Wanderung in den Allgäuer Alpen am 21.05.2025

Bergtouren auch bei zweifelhaftem Wetter sind gewissermaßen eine Spezialität von mir. Eine Spezialität, die ich in den vergangenen Jahren eher vernachlässigt habe. Neulich an der Leilachspitze konnte ich sie endlich einmal wieder ausüben.

Schon vor Wochen hatte ich mir diesen Tag freigenommen, um mit einem guten Freund klettern zu gehen. Doch leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Unbeständig und schauerdurchsetzt sollte es werden. Also kein Klettern. Da ich den Tag nun aber frei hatte, beschloss ich, das Beste daraus zu machen – also wandern zu gehen.

Gegen 09:00 Uhr hatte ich Rauth am Südende des Tannheimer Tals erreicht. Die Gipfel hingen in Wolken, doch es war trocken, als ich den Rucksack schulterte und zur Leilachspitze aufbrach. Frohen Mutes folgte ich also dem Forstweg, der von hier aus nach Westen ins Birkental zieht.

Endlich wurde der Forst- von einem anständigen Wanderweg abgelöst. Und ich staunte nicht schlecht, als ich mich plötzlich auf einem sehr schmalen Weg hoch über einer wilden, tiefen Schlucht wiederfand. Hier mündet das Krottental ins Birkental ein und hat eine spektakuläre Landschaft geschaffen. Einige Drahtseile erleichtern diese Passage (T3).

Nach diesem ersten Höhepunkt setzte sich der Weg weniger spektakulär durch den Bergwald fort. Ein kurzer Schauer zwang mich dazu, die Jacke aus dem Rucksack zu holen. Zum Glück hielt der Spuk nicht allzu lange an.

Nach insgesamt einer knappen Stunde Gehzeit erreichte ich die Brücke über den Weißenbach. Ab hier ging es dann auch endlich konsequent bergauf. Apropos konsequent: Bald erreichte mich ein weiterer Schauer und dieser kam, um zu bleiben. Zwar ließ der Regen nach einer halben Stunde wieder nach, aber aufhören wollte er nicht. Gut, da konnte die neue Hardshell, die ich mir zum Jahreswechsel gegönnt hatte, endlich mal zeigen, was sie kann (und das tat sie zum Glück auch).

Weiter führte mich der Weg durch Wald und Latschengelände ins Weißenbacher-Notländer Kar, das ungefähr so ausgedehnt ist wie sein Name. Durch die Gerölllandschaft des Karbodens und über einige harmlose Schneefelder erreichte ich die steile Rinne, durch die der Weg den Nordgrat der Leilachspitze gewinnt.

Hier ging es nun steil bergauf und auch die Hände mussten zwischendurch aus den Hosentaschen. Am Grat angekommen, hatte ich dann plötzlich einen Blick über die ausgedehnte Notländ und zur Lachenspitze. Welch ein Kontrast dieser weitläufige Talschluss zur engen Schlucht talabwärts bildet!

Am Grat erwartete mich unterhaltsames Anstiegsgelände (T4) mit einem weiteren Schneefeld als Abschluss. Dann, 12:30 Uhr, stand ich am Gipfel der Leilachspitze (2274 m). Obwohl es nach wie vor regnete, setzte ich mich kurz hin und aß ein paar Happen. Schließlich war ja jetzt Mittagszeit.

Der südseitige Abstieg hielt dann auch noch ein paar interessante Stellen (T4, I+) parat. In Laufschuhen und angesichts der Nässe ging ich das vorsichtig an und ließ mir Zeit. Unterhalb des felsigen Gipfelaufbaus kam ich ins Geröllgelände und hier hörte endlich der Regen wieder auf. Das machte den Weiterweg gleich viel angenehmer. Auch hoben sich die Wolken ein wenig, sodass ich mehr von der schönen Umgebung sehen konnte.

Ich folgte dem Weg weiter unter den Krottenköpfen hindurch. Dort versuchte ich, weglos deren Gipfel zu besteigen. Ich traf jedoch nicht gleich den richtigen Aufstieg. Und da es wieder zuzog, sah ich von einer weiteren Erkundung ab. Schwer wäre es wohl nicht gewesen, aber wegloses Steigen im Nebel muss nicht unbedingt sein.

Stattdessen folgte ich dem markierten Weg weiter in die Lechtaler Scharte (1955 m). Hier entschied ich mich dafür, weiter zur Lachenspitze zu gehen. Das Wetter schien sich zu stabilisieren, warum also den Tag nicht nutzen?

Südlich der Lachenspitze traf ich dann auf ein unerwartetes Hindernis. In einer Schotterrinne war (nach einem Unwetter?) vom Weg nichts mehr übrig. Stattdessen waren an den Rändern der Rinne nur steile, strukturlose Erdhänge zurückgeblieben. Hinein kam ich in die Rinne problemlos. Das Hinaus aber stellte mich vor größere Schwierigkeiten, da die weiche, nasse Erde sofort nachgab. Selbst Stufen treten brachte nichts ein. Schließlich musste ich einsehen, dass eine Querung nicht zum Erfolg führen würde, und stieg stattdessen ca. 20 m ab, wo der Hang ein wenig flacher wurde. Hier konnte ich wieder aus der Rinne krabbeln und meinen Weg fortsetzen.

Bald erreichte ich den Abzweig zur Lachenspitze und begann – mittlerweile doch ein wenig erschöpft – den Aufstieg. 14:40 Uhr saß ich am zweiten Tagesgipfel (2126 m). Leider wieder im Nieselregen. Aber dafür hatte ich noch ein Stück Geburtstagskuchen dabei, das ich hier essen konnte. Und Kuchen, den meine Schwiegermutter gebacken hat, ist auch fast wie Sonnenschein.

Derart gestärkt machte ich mich wieder an den Abstieg. Der direkte Weg ins Östliche Lachenjoch war aufgrund einer Hangrutschung gesperrt. Also wählte ich den Umweg über Steinkarscharte und Landsberger Hütte. An der Hütte herrschte gerade große Betriebsamkeit, da die Saisoneröffnung vorbereitet wurde. Immerhin bekam ich schon einen Kaffee und eine Johannisbeerschorle. Also die perfekte Ergänzung zum Kuchen, den ich vor einer Stunde gegessen hatte.

Mittlerweile war es schon 15:45 Uhr, sodass sich die Frage stellte, wie es weitergehen würde. 3:40 h waren auf dem Schild für den Rückweg nach Rauth angegeben. Ich war zuversichtlich, das schneller zu schaffen, trotzdem brach ich bald wieder auf, zumal ich auch wenigstens die Schochenspitze noch besuchen wollte.

Also wanderte ich bald weiter, an der Lache vorbei und unter dem Östlichen Lachenjoch entlang zur 2069 m hohen Schochenspitze. Dort beschloss ich dann, es gut sein zu lassen. Die gesamte Umrahmung des Birkentals bis zum Krinnenspitz hätte mich sehr gereizt. Doch dafür hätte ich einfach 2h früher aufstehen müssen. Jetzt wurde es zu spät, zumal an einigen Stellen Wegsuche notwendig geworden wäre.

So wanderte ich bald zurück und zügig bergab ins Birkental. Noch einmal ging es durch die beeindruckende Schlucht am Krottental und dann über die Forststraße. Kurz vor Rauth setzte der Regen wieder ein und 18:30 Uhr erreichte ich etwas nass das Auto. Gut, dass ich nicht weitergegangen war! Und auch so hatte ich erstaunlich viel aus diesem unbeständigen Tag herausgeholt.

Daten zur Tour

  • Leilachspitze (2274 m), Lachenspitze, Schochenspitze über Landsberger Hütte
  • Schwierigkeit T4, I+
  • 2000 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert