Jahresrückblick 2021

Das Jahr war spannend. Alpinistisch und auch sonst. Im Frühjahr eine neue Pandemiewelle, im Sommer ein neuer Job und ein neuer Schein, im Herbst eine neue Schulter-OP und ein neues Familienmitglied. Puh, da war einiges los.

Zurück zum Bergsteigen. 2021 war ich an 49 Tagen unterwegs, bewältigte 55 500 Höhenmeter und erreichte 72 Gipfel. Rein statistisch war es also kein schlechtes Jahr für mich. Und ich bin gespannt, inwieweit sich dieses Niveau in den nächsten Jahren mit Kleinkind halten lässt.

Wichtiger als Statistik sind natürlich Erlebnisse. 2021 begann mit Corona-Lockdown und geschlossenen Grenzen eher schwierig. Da die Schneelage in den bayerischen Bergen zu Beginn etwas dürftig war, blieben die Ski noch einige Wochen im Keller. Natürlich kann man auch zu Fuß sehr schöne Wintertouren unternehmen. Und als der Schnee dann kam, wurde es gleich richtig gut.

Dass ich nicht nach Tirol durfte, führte dazu, dass ich mehrere Skitouren unternahm, die ich sonst wahrscheinlich nie unternommen hätte. Einige davon waren eher unbekannt und wurden hier nicht veröffentlicht. Der größere Recherche-Aufwand zahlte sich aus, denn die Überschreitung der Soiernspitze und die Besteigung der Dingenskirchenspitze waren zwei der besten Skitouren, die ich je unternommen habe. Die eine eher abfahrts-, die andere eher aufstiegsorientiert, waren beide auf ihr Weise großartig. Auf unserer Sektionshomepage habe ich etwas mehr darüber geschrieben, wie wir den Corona-Winter gestaltet haben.

Nach Ende der Skitourensaison wurde die Besteigung der Unteren Wettersteinspitze mit Dirk der erste Höhepunkt des Frühjahrs. Es war zwar sowohl üble Wühlerei als auch heikles Herumgeeiere, aber trotzdem (oder deswegen?) sehr eindrucksvoll. Die andere große Bergtour 2021 war die Besteigung der Spritzkarlspitze zusammen mit Gregor. Die Querung in die Eiskarln war mit das Ausgesetzteste, was ich bislang seilfrei gemacht habe. Und auch sonst war es eine großartige Tour, die ich sicherlich nicht vergessen werde.

Zwischendurch durfte ich bei der Überschreitung der Sass Rigais auch ein wenig in den Dolomiten wühlen, ansonsten war unser Südtirol-Urlaub eher von gemütlicheren Touren geprägt. Die darum nicht weniger schön waren. Weniger Alpinismus und mehr zweisames Draußen sein.

Im Juli stand dann gleich der nächste Höhepunkt an: Der zweite Lehrgang zum Trainer C Bergsteigen vom DAV. Den ersten Lehrgang mit Schwerpunkt Fels hatte ich bereits 2020 absolviert, nun stand also der Eiskurs am Steingletscher in den Urner Alpen an. Aufgrund der Pandemie waren wir in diesem Jahr nur ein halber Kurs, also statt zwölf Teilnehmern mit zwei Ausbildern nur sechs Teilnehmer bei einem Ausbilder. Mir hat das gut gefallen, weil wir so als Gruppe noch mehr zusammen gewachsen sind. Am Ende waren wir ein tolles Team, in dem sich alle gegenseitig unterstützt haben.

Leider war das Wetter in der Woche insgesamt ziemlich schlecht. Genau an den entscheidenden Tagen hat es dann aber gepasst. Die Übungstour zum Mittleren Tierberg (3308m) konnten wir bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen durchführen ebenso wie die Prüfungstour zum Fünffingerstock. Bei schönem Wetter gehen Fixseil bauen, Ablassschaukel einrichten etc. doch gleich besser von der Hand. Besonders spannend war für mich die Gletscherspaltenbergung. Jeder von uns „durfte“ zwei mal rein in die Spalte. Einmal wurden wir von den Anderen rausgeholt, einmal mussten wir selbst rauskrabbeln. Letzteres hatte ich zwar schon ein paar Mal trocken geübt, aber noch nie in einer richtigen Spalte*.

Frisch mit einem Trainerschein und dem entsprechenden Selbstbewusstsein ausgestattet ging es dann im August mit Boris in die Schweiz. Die erste Tour am Galenstock ging erstaunlich entspannt von der Hand und war dabei auch einfach schön. Danach bestiegen wir mit dem Bietschhorn einen Berg, von dem ich schon seit 1997 träumte. Dort oben zu stehen, war etwas ganz Besonderes für mich. Zumal ich es schon einmal probiert hatte und uns die Tour auch an diesem Tag voll forderte. Danach wurde mein Selbstbewusstsein allerdings zurecht gestutzt und ich musste einsehen, dass uns für die anspruchsvolleren Westalpentouren noch Routine fehlt.

Nach diesem alpinistisch intensiven Sommer wurde der Herbst deutlich ruhiger. Nach überstandener Schulter-OP und der Geburt unseres ersten Kindes waren einerseits erst mal Kletterpause und andererseits auch kürzere Touren angesagt. So konnte ich die schönen Herbsttage in diesem Jahr nur wandernd genießen. Immerhin kam ich trotzdem ins Karwendel und das ist ja die Hauptsache. Denn was ist schon ein Herbst ohne Karwendelbesuch?

Mit dem Dezember kam dann der Schnee zurück. Dass sich noch vor Weihnachten Skitouren in den Bayerischen Voralpen ausgehen, ist selten. Dieses Jahr war es so und wir haben uns gefreut. Haben das verschneite Gebirge genossen, während das Jahr zu Ende ging.

Ich bin gespannt, was 2022 bringen wird. Wahrscheinlich wird sich die Art, wie ich ins Gebirge gehe, mit der neuen Lebenssituation ändern. Schön und aufregend wird es bestimmt wieder werden, nur vielleicht etwas anders.

*Und ich kann nach dieser Erfahrung nur jedem empfehlen, beim Selbstflaschenzug statt mit Prusik-Knoten und Gardaklemme mit Micro-Traxion und Basic-Klemme zu arbeiten. Das geht sehr viel schneller und kraftsparender und ist immer noch anstrengend genug.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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