Bergtour im Ammergebirge am 23.09.2017

Sie gehören nicht zu den Höchsten in den Ammergauer Alpen, doch wenn man sich von der Nordseite, beispielsweise aus Halblech, dem zentralen Teil des Gebirges nähert, fällt unweigerlich das alliterative Dreigestirn aus Geiselstein, Gumpenkarspitze und Gabelschrofen mit ihren schroffen nord- und westseitigen Felsabstürzen ins Auge. Die Besteigung dieser drei Gipfel stellt eine interessante und abwechslungsreiche Bergtour dar.

Da in den Höhenlagen von Karwendel und Wettstein noch frischer Schnee aus der Vorwoche lag, suchte ich mein Glück in tieferen Lagen und entschied mich für die drei genannten Gipfel. Die Möglichkeit einer direkten Überschreitung existiert, verlang jedoch anhaltende Kletterei im oberen III. Grad, so dass ich stattdessen das Enchainement (um es mal pseudoalpinistisch auszudrücken) der Normalanstiege anging.

Geiselstein, Gumepnakrspitze, Gabelschrofen

Meine drei Gipfelziele auf einen Blick

Los ging es gegen 10:00 Uhr am Wanderparkplatz in Halblech (821m), wo schon die Hölle los war. Während aber die meisten Wanderfreude auf den Bus richtung Kenzenhütte warteten, schwang ich mich auf mein treues Aluross, um mit Muskelkraft die rund 300 Höhenmeter zum Wankerfleck zu bewältigen. Dankenswerterweise führt der Weg im Tal von Halblech, Reiselsbergbach und Lobentalbach meist in sehr gemäßigter Steigung bergan, nur zum Ebenwald hinauf geht es kurz etwas steiler zur Sache. Nach einer knappen Stunde konnte ich dann mein Radl am Beginn des Wanderweges auf ca. 1120m abstellen und die eigentliche Tour beginnen.

1. Geiselstein – der Kühne

Erstes Ziel war nun der Geiselstein, der am kühnsten geformte der Drei und dazu der wahrscheinlich prominenteste Kletterberg der Ammergauer Alpen. Die Schauseite des Berges ist von Nordosten, von wo die ca. 400m hohe Nordwand besonders gut zur Geltung kommt. Aber auch die anderen Seiten des Berges können gefallen, denn er ist aus allen Richtungen ein steiler Geselle.

Er sieht schon chic aus, der Geiselstein.

Er sieht schon chic aus, der Geiselstein.

Für mich ging es zunächst auf dem Prinzregentensteig bergauf, durch Wald und über Ahorn bestandene Wiesen. Bäume und Gräser waren bereits sanft herbstlich gefärbt, so wie sich das gehört für Ende September. Kurz nachdem der Steig in die Nordostflanke des Berges quert, zweigt der Weg zum Geiselsteinsattel links ab und nun ist es nicht mehr weit.

Aufstieg Geiselstein

Schöner Bergahorn am Aufstiegsweg

In der Geiselstein Südwand wurde auch geklettert.

In der Geiselstein Südwand wurde auch geklettert.

Am Sattel, an dem bereits zahlreiche Wanderer und Bergsteiger pausierten, schaute ich kurz den Kletterern in der Südwand zu, stellte die Stöcke ab, setzte den Helm auf und machte mich daran, den Normalweg zu begehen. Dieser quert zunächst in Gehgelände nach Nordosten, bevor an einem Minipfeiler in einer Rinne die eigentliche Kletterei (II) beginnt. Der Fels ist fest und griffig und auch noch nicht zu arg abgespeckt. Eine Stelle ist kurz etwas abweisend (allerdings durch zwei Stahlstifte entschärft), ansonsten ist das Gelände recht gutmütig.

Blick richtung Tegelberg und Hoher Straußberg, dahinter der Säuling und die Tannheimer.

Blick richtung Tegelberg und Hoher Straußberg, dahinter der Säuling und die Tannheimer.

Geiselstein Normalweg

Am Normalweg, der hier wilder aussieht, als er ist.

Geiselstein Normalweg

Gegenverkehr kurz unter dem Gipfel

Kurz vor dem Gipfel kam mir eine größere Gruppe entgegen, dann war ich auch schon oben (1882m) und konnte den Blick übers Alpenvorland und die umliegenden Gipfel schweifen lassen. Einfach schön! Dazu gab es eine kleine Brotzeit, schließlich war es auch schon fast halb eins. Anschließend ging es auf dem selben Weg zurück zum Sattel.

Gipfelkreuz Geiselstein

Auf den letzten Metern

Gumpenkarspitze und Gabelschrofen, dahinter die Krähe

Gumpenkarspitze und Gabelschrofen, dahinter die Krähe

2. Gumpenkarspitz – der Exklusive

Hier wandte ich mich nun dem zweiten Tagesziel zu, der selten bestiegenen Gumpenkarspitze (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gipfel im Karwendel). Im Gegensatz zu den beiden anderen Gipfeln ist sie ohne technische Schwierigkeiten zu erreichen, doch das weglose Gras- und Schrofengelände sorgt in Kombination mit der geringen Bekanntheit des Berges offensichtlich dafür, dass er kaum bestiegen wird.

Nun ist auch der Gipfel der Gumpenkarspitze fast erreicht.

Nun ist auch der Gipfel der Gumpenkarspitze fast erreicht.

Auch von dieser Seite macht der Geiselstein einiges her.

Auch von dieser Seite macht der Geiselstein einiges her.

Die einfachste Aufstiegsroute ergibt sich dabei recht logisch, trotzdem war ich dem Ortskundigen dankbar, der mir am Gipfel des Geiselsteins selbige noch einmal beschrieb. Da ich leicht verschnupft war, musste ich eher langsam gehen und war irgendwann kurz vor 14:00 Uhr am Gipfel (1918m) – natürlich allein. Wiederum genoss ich die schöne Aussicht bei einer kleinen Brotzeit, ließ in Ruhe den Blick schweifen und freute mich des Lebens. Dann schmökerte ich im Gipfelbuch, das aus den Sechzigern stammt und noch einige freie Seiten zu bieten hat. Viele kommen hier wirklich nicht her.

Ausblick Gumpenkarspitze

Interessanter Ausblick: Hinter dem Fensterl erst die grüne Hochblasse, dann der spitze Mittelgipfel der Geierköpfe und schließlich die mächtige Zugspitze.

Ausblick Gumpenkarspitze

Blick nach Osten, links der Klammspitzkamm

Nach einer Viertelstunde machte ich mich dann wieder an den Abstieg, kürzte ein wenig ab und konnte mein drittes und letztes Tagesziel angehen.

3. Gabelschrofen – der Alpine

Über Block- und Schrofengelände ging es nun hinauf in den Gabelschrofensattel, der zwischen dem gleichnamigen Gipfel und der rund 20m höheren Krähe liegt. Letztere ist zwar höher, aber deutlich einfacher erreichbar: Von Norden als Ier und von Süden im Gehgelände. Den Gabelschrofen hingegen muss man sich im II. Grad verdienen – und im Gegensatz zum Geiselstein ist der einfachste Anstieg weder durch Farbtupfer noch Haken markiert. Auch die Schwierigkeiten sind deutlich anhaltender, dafür macht die Kletterei im festen, rauen Fels viel Spaß.

Etwa in Bildmitte führt der Normalweg auf den Gipfel des Gabelschrofens.

Etwa in Bildmitte führt der Normalweg auf den Gipfel des Gabelschrofens.

Gabelschrofen Normalweg

Mitten drin in der Kletterei

Ich war heute ganz guten Form, kletterte zwar langsam, dafür konzentriert und sicher. So kam ich gut voran und konnte mich kurz vor halb vier ins dritte Gipfelbuch an diesem Tag eintragen. Auch diesen Gipfel (1989m) hatte ich ganz für mich und konnte die Ruhe genießen. Einfach schön war es hier oben.

Auch die Krähe hat gerade Besuch.

Auch die Krähe hat gerade Besuch.

Schließlich hieß es Abschied nehmen und – noch einmal voll konzentriert – die Aufstiegsrinne wieder abzuklettern. Zurück im Sattel freute ich mich dann darüber, dass diese Tour so gut geklappt und ich tatsächlich alle drei Gipfel erreicht hatte. Ein toller Tag!

Da ich wenig Lust hatte, den Aufstiegsweg wieder zurück zu gehen, entschied ich mich für den Abstieg auf der Westseite und den Rückweg über den Prinzregentensteig. Mittlerweile zogen immer dunklere Wolken auf, so dass es auch Zeit wurde, das Tal anzusteuern. Meine Wegewahl entpuppte sich nicht gerade als zügige Variante, da der Prinzregentensteig im Bereich von Gabelschrofen- und Geigenbach einige anspruchsvollere und auch versicherte Passagen aufweist. Bei Regen fließt hier sicherlich einiges an Wasser über die Felsen, was diesen Weg sehr unangenehm machen dürfte.

Am Prinzregentensteig wird das Wetter allmählich trübe.

Am Prinzregentensteig wird das Wetter allmählich trübe.

Heute aber blieb es trocken und ich erreichte wohlbehalten den Wald unterhalb des Geiselsteins und schließlich auch mein Radl am Wankerfleck. Mit diesem ging es nun flugs zurück nach Halblech, wo ich gegen 18:15 Uhr ankam und mich über diesen herrlichen Tag und meine erfolgreiche Tour freute. Einfach eine runde Sache, dieses Enchainement der markanten Drei.

Daten zur Tour

  • Geiselstein (1882m), Schwierigkeit T5, II
  • Gumpenkarspitze (1918m), Schwierigkeit T4
  • Gabelschrofen (1989m), Schwierigkeit T6, II
  • 1750 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

3 Kommentare

Mark · 29. September 2017 um 7:17 pm

Schöne Tour. Klettern am Geiselstein würden mich reizen, aber leider ist die Anfahrt von uns so elendig weit.

    Hannes · 1. Oktober 2017 um 7:03 am

    Stimmt, von Euch aus ist es natürlich eine elende Gurkerei bis Halblech. Da seid Ihr in der gleichen Zeit wahrscheinlich schon fast in den Dolomiten…

Mark · 1. Oktober 2017 um 1:55 pm

Nicht nur fast… Halblech und Sellajoch sind zeitlich ähnlich weit entfernt.

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