Wanderung in den Gurktaler Alpen am 05.01.2025

Bergsteigen – die Kunst, es sich gerade so schwer zu machen, dass man die selbst gewählte Herausforderung noch bewältigen kann. Ungefähr deswegen ging ich den Eisenhut wieder im Winter an. Dieses Mal zu Fuß und von Norden, was größere Mühen aber auch einen interessanteren Anstieg als auf der Südseite versprach.

Bei der Anfahrt hatte ich mich noch nicht endgültig entschieden. Sollte ich den Aufstieg von Norden wagen, mit größerem Risiko, abbrechen zu müssen? Oder sollte ich lieber auf die einfachere und schneeärmere Südseite ausweichen? Ich inspizierte die umliegenden Berge. Alle Hänge waren weitgehend abgeblasen. So sollte ich auch von Norden gut durchkommen. Der Himmel war zwar bedeckt, aber es war nicht zu kalt. Und außerdem sollte das Wetter im Laufe des Tages eher besser werden. Also einfach mal probieren!

Gegen 08:20 Uhr startete ich am Hannebauer (ca. 1180 m) zu meiner Tour. Als erste Etappe stand die lange Wanderung durch das Minibachtal (der Bach heißt wirklich so!) an. Zunächst konnte ich einem von Fahrzeugen gespurten Forstweg folgen, dann ging es auf dem winterlich stillen Wanderweg weiter durch den verschneiten Wald. Verschiedene Tierspuren verrieten das Waldleben, Menschen schienen hier lange nicht gewesen zu sein. Die Schneehöhe war gerade so, dass mir das Spuren richtig Spaß machte. Genug Schnee, dass es nicht rutschig war, und ausreichend wenig, um die Mühen in Grenzen zu halten. Ich genoss die Stille und Einsamkeit dieses Tals, während ich vor mich hin stapfte.

Nach 1,5h erreichte ich die Pernerhütte (1638 m) mit ihren verfallenen Stadeln. Auf deren anderer Seite traf ich die Forststraße mit ihren Reifenspuren wieder. Und von dort ging tatsächlich eine ältere Schneeschuhspur ab, der ich bis zum Dieslingsee (1818 m) folgen konnte. Der gefrorene See lag starr und weiß unter den umliegenden Gipfeln. Eine blanke, glatte Schneefläche zwischen Bäumen und Felsen.

Am Ufer lud eine Bank zur Rast ein und dieser Einladung folgte ich gerne. Da ich weiter oben mit starkem Wind rechnete, hielt ich hier eine vorgezogene Gipfelrast ab und begutachtete das weitere Aufstiegsgelände. Oben sah es gut aus, mit wenig Schnee auf den Hängen. Und auch Vereisung war keine zu erkennen. Der mühsame Teil würde der untere werden.

Das Problem mit abgeblasenen Hängen ist ja, dass der ganze Schnee nicht nur ab-, sondern auch irgendwo hingeblasen wird. Und wie es so ist, muss man meistens ein Stückchen dort hindurch, wo der Schnee hingeblasen wird. So auch heute. Es folgte also mühsames Spuren durch wadentiefen Schwimmschnee, der sehr wenig Halt bot. Zunächst stapfte ich noch flache Waldhänge hinauf. Ab einer langen Rechtsquerung wurde das Gelände dann steiler und erforderte erhöhten Wühlaufwand und auch ein wenig Vorsicht.

Auf ca. 2150 m wurde der Schnee dann endlich weniger und ich erreichte den abgeblasenen Teil des Nordhanges. Ab hier machte das Steigen wieder richtig Spaß. An einem kurzen Hang mit hartgepresstem Triebschnee packte ich für einige Meter die Steigeisen aus und erreichte so den schwach ausgeprägten Nordostgrat. Der Gipfel war jetzt nicht mehr weit und über schöne, leichte Grashänge erreichte ich den felsigen Gipfelaufbau. Auch dieser war schnell bewältigt und 12:50 Uhr stand ich am 2441 m hohen Gipfelkreuz.

Nachdem ich letztes Jahr im Nebel versehentlich nur einen westlichen Vorgipfel bestiegen hatte, empfand ich eine gewisse Genugtuung, nun hier zu stehen. Wieder im Winter und wieder bei nicht ganz einfachen Bedingungen. Wie erwartet wehte hier oben ein stürmischer Wind, sodass die Gipfelpause eher schmal ausfiel. Dabei hätte die Aussicht eine längere Betrachtung durchaus verdient gehabt. Während die Tauerngipfel noch in Wolken hingen, zeigte sich nach Osten das ausgedehnte Massiv des Zirbitzkogel in ganzer Pracht. Im Südwesten spitzten einige Gipfel der Julischen Alpen aus den Wolken, und im Südosten konnte ich bewundern, wie feuchte Luft über den Kamm der Karawanken ins Klagenfurter Becken floss.

Ich staunte also, machte ein paar Fotos und trat dann den Rückzug in windärmere und damit wärmere Regionen an. Freudig stieg ich vom Gipfel ab und über die breiten Grashänge hinab. Und als die Wolken endlich auflockerten, setzte ich mich auf einen Stein, schloss die Augen und ließ mir die Sonne für ein paar Minuten ins Gesicht scheinen. Schön hier!

Im Schwimmschnee wurde es auch bergab noch einmal mühsam und dann erreichte ich wieder den Dieslingsee. Hier machte ich ein weiteres Mal Pause und blickte zufrieden zum Gipfel empor, bevor ich den Abstieg fortsetzte. Ab der Pernerhütte wählte ich die kraftsparende Option über die Forststraße und kehrte schließlich 16:00 Uhr zum Hannebauer zurück. Das war sich heute prima ausgegangen. Genau die richtige Dosis an Herausforderung.

Daten zur Tour

  • Eisenhut (2441 m) über Dieslingsee
  • Schwierigkeit T3
  • 1300 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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