Wanderung in den Allgäuer Alpen am 10.05.2020

Die Überschreitung von Gaishorn und Rauhhorn ist eine lohnende Unternehmung. Besonders bei gutem Wetter, wenn der Fels trocken und die Aussicht gut ist. Danach sah es bei meinem Aufbruch zwar zunächst nicht aus, doch hatte ich Glück.

Bei meiner Überschreitung von Ponten und Bschießer Mitte März war mir der hübsche Kamm des Rauhhorns aufgefallen, der zu einer weiteren Überschreitung einzuladen schien. Als ich dann zu Hause feststellte, dass sogar ein markierter Steig über den Gipfel führt, war schnell der Plan gefasst, diesen bei schönem Wetter bald in Augenschein zu nehmen.

Vergangenen Sonntag kam ich gegen 08:15 Uhr in Hinterstein an. Bei leichtem Regen. Die Wettervorhersage vom Vorabend lag leicht daneben, aber ich hatte Hoffnung, dass es besser werden würde. Also stapfte ich bald los, ausnahmsweise in Regenjacke. In ruhigem, gleichmäßigen Tempo wanderte ich zur Willersalpe (1459m). etwas oberhalb kam ich an zwei Einheimischen vorbei. Einer davon drehte gerade um, weil es ihm jetzt reiche mit dem Regen. Die Andere stieg unverdrossen weiter. Und ich natürlich ebenso.

Am Zirleseck hatte der Regen dann aufgehört und ich konnte endlich die Jacke ausziehen. Dazu holte ich die Wanderstöcke vom Rucksack, denn ab hier galt es auch immer mal wieder einzelne Schneefelder zu queren. Ich wandte mich also nach Süden und gewann über einige kurze, verlatschte Aufschwünge die weiten Grashänge der Feldalpe. Kurz darauf zweigte ich vom Weg ab, um den unscheinbaren Gipfel des Zerrerköpfles (1946m) zu erreichen.

Nun wurde die Tour allmählich interessanter und zum Gaiseck hinauf gab es schon etwas Felskontakt (I und A) und auch noch mal ein paar Schneefelder. Ich überholte eine Dreiergruppe und erreichte dann den 2212m hohen Gipfel. Durch die aufreißenden Wolken spazierte ich anschließend über den Kamm zum Gaishorn (2247m), dem höchsten Gipfel des Tages.

Ganz allein saß ich hier an diesem eigentlich sehr beliebten Gipfel. Und genau jetzt schien die warme Sonne ungestört vom Himmel herunter. Perfekt für eine Gipfelrast. Durch die Wolken war die Aussicht besonders stimmungsvoll und ich erfreute mich an meinem Logenplatz.

Über den Steig auf der Südseite des Gaishorns querte ich anschließend hinüber zur Vorderen Schäfwanne und stieg von hier aus weiter zum Rauhhorn. Dies ist die Schlüsselpassage der Tour, die Kletterstellen (II) sind jedoch kurz und nicht ausgesetzt. Zum Schluß galt es noch einmal am Drahtseil zuzupacken (B-C), dann war ich am Gipfel des Rauhhorns (2240m).

Noch einmal machte ich eine kurze Pause und genoss die spannende Wolkenstimmung. Währenddessen erreichte mich eine weitere Dreiergruppe, die vom Gaiseck direkt hierher gestiegen waren und das Gaishorn ausgelassen hatte. Die drei machten hier auch Pause und sollten mich auch beim Rest der Tour verfolgen.

Der südseitige Abstieg vom Rauhhorn war etwas leichter als der nordseitige Aufstieg. Nur an einer Gegensteigung kurz hinter Gipfel wartete noch eine knifflige Stelle, an der ich zwischen Schnee und Fels etwas seltsam hochklettern musste (II-III). Ohne Schnee ist das wahrscheinlich gar kein Problem. Ab der Hinteren Schäfwanne wird das Gelände dann wieder sanfter und grasiger.

Mittlerweile war ich ein wenig müde, trotzdem stieg ich noch einmal auf, um auch den 2125m hohen Gipfel des Kugelhorns zu betreten. Dieser ist wenig spektakulär, aber hübsch. Und zum letzten Gipfel des Tages, dem Knappenkopf (2071m) war es dann auch nicht mehr weit. Von hier aus stieg ich schließlich ab – erst zum Kirchendachsattel und dann gleich weiter zum noch eisbedeckten Schrecksee (1813m). Hier waren nun deutlich mehr Leute unterwegs als bisher; anscheinend ist der Schrecksee ein beliebtes Ausflugsziel.

Nach einer letzten Pause wanderte ich weiter über die Taufersalpe hinab zur Straße. Die letzten 40min spazierte ich schließlich durch die warme Nachmittagssonne zurück nach Hinterstein. Froh, dass das Wetter für diese schöne Tour doch noch gepasst hatte.

Daten zur Tour

  • Überschreitung Gaishorn (2247m) und Rauhhorn bis Knappenkopf
  • Schwierigkeit T4, II, B
  • 1850 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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