Bergtour in den Chiemgauer Alpen am 01.05.2018
Feiertage muss man nutzen. Zum Beispiel für Bergtouren. Da an Klettern leider noch nicht zu denken ist, musste etwas wanderbares her. Auf der Karte stieß ich auf die Kette der Staufen bei Bad Reichenhall. Hey, von denen hatte ich doch vor Jahren mal gelesen, dass die ganz nett sein sollen. Also nix wie hin.
Zwanzig vor zehn ließen Boris und ich das Auto, das wir am Abzweig zur Padingeralm abgestellt hatten, hinter uns und wanderten los. Unser erstes Ziel war der Hochstaufen, den wir über die Steinernen Jäger erreichen wollten. Der Himmel war dicht bewölkt, als wir losgingen, aber davon ließen wir uns nicht aufhalten.
Trotz allgemeiner Dampfigkeit kamen wir zügig voran und überholten einige andere Staufen-Aspiranten. An den Steinernen Jägern auf ca. 1300m dreht der Steig von Nord auf West und führt an den Ostgrat des Hochstaufens. An einer Leiter beginnt dann der offiziell als Klettersteig bezeichnete Teil des Anstiegs, der allerdings – bis auf besagte Leiter – komplett unversichert ist. Dafür muss man gelegentlich Hand an den Fels legen (I).
Der Fels hier war sehr gut und das Ambiente ebenfalls. So schön hatten wir uns das gar nicht vorgestellt. Und so kraxelten wir immer wieder knapp über dem Steig entlang, um mehr vom Fels zu haben. Wir hatten viel Spaß, was sich auch in den erlesen unsinnigen Gesprächen zeigte, bei denen wir weiter stiegen.
Ziemlich genau um 12:00 Uhr erreichten wir das Reichenhaller Haus knapp unterhalb des Hochstaufen-Gipfels. Perfekt für eine mittagliche Einkehr. Erbsensuppe mit Wiener, dazu ein (alkoholfreies – wir hatten ja noch einiges vor uns) Weißbier auf der Terrasse. Super!
Anschließend schlappten wir noch die letzten paar Meter zum Gipfel (1771m) hinauf und genossen die Aussicht aufs Alpenvorland bis zum Chiemsee. Nun wollten wir weitergehen zum Mittelstaufen. Aber wo lang? Weiter westlich konnten wir den Weg etwas unterhalb der Gratkante sehen. Aber nirgendwo schien es dort hinzuführen. Dann kamen wir doch nich auf den Trichter: Zurück zur Hütte und dann abzweigen, und schon waren wir richtig.
Am tiefsten Punkt zwischen den beiden Gipfeln führt der Hauptweg zurück ins Tal. Wir hingegen nahmen den ab hier immer wieder versicherten Steig (bis B) am Grat entlang hinauf zum Mittelstaufen. Schon bald hatten wir diesen (zumindest in unserer alpinhistorisch aufgeladenen Diskussion geradezu epischen) Aufstieg hinter uns und standen am netten Gipfelplateau (1613m).
Wir hielten uns hier aber nicht lange auf und gingen gleich weiter. In viel Auf und Ab ging es zur nächsten Scharte und dann hinauf zum Zennokopf. Der Weg zieht sich hier ziemlich, ist gleichzeitig aber sehr schön, aussichts- und abwechslungsreich. Definitiv beinahe episch.
Auf den 1756m hohen Zennokopf folgte nach wenigen Minuten schon der höchste Punkt der Staufen, der 1782m hohe Zwiesel. 2h hatten wir vom Hochstaufen hierher gebraucht und damit schon einiges geschafft. Also setzten wir uns zu einer Pause ins Gras. Der Wind war zwar kühl, trotzdem war es angenehm, hier zu sitzen und den Blick schweifen zu lassen.
Bald darauf holte uns eine Verfolgerin ein, die uns schon seit dem Mittelstaufen allmählich näher gekommen war. Ganz schön zügig war sie unterwegs, jetzt aber auch schon etwas erschöpft. Wir unterhielten uns nett über die Chiemgauer Bergwelt und sonstige Lebensthemen, bis sie sich an den Abstieg zur Zwieselalm machte, um dort noch ein Stück Kuchen zu ergattern.
Wir hingegen hatten kurz davor auf der Karte entdeckt, dass sich die Überschreitung ganz logisch noch um einen Gipfel verlängern lässt. Also gingen wir unserer alpinistischen Verpflichtung nach und zwangen unsere müden Oberschenkel zu einem letzten Gratabschnitt. Quasi mega-episch, was wir hier heute veranstalteten.
Der letzte, ebenfalls sehr hübsche Abschnitt war nun nicht mehr allzu lang und schon bald standen wir am 1750m hohen Gamsknogel, dem letzten Gipfel der Staufen-Kette. Eine tolle Überschreitung war uns da gelungen, bei all der Epik und so. Viel schöner, als wir sie erwartet hatten. Aber jetzt wurde es Zeit für den Abstieg.
Auch der Abstieg zur Kohleralm wies noch einmal einige Versicherungen auf, dann ging es über einen blau markierten, schmalen Weg weiter zur Zwieselm, die wir kurz nach fünf erreichten und die gerade zumachte. Schade!
Also weiter Absteigen. Den Abzweig zur Bartlmahd ließen wir dabei links liegen und wählten den Direktabstieg. Am ersten Schild war Bad Reichenhall mit 4h angeschrieben; am nächsten, 15min später, mit dreien. Wenn wir so weitergingen, meinte ich zu Boris, wären wir in 45min am Auto. Und erstaunlichweise kam es dann auch genau so. Die Wegezeiten nahmen beständig ab und gegen 18:15 Uhr, nach knapp 2000Hm beendeten wir diese lange Runde über die Staufen, die sicher eine der schönsten in den ganzen bayrischen Voralpen ist.
Daten zur Tour
- Staufen-Überschreitung (1782m) bis Gamsknogel
- Schwierigkeit T4, I, B
- 1950 Höhenmeter
2 Kommentare
Gmeiner Raimund · 29. Mai 2018 um 6:43 pm
Nichts für ungut lieber Blogger, aber mit Pflanzen scheinst du dich nicht auszukennen: was du uns hier als Gegenblättrigen Steinbrech offerierst, ist eine Zwergalpenrose und in einem späteren Beitrag sprichst du von einer Alpenkornblume, die in Wirklichkeit eine Bergflockenblume ist.
Hannes · 29. Mai 2018 um 8:17 pm
Lieber Raimund,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Mit der Zwergalpenrose hast Du absolut recht, den Fehler habe ich korrigiert.
Die Namen „Alpenkornblume“ und „Berg-Flockenblume“ sind mir als synonym bekannt.
Dass ich in Sachen Blumen noch Lehrling bin, stimmt in jedem Fall. 🙂
Schöne Grüße
Hannes