Schneeschuhwanderung am 26.12.2020

In der Zwischensaison muss der Bergfreund oft auf weniger attraktive Ziele ausweichen. Doch auch diese können bei anspruchsvollen Verhältnissen interessant werden. So wie zuletzt an der Ahornspitze.

Los ging es gegen 09:00 Uhr in Füssen mit dem Ziel, den Hohen Straußberg zu besuchen. Und mal wieder sollte ich diesen nicht erreichen…

Mein Auto war das zweite auf dem Parkplatz am Alpsee. Und nachdem ich zwei Spaziergänger überholt hatte, durfte ich die erste Spur hinauf zur (Achtung – derzeit gesperrten!) Marienbrücke legen. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so ruhig zugehen würde.

Über die leider geräumte Straße ging ich weiter richtung Bleckenau. Weit und breit war kein anderer Wanderer zu sehen. Am P1110 zweigte ich dann nach links ab. Hier war nicht mehr geräumt und so kam meine neueste Errungenschaft zum Einsatz. Ich hatte mir nämlich kurz zuvor – ich traue mich kaum, es zu sagen – Schneeschuhe zugelegt.

Als überzeugter Skitourengeher bin ich eigentlich kein großer Freund dieser Dinger. Und nach dem Ölgrubenjoch hatte ich das Schneeschuhgehen eigentlich für mich abgehakt. Doch was tun, wenn die Schneelage für Ski noch nicht ausreicht, das zu Fuß gehen aber schon sehr mühsam macht? Genau dann, in der Vorsaison sind die lustigen übergroßen Entenfüße von Vorteil.

So watschelte ich also durch den stillen Wald dem Ahorngraben entgegen. Der Weg gewann nur wenig an Höhe und in dem lockeren, noch nicht angebundenen Neuschnee war jeder Schritt trotz Schneeschuhen mühsam. Meine Hoffnung, dass es ab der Ahorn-Diensthütte steiler werden würde, erfüllte sich zunächst nicht. Nun ja, der Name „Reitweg“ hätte mir das klar machen können. Tatsächlich wurde dieser Weg auf Geheiß Königs Max II. bis zum Branderfleck pferdetauglich angelegt. Und ein Reitpferd ist keine Gams.

Am P1468 verließ ich dann den Reitweg, um zum Ahornsattel aufzusteigen. Und nun wurde es endlich steiler. Leider auch der Wegverlauf weniger klar. Und letztlich musste ich die letzten 100 Höhenmeter weglos per Frontalkrallentechnik durch eine steile Schneise zurücklegen. Gut, dass ich nicht zum ersten Mal auf Schneeschuhen unterwegs war!

Am Settelesteig angekommen machte ich erst einmal Pause. Dort entsched ich auch, den Straußberg auszulassen. Bei den heutigen Bedingungen wäre es einfach zu mühsam und langwierig. Dann querte ich hinüber zum Ahornsattel (1664m) und gönnte mir auch noch den Abstecher zur Ahornspitze (1784m). Leider war die Sonne, die sich zwischendurch gezeigt hatte, mittlerweile wieder verschwunden, so dass ich keinerlei Aussicht genießen konnte. Aber immerhin einen neuen Gipfel.

Auf dem Weg zum Branderfleck kamen mir dann drei Burschen entgegen, die am Tegelberg mit Ski aufgestiegen waren und nun ebenfalls noch die Ahornspitze bezwingen wollten. So konnte ich zur Abwechslung ein paar Meter vorgespurt zurücklegen. War ich also doch nicht alleine hier.

Nun stieg ich den Reitweg wieder ab, wo mir im unteren Teil dann sogar noch ein paar Spaziergänger entgegenkamen. Wie waren die denn hierher gekommen? Und wieso stiegen sie jetzt – etwa 2h vor Sonnenuntergang – noch auf? Wahrscheinlich werde ich es nie erfahren.

Zügig kam ich zurück zur geräumten Straße und zur Marienbrücke. Und hier war dann mal richtig was los. Der Weg, den ich morgens angespurt hatte, war mittlerweile auf ganzer Breite planiert. Und mit meinem Rucksack und den Bergschuhen kam ich mir ganz schön fehl am Platz vor. Aber das störte mich nicht groß, hatte ich doch zwischendurch die Bergeinsamkeit gefunden, nach der ich gesucht hatte.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

4 Kommentare

Mark · 3. Januar 2021 um 12:58 pm

Damit der Kauf nicht ganz so sinnlos erscheint, müssen wir dir mal zeigen, wo die Dinger wirklich gut sind (und sogar Ski überflügeln).

    Hannes · 3. Januar 2021 um 1:55 pm

    🙂 Gerne. Insgesamt war es sicher keine Parade-Schneeschuhtour. Wobei die steile Waldschneise, die ich abseits des Weges aufgestiegen bin, tatsächlich mit Ski seeehr viel mühsamer gewesen wäre.

Rainer · 5. Januar 2021 um 8:06 am

Servus Hannes,
da Du machst ja neuerdings Sachen. Watschel-Schuhe statt Ski ? ,-)
Also bei den drei Burschen (san die Landsberger) hätte ich auch mit sollen. Hatte jedoch lieber ne Skitour gemacht.
Mir haben se aber gesagt, sie hätten alles zu Fuß gemacht ? Die wollten eigentlich noch
weiter, san aber dann ebenfalls wegen der schlechten Sicht nur bis zur Ahornspitze.

Jedenfalls schöne Bilder vom verschneiten Reitweg.

    Hannes · 6. Januar 2021 um 4:08 pm

    Servus Rainer,
    das wird sicher keine dauerhafte Sache. 😉 Ich freue mich schon darauf, demnächst die Ski auszumotten.

    Also ich kann auch nicht ausschließen, dass die drei Landsberger alles zu Fuß gegangen sind. Sie meinten nur, sie wären die Piste hoch gekommen. Und ich dächte, sie hätten Skischuhe angehabt… Daher meine Vermutung.

    Schöne Grüße
    Hannes

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