Weiter sind wir dann zum Ingolstädter Haus und anschließend zur Peter-Wiechenthaler-Hütte, die ich jedem Hüttenfreund nur allerwärmstens ans Herz legen kann! Mein Bericht kommt dann in den nächsten Tagen 🙂

Liebe Grüße

Rebecca

    Hannes · 16. August 2017 um 7:16 pm

    Hallo Rebecca,

    da haben wir uns ja nur knapp verpasst in diesem schönen Eck. Deine Empfehlung für die Peter-Wiechenthaler-Hütte werde ich mir merken. Bin gespannt auf Deinen Bericht!

    Schöne Grüße
    Hannes

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