Bergtour in den Allgäuer Alpen am 10.01.2021

Noch reicht die Schneelage nicht für Skitouren im freien Gelände. Dafür kann man prima zu Fuß bergsteigen. Und auch etwas anspruchsvollere Passagen gut begehen – so wie die Hohen Gänge im Allgäu.

Kuschelige -15,5°C hatte es draußen, als Boris und ich aus dem Auto stiegen. Eher so mäßig gemütlich bzw. saukalt. Es ist auch schon länger her, dass ich eine Wanderung in Daunenjacke begonnen habe. Aber heute war es mal wieder so weit.

Die erste Dreiviertelstunde wanderten wir flach ins Tal der Ostrach hinein, an Hinterstein vorbei. So wird man halt auch nicht warm. Immer wieder ruderten wir mit den Armen, um Blut in die kalten Finger zu spülen. Fäustlinge wäre heute was gewesen, aber es ging schon.

Dann endlich konnten wir vom Talweg abzweigen und bergauf gehen. Und mit der Anstrengung wurde uns auch bald wärmer. Etwas oberhalb der Unteren Alpe Elpen (1313m) kamen wir dann auch in die Sonne, was die ganze Sache gleich viel angenehmer machte. Von jetzt an war das Weitersteigen richtig angenehm, bis wir gegen 10:45 Uhr den 1893m hohen Gipfel des Breitensteins erreichten.

Hier machten wir natürlich erst mal Pause und genossen den weiten Blick übers Allgäu, bevor wir uns an den interessantesten Teil der Überschreitung machten. Anschließend spazierten wir am Grat entlang zum P1946, wo wir dann Klettergut, Klettersteigset und Steigeisen anlegten. So fühlten wir uns gut gerüstet für die Hohen Gänge.

Und dann begann der Spaß. Über den stellenweise ausgesetzten Grat spazierten und kraxelten wir. Mit den verschneiten Felsen und überwächteten Abschnitten fühlte es sich fast an wie auf Hochtour. Nur das Drahtseil passte nicht ganz dazu.

Richtig schön war dieser Abschnitt. Mit B und I ist der Klettersteig Hohe Gänge nicht schwer. Vor allem der Schnee zwang jedoch zu konzentriertem Gehen und machte auch die Kletterei etwas anspruchsvoller. Genau richtig. Schließlich endete der Steig und wir stiegen das letzte steile Stück zur Heubatspitze (2008m) hinauf.

Der weitere Gratverlauf war dann wieder einfaches Gehgelände. Mit der beeindruckenden Nordwand des Daumens gegenüber wanderten wir hinüber zum Rotspitz (2034m), dem letzten und höchsten Gipfel des Tages. Hier machten wir noch einmal Pause, genossen die herrliche Aussicht und den schon bewältigten Weg.

Zwei andere Bergfreunde saßen auch hier und brachen bald auf, um die Überschreitung in umgekehrter Richtung durchzuführen. Wir aber blieben noch und hielten die Nase in die Sonne. Einfach schön war es hier im winterlichen Allgäu!

Schließlich wurde es auch für uns Zeit zu gehen und wir machten uns an den Abstieg vom Rotspitz, der am Nordgrat noch einige Aufmerksamkeit fordernde Passagen bereit hielt. Ab Verlassen des Grates wurde der Steig dann einfacher und schließlich zogen wir auch die Steigeisen wieder aus und rutschten hinab in den Häbelesgund.

Am Grat hatten wir noch einen letzten Blick auf die umgebende Bergwelt geworfen, denn danach war Schluss mit Aussicht und mit Sonne. Im Schatten wanderten wir nun talwärts und je tiefer wir kamen, desto kälter wurde es. Zurück am Parkplatz zeigte das Thermometer -11°C. Doch jetzt mussten wir nicht weiter durch die Kälte, sondern konnten im warmen Auto den Heimweg antreten. Doch hatte sich das morgendliche Frieren gelohnt für diese schöne Winterbegehung der Hohen Gänge.

Daten zur Tour

  • Heubatspitze und Rotspitz (2034m), Überschreitung über Hohe Gänge
  • Schwierigkeit B, I, T3
  • 1450 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

Mark · 17. Januar 2021 um 11:40 am

Ich erwische mich dabei, dass mir solche Verhältnisse fast lieber sind als gute Verhältnisse für Skitouren, weil Winterbegehungen interessanter sind als normale Skitouren. Man kann sie natürlich auch bei mehr Schnee machen, nur dann wird es mit dem Schleppen noch übler.
Wobei ihr die Tour vermutlich noch leichtgewichtig gemacht habt, also ohne Seil(e) und der ganzen Absicherungsausrüstung (Keile, Friends…).

    Hannes · 18. Januar 2021 um 9:13 am

    Hier haben uns Gurt und Klettersteigset ausgereicht. Und ja, eine „richtige“ Winterbegehung mit Seil und Co. ist natürlich auch eine feine Sache. Vielleicht wir das diesen Winter auch noch was. Wobei ich jetzt wahrscheinlich erst mal den Neuschnee nutzen muss. 😉

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