Bergtour im Karwendel am 09.08.2020

Das Karwendel hat viel zu bieten. Vor allem auch erstaunlich abgeschiedene Kare und Gipfel. Diese müssen sich in der Regel erarbeitet werden. Doch es lohnt sich – z.B. an der Moserkarspitze.

Heute wollten Mark und ich mal wieder mitten hinein ins Karwendel. Dabei sollte die Tour nicht zu lang und anspruchsvoll sein, aber doch die typischen Karwendelzutaten aus Fels, Bruch und Schotter bieten. Heraus kam die Überschreitung der Moserkarspitze mit angehängter Besteigung des P2526 („Unbenannter Gipfel“ – meiner Meinung nach wäre Westliche Moserkarspitze passend).

Wir gingen unsere Tour aus dem Hinterautal an. Angeblich kann man die Moserkarspitze auch von Norden im II. Grad besteigen, allerdings vermuteten wir dort die ganz große Bröselhölle. Dementsprechend schwangen wir uns in Scharnitz erst einmal auf unsere Bergräder und fuhren ins über 10km lange Tal hinein.

Während wir bergauf alle anderen Radler überholten, meinte ich zu Mark, dass er dafür, dass er heute eher etwas gemütlicher gehen wollte, ganz schön schnell unterwegs sei. Ich sei ja losgefahren, entgegnete er, und er hielte nur mit. Ein guter Start also in eine halbwegs entspannte Tour…

Nach einer Stunde waren wir dann im Rossloch angekommen und stellten unsere Räder ab. Dann wandten wir uns dem Steig ins Moserkar zu und wanderten los. Es ist ein schöner Weg, der sich in das erstaunlich weite Kar zieht. Links und rechts wird es von den beeindruckenden Gestalten von Kaltwasserkar- und Sonnenspitzen eingerahmt, den Karschluss bilden Rauhkarlspitze, P2526, Moserkar- und Kühkarlspitze.

Nach Überquerung des ebenso schönen wir erfrischenden Moserkarbachs gingen wir ins Große Kühkar hinein und fanden dann die richtige Latschengasse ins Kleine Kühkar. Ein großes Gamsrudel galoppierte vor uns durchs Kar und sammelte sich unterhalb der Wände des Moserkar-Südgrates. Schönes, wildes Karwendel!

Auf einem Grasrücken machten wir Pause, denn ich hatte jetzt schon ganz schön Hunger. Anschließend wanderten wir weiter zum Karende und gingen den Südostgrat der Moserkarspitze an. Schönes, wenn auch etwas brüchiges IIer-Gelände. Ich war heute mental nicht ganz in topform. Da half nur langsames und konzentriertes Steigen. Und so ging es dann auch gut.

Das letzte Stück zum Gipfel war dann noch einmal Steilschutt, dann standen wir ganz oben auf der Moserkarspitze (2533m). Die Aussicht auf diesem einsamen Gipfel war mal nicht schlecht und wir genossen sie bei einer kleinen Gipfelbrotzeit.

Durch steilen Schutt (schönes, wildes Karwendel?) stiegen wir ins Obere Moserkar ab und querten durch Geröll hinüber zum Südgrat des P2526. Dort stiegen wir dann noch einmal 150m auf und konnten uns schließlich auf unseren zweiten Gipfel setzen. Auch hier noch einmal tolle Aussicht: Kaltwasserkarspitze links, rechts die gruselig-steile Flucht von Sonnenspitzen bis Grubenkarpfeiler, dahinter die Lamsenspitze. Vor uns Risser und Laliderer Falk und hinter uns die steilen Nordwände der Gleirsch-Halltal-Kette. Ja, schönes, wildes Karwendel!

Der Abstieg war dann unkompliziert. Den Grat hinab und anschließend Steigspuren, Steinmännern und unserem untrüglichen Instinkt folgend durchs Rauhkar. Ab dem Latschengürtel gibt es auch wieder einen gut erkennbaren Steig, über den wir zurück zum Moserkarbach fanden. Ah, Wasser – trinken und abkühlen. Das tat gut. dann ging es zurück zu den Rädern und hurtig nach Scharnitz. Ein schöner, einsamer und wilder Tag war es mal wieder im Karwendel. Und letztlich doch auch ein wenig gemütlich.

Daten zur Tour

  • Moserkarspitze (2533m) und P2526
  • Schwierigkeit T5, II
  • 1800 Höhenmeter
  • Erstbestiegen 1870 durch Hermann von Barth

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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