Bergtour im Vorkarwendel am 21.05.2018
Das östliche Vorkarwendel rund um die Montscheinspitze bietet einen besondere Dichte an seltsamen Flurnamen. Wer sich also für solche interessiert oder sich gerne belustigen lässt, ist hier richtig. Auch landschaftlich hat die Region einiges zu bieten. Ein Ausflug hierhin lohnt sich also.
Die Montscheinspitze (mittlerweile auch vollends eingedeutscht „Mondscheinspitze“) ist der höchste und wahrscheinlich auch der formschönste Berg des Vorkarwendels. Der Name stammt laut Wikipedia von „Monticinu“ – romanisch für „Kleine Bergweide“. Das ist durchaus plausibel, wurde doch in weiten Teilen Tirols im Frühmittelalter ein alpenromanischer Dialekt gesprochen. Später setzte sich dann nach und nach deutsch als Hauptsprache durch.
Diese kleine Bergweidenspitze möchten Claudia und ich also besteigen, genauer gesagt vom Schleimssattel zum Plumssattel überschreiten. Und das namensmäßig völlig unpassend nicht etwa bei Nacht und Mondenschein, sondern an einem sommerlich warmen und herrlich sonnigen Pfingstmontag.
Los geht es an der Gernalm (1166m), wo wir kurz vor halb elf aufbrechen und zunächst ein Stück zurück richtung Pertisau wandern. Schließlich kommen wir zum Abzweig, der hinauf zum Schleimssattel führt. Über eine breite Forstraße wandern wir durch den schönen Frühlingswald bergan und freuen uns des Lebens.
Am Sattel (1556m) folgen wir noch ein Stück dem Weg zur Mantschenalm, dann zweigt der markierte Steig zur Montscheinspitze links ab. Schon ab dem Sattel sieht man den Gipfelaufbau direkt vor sich. Charakteristisch sind seine fast senkreckt aufgefalteten Kalkstein-Schichten, die dem Berg ein ganz eigenes Aussehen verleihen. Auch geologisch bietet der Berg einen deutlichen Kontrast zum gelblichen Hauptdolomit der benachbarten Gipfel Bettlerkarspitze und Falzthurnjoch.
Nach einem Waldstück setzen wir uns auf einer schönen Blumenwiese zur Rast und machen uns über einige mitgebrachte Leckereien her. Einfach schön, hier in der Sonne im Gras zu sitzen!
Aber da wir ja noch einen Gipfel besteigen möchten, gehen wir bald weiter. Über einen Grasrücken geht es dem Gipfelaufbau entgegen. Hier kommen uns auch schon einige Andersherum-Überschreiter entgegen, die anscheinend etwas früher unterwegs waren als wir.
Am Gipfelaufbau angekommen geht es zunächst kurz hinab in eine noch schneegefüllte Rinne und dann auf der anderen Seite in leichter Kraxelei (I-II) wieder hinaus. Das war dann auch schon die Schlüsselstelle des Aufstiegs. Ab hier geht es meist in Gehgelände, gelegentlich im I. Grad bergauf. Schwierig ist das nicht, aber da steil durchaus anstrengend.
Gegen halb drei erreichen wir schließlich den 2106m hohen Gipfel. Die meisten anderen Besucher sind schon wieder weg und so haben wir den den Gipfel bald für uns. Im Norden, jenseits der Vorberge Der Kotzen und Der Mantschen ziehen einige Schauer vorbei, doch hier bleibt es glücklicherweise freundlich und trocken. So können wir entspannt unsere Gipfelrast genießen, bevor wir uns schließlich an den südseitigen Abstieg machen.
Dieser beginnt harmlos, hat weiter unten aber auch noch etwas ausgesetztes Gelände und leichte Kraxelei (I) zu bieten. In der Mondscheinsenke angekommen, müssen wir dann noch einmal gut 100 Hm zum Plumsjoch aufsteigen. Dieser Gegenanstieg kommt höchst unerwünscht, aber es hilft ja nicht, denn Weißbier, Kuchen und Auto liegen eindeutig dahinter. Schließlich haben wir auch das geschafft und stehen am 1921m hohen zweiten Tagesgipfel.
Von hier geht es nun locker hinab zum Plumssattel und gleich weiter zur Plumsjochhütte. Hinsetzen, Weißbier, Knödel, Leberkas. Vor uns die versammelte Karwendelprominenz von Grubenkar- bis Ödkarspitzen. So lässt es sich aushalten. Eine gute Stunde bleiben wir hier, bevor wir uns halb sechs an den Abstieg machen. Wir lassen es ruhig angehen und wandern gemütlich über die Forststraße zurück zur Gernalm. Schön war sie, die Überschreitung der Vorkarwendelkönigin.
Daten zur Tour
- Montscheinspitze (2106m), Ost-Süd-Überschreitung
- Schwierigkeit T4, I-II
- 1200 Höhenmeter
2 Kommentare
Rebecca · 1. Juni 2018 um 9:40 am
Na, hast du dich inspirieren lassen? 🙂 Schön, wenn die Überschreitung klappt. Beim nächsten Mal dann den NNO-Grat! 😉
Liebe Grüße
Rebecca
P.S.: Die Alpenkornblume ist eine Berg-Flockenblume.
Hannes · 2. Juni 2018 um 3:35 pm
Hallo Rebecca,
Genau, da habe ich mich von Euch inspirieren lassen. Danke dafür! 🙂
Stimmt, die Grattouren dort sind sicher auch interessant.
Und bezüglich Blumen: Meines Wissens nach sind Alpenkornblume und Bergflockenblume synonym. Den ersten Namen scheint aber kaum jemand zu kennen, was etwas verdächtig ist… 😉
Schöne Grüße
Hannes