Skitour im Ammergebirge am 17.04.2021
Nach zuletzt eher ausgefallenen Skitourenzielen oder -kombinationen, die nicht alle hier veröffentlicht wurden, wagte ich mich gestern mal wieder an einen Klassiker: Die Ammergauer Kreuzspitze. Ein schönes Frühjahrsziel, das ich bislang nur aus dem Sommer kannte.
Mit einem großen Nachteil davon, am Wochenende Tourenklassiker zu gehen, wurde ich gleich zu Beginn konfrontiert: Der Parkplatz war randvoll und nebendran standen auch schon ganz schön viele Autos am Straßenrand. Ich musste ca. einen km zurückfahren, bis ich ein Platzerl für mein oberbayrisches Kraftfahrzeugmodell fand. Das fing ja schon mal gut an!
Natürlich ließ ich mich davon nicht entmutigen und wanderte mit Ski am Rucksack durchs Neualmgries zwei anderen Tourengehern hinterher. Deren Zielstrebigkeit wirkte so, als würden sie sich auskennen. Und tatsächlich: Nach Geröllwandern und minimalem Latschenkampf erreichten wir das untere Ende des Hochgries. Ab hier würde es konsequent bergauf gehen.
Der schmale Aufstiegsweg war komplett glatt gehobelt, so dass die Harscheisen ausnahmsweise gleich zu Beginn zum Einsaz kamen. Und viel los war natürlich auch, die ganzen Parkplatzbeleger waren ja nicht zum Picknicken hier. Also begann die Tour erst mal mit einer Geschwindigkeitssortierung der Teilnehmer. Nach diversen Überholmanövern hatten wir uns dann am Beginn des Hochgrieskars einigermaßen eingerüttelt und es ging ruhiger dahin.
Das Kar, das einen fantastischen Abfahrtshang bildet, war leider schon komplett zerfahren. Klassiker halt. Für die ersten ca. 100 Tourengeher nach dem letzten Schneefall war’s sicherlich herrlich, für uns heute immerhin noch ok. Bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein lief mir bald der Schweiß übers Gesicht. Schön – endlich mal im T-shirt aufsteigen und nicht immer frieren. In diversen Spitzkehren ging es das Kar hinauf auf die Engstelle im oberen Bereich zu. Diese ist ordentlich steil, da ist ein wenig Kehrentechnik hilfreich.
Kurz darauf geht das Kar dann auch zu Ende und ich erreichte den Rücken, der zunächst zum Schwarzenköpfel (1897m) führt. Hier wuchsen bereits diverse Ski aus den Latschen und auch ich stellte meine bald dazu. Der Weiterweg zum Gipfel zieht sich zwar noch etwas, lohnt sich aber ehr nicht mit Ski. Meine beiden Wegbereiter von ganz unten traf ich hier wieder und mehr oder weniger gemeinsam stapften wir durch den schon zerwühlten Schnee dem Gipfel entgegen.
Die Schneeverhältnisse hier oben waren gut, so dass die Stapferei auch ohne Steigeisen gut ging. Nach 2:45h erreichten wir dann den 2185m hohen Gipfel der Kreuzspitze. Hübsch ist der und für Ammergauer Verhältnisse auch erstaunlich alpin. Auch der Grat hinüber zum Kreuzspitzl, den ich vor ein paar Jahren mal erkundet habe, sah im Winterkleid richtig wild aus.
Schön war es hier. Mein beiden Neu-Bekannten und ich machten ein paar gute Fotos und ein paar schlechte Witze (oder war’s anders herum?) und genossen das flüchtige Gipfelglück. Dann stapften wir wieder talwärts, an diversen weiteren Gipfelanwärtern vorbei. Schon beeindruckend, was hier heute los war.
Und dann ging es an den Skiteil des Abstiegs. Und da waren meine beiden Begleiter dann ruck zuck weg. So unerschrocken wie sie bin ich leider nicht unterwegs. Zumal die Direkt-Einfahrt ins Kar schon sehr steil ist (ca. 45°). Die Engstelle bot dann einen interessanten kleinräumigen Wechsel aus pulvrigen und harten Passagen, danach wurde es einfacher und auch weniger steil.
Durch das abgefahrene Gelände ging es zurück in die Aufstiegsschneise und schließlich zu Fuß durchs Neualmgries zur Straße. Knapp 5h war ich alles in allem unterwegs gewesen. Schön war es mal wieder im spätwinterlichen Gebirge. Der ganz große Skigenuss war es heute zwar nicht, aber als Gesamterlebnis eine feine Sache. Kein Wunder, dass die Tour auf die Kreuzspitze so beliebt ist.
Daten zur Tour
- Kreuzspitze (2185m), durchs Hochgrieskar
- SKT-Schwierigkeit AD+
- 1250 Höhenmeter
0 Kommentare