Bike & Hike im Karwendel am 28.11.2020

Solange es die Bedingungen zulassen, wollte ich noch einmal ins Karwendel. Nichts zu anspruchsvolles sollte es sein und so wählte ich den Hohen Gleirsch als Ziel, der sehr markant über Scharnitz steht.

Als ich mich in Scharnitz aufs Radl schwang, war es einfach saukalt. Hätte ich mir denken können, hatte ich aber nicht. Also erst mal anhalten und die dicken Handschuhe raus. Und dann schnell den ersten Berg hoch, zum warm werden.

An der Gleirschhöhe (1069m) ging es dann wieder hinab zur Isar und damit in die Kälte. Die Auffahrt auf der anderen Flussseite war dann noch verschneit und stellenweise eisig. Eine kleine Winterwunderwelt. Weiterfahren oder nicht – das war hier die Frage. Eine Frage, über die ich so ca. 20min verlor. Nun ja, am Ende fuhr ich weiter. Und überholte bald die beiden Gruppen, die vorher an mir vorbei geradelt waren.

An der Amtssäge begann dann der Fußaufstieg. Sobald ich den Talboden verlassen hatte, wurde es wärmer. Und Zwei der fünf Radler kamen bald näher. Sie hatten die Taktik, zu zweit sehr schnell aufzusteigen und dann auf die Dritte im Bunde zu warten. So trafen wir uns also noch zwei Mal.

Zwischen den Latschen des Riegelkars wurde es richtig warm, dann führte der Weg am Am Unteren Sagkopf vorbei auf die Westseite des Grates und damit auch bald zurück in den Schnee. Zunächst konnte ich bequem in den Spuren meiner Vorderleute (einer weiteren Dreiergruppe) gehen, doch holte ich diese auf ca. 2150m schließlich ein.

Ich bedankte mich artig für die Spurarbeit, die dank spröder Kruste auf ungebundenem Pulverschnee sicherlich mühsam gewesen war, und übernahm dann. Ein Stück musste ich noch arbeiten, dann erreichte ich eher südseitig ausgerichtete Hänge. So konnte ich über grasige Schrofen zum Gipfelgrat aufsteigen.

Mittlerweile war ich ziemlich in den Unterzucker gelaufen, aber 100 Höhenmeter unterm Gipfel wollte ich auch nicht mehr anhalten. Also ging ich gleich weiter zum 2492m hohen Gipfel des Hohen Gleirsch. 12:15 Uhr kam ich als Tageserster dort an. Wie schon am Wochenende zuvor war die Aussicht herrlich. Allerdings war es heute wärmer, so dass ich entspannt meine Brotzeit genießen und den Blick übers Karwendel schweifen lassen konnte.

Als nächster kam ein Alleingänger an, der in Scharnitz gleichzeitig mit mir zu Fuß (!) losgegangen war und nur zehn Minuten nach mir den Gipfel erreichte. Das war beeindruckend. Bald darauf erreichten auch die beiden Dreier-Gruppen das Gipfelkreuz.

Nach einer guten halben Stunde verließ ich den Gipfelreigen wieder, um den Abstieg ins Riegelkar zu erkunden. Der Alleingänger – der sich später als Benjamin vorstellte und als sehr nette Bekanntschaft herausstellte – holte mich bald ein. Während ich ziemlich aus der Übung an einer kurzen Abkletterstelle rumdoktorte, zeigte er mir dann, wie es ging.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, noch zur Äußeren Riegelkarspitze zu gehen. Doch war schnell klar, dass das heute zu lange dauern würden. Also ließen wir es am P2446 gut sein und machten uns an den Abstieg.

Währen dieser oben noch etwas mühsam war, konnten wir bald über Schuttreißen entspannt ins Riegelkar abfahren. Über einen verschneiten Hang im Schatten der Katzenkopfe erreichten wir dann den Steig, der durch die Latschen zurück zum markierten Weg führt. Eine durchaus lohnende Abstiegsvariante vom Hohen Gleirsch war das.

Zurück im Tal trennten sich unsere Wege. Während mein Begleiter zu Fuß zurück nach Scharnitz musste, hatte ich das Privileg, mich auf mein Radl schwingen zu dürfen, was dieses Mal wahrscheinlich mehr als zehn Minuten ausmachte. Hier unten wurde es dann zwar schnell wieder kalt, dafür war ich auch schnell wieder in Scharnitz. Nach der vielleicht letzten Karwendeltour in diesem Jahr.

Daten zur Tour

  • Hoher Gleirsch (2492m) mit Abstieg durchs Riegelkar
  • Schwierigkeit T5, II
  • 1750 Höhenmeter
  • Erstbestiegen 1859 durch Leopold Pfaundler von Hadermur, R. v. Hörmann, H. v. Enzensperg, J. v. Trentinaglia

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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