Roadtrip in Queensland vom 05.-19.11.2014

Urlaub in Australien war ursprünglich Claudias Idee. Sie musste mich nicht lange überzeugen, damit ich mitmachte. Frühsommer im November, jede Menge schöner subtropischer Natur, extrem freundliche Einwohner, Grillplätze überall und Kängurus – wer kann da schon nein sagen? Kernstück unserer Reise war ein 15tägiger Roadtrip von Brisbane nach Cairns. Es wurde eine tolle Fahrt zu vielen schönen Orten und mit vielen spannenden Begegnungen unterwegs.

 1. Tag: Unser Roadtrip begann mit einigen Schwierigkeiten, denn schon kurz nach der Abfahrt bemerkten wir einen Defekt an unserem Mini-Campervan. Die Elektrik im Innenraum war tot: Kein Licht, kein Radio, kein Navi. Also ging es noch mal zurück zur Mietwagenfirma. Die checkten das Auto und gaben uns schließlich ein Anderes: „Kool Keith“ statt „Space Race“. Keith entpuppte sich dann im Laufe der nächsten 2 Wochen als treuer Begleiter. Trotz seiner 260 000 schon zuvor abgenudelten Kilometer brachte er uns anstandslos nach Cape Tribulation und zurück nach Cairns.

Im Zentrum von Brisbane

Im Zentrum von Brisbane

Unser erster Zwsichenstopp waren die Glass House Mountains, eine Gruppe von 12 vulkanischen Bergen, von denen vor allem der erstarrte Lavakern übrig geblieben ist, während das umliegende Gestein weitgehend verwittert ist. Von einem Aussichtspunkt aus kann man die so entstandenen steilen Formen sehr schön betrachten. Der kurze Rundwanderweg an besagtem Aussichtspunkt lohnt sich hingegen kaum.

Mount Coonowrin, einer der Glass House Mountains

Mount Coonowrin, einer der Glass House Mountains

Als wir kurz darauf an einem Café halt machten, konnten wir auch zum ersten Mal einen Blick auf typisch australische Fauna erhaschen: Im Schatten eines Baumes ruhten sich zwei Kängurus aus. Die beiden waren die ersten Beuteltiere, die wir außerhalb von Zoos zu Gesicht bekamen.

Kängurus bei der Mittagspause

Kängurus bei der Mittagspause

Für den Abend fuhren wir nach Caloundra. Dieser Ort zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er einen Campingplatz direkt an einem sehr schönen Strand bietet. Nach Strandspaziergang und Abendessen (fish’n’chips) fielen wir gegen neun ziemlich fertig in die Liege unseres Campers und schliefen wie die Murmeltiere.

Am Strand von Caloundra

Am Strand von Caloundra

2. Tag: Kurz nach fünf war die Bettruhe vorbei: Die Sonne ging auf, ohne sich lange mit dämmern aufzuhalten, und diverse Vogelarten begrüßten sie lautstark. Bis kurz vor sechs blieben wir noch liegen, dann standen auch wir auf.

Joggen am Strand, ein kurzes Bad im Pazifik, Frühstück, Zusammenpacken, ein „awesome coffee“ im Giggling Goat-Café („goatishly good“) und dann ab auf die Straße. Man kann einen Tag schlechter beginnen.

Unsere Route führte uns heute die Sunshine Coast entlang nach Norden, durch Noosa und weiter bis Bundaberg. Unterwegs hielten wir in Maryborough, einem netten Kolonialzeitstädtchen, und Hervy Bay, wo wir einen Spaziergang am Strand machten und eine der lokalen Spezialitäten, den Süßwasserfisch Barramundi, probierten. Sehr lecker!

Das Rathaus von Maryborough

Das Rathaus von Maryborough

Etwas südlich der australischen Rum-Haptstadt Bundaberg gibt es einen Strand, der von Meeresschildkröten zur Ei-Ablage genutzt wird und dort wollten wir hin. Als wir am zugehörigen Reservat ankamen, wurden wir allerdings gleich doppelt enttäuscht: Erstens hatte der der nahe gelegene Campingplatz bereits vor zwei Jahren seine Pforten geschlossen und zweitens waren wir für die Schildkröten etwa eine Woche zu früh dran. Tja, schade!

Entschädigt wurden wir durch ein stattliches Graues Riesenkänguru, das ein Stück neben der Straße entlang hüpfte, bevor es im Wald verschwand. Später fanden wir in Bargara wieder einen Campingplatz mit Meerblick und genossen selbst gegrilltes Steak (was in keinem Zusammenhang mit der Känguru-Sichtung stand).

3. Tag: Die dritte Tagesetappe war kurz: Von Bargara fuhren wir in 2,5h nach Agnes Water, einem ziemlich verschlafenen Badeort. Im nahe gelegenen Town of 1770 buchten wir für den nächsten Tag einen Tauchausflug, dann widmeten wir uns der anstrengenden Beschäftigung des am Strand liegens. Ganz schön hart.

Sonnenaufgang in Bargara

Sonnenaufgang in Bargara

Das Dorf „1770“ liegt übrigens an dem Ort, an dem Captain Cook und seine Mannschaft im Jahre 1770 nach Botany Bay zum zweiten Mal australischen Boden betraten. Daher rührt natürlich auch der Name – angeblich weltweit der einzige Ortsname, der nur aus Ziffern besteht.

Der Strand von Agnes Water

Der Strand von Agnes Water

4. Tag: Heute stand Tauchen auf dem Programm. Von 1770 aus ging es mit einem Katamaran in gut anderthalb Stunden zur Laguneninsel Lady Musgrave Island. Die Fahrt war erstaunlich ruppig und uns wurde beiden ein wenig schlecht, obwohl wir sonst kaum Probleme mit Seekrankheit haben.

Lady Musgrave Island

Lady Musgrave Island

In der Lagune der Insel befindet sich ein Ponton, auf dem Schnorchel- und Tauchausrüstung gelagert wird. die meisten Gäste an Bord waren zum Schnorcheln hergekommen, sechs von uns zum tauchen – außer uns ein Paar unbekannter Herkunft mit beeindruckender Unterwasser-Fotoausrüstung und wenig Gesprächigkeit, eine erfahrene Taucherin aus Brasilien und eine englische Meeresbiologie-Studentin.

Blau-grüne Schwalbenschwänzen umschwärmen diese Koralle

Blau-grüne Schwalbenschwänzen umschwärmen diese Koralle

Eine rosa gefärbte Steinkoralle

Eine rosa gefärbte Steinkoralle

Mit unserem Tauchlehrer aus Bundaberg fuhren wir zunächst auf die Außenseite der Lagune. Hier hatte ein Sturm vor einigen Jahren große Teile des Riffs zerstört und erst wenige Korallen hatten sich seitdem wieder hier angesiedelt. Wir waren hergekommen, um große Tiere wie Mantarochen, Riffhaie oder Schildkröten zu sehen. Leider zeigte sich nichts davon. Immerhin war ich froh, nach etwas Auffrischung vor dem Tauchgang wieder sicher tauchen zu können. Claudia fiel das deutlich leichter.

Clownfische

Clownfische

Auch große Muscheln gab es zu sehen

Auch große Muscheln gab es zu sehen

Der zweite Tauchgang in der Lagune war dann deutlich schöner. Wir bekamen einige sehr interessante und schöne Korallen zu Gesicht, vor allem verästelte Steinkorallen. Leider waren auch hier eher wenige Fische zu sehen. Insgesamt waren wir etwas enttäuscht, auch weil die ganze Veranstaltung eher unpersönlich war, trotzdem hatte es Spaß gemacht, endlich einmal wieder zu tauchen.

Schlecht angepasster Teilzeit-Meeresbewohner

Schlecht angepasster Teilzeit-Meeresbewohner

5. Tag: Auch heute stand Wassersport auf dem Programm. Agnes Water war die letzte Möglichkeit zu Surfen, da weiter nördlich das Great Barrier Reef die Wellen bricht. Und so fanden wir uns um zehn am surf shop ein, um einen Anfängerkurs mitzumachen.

Insgesamt waren wir ca. 20 Schüler, die sich von zwei – natürlich langhaarigen und gebräunten – Surflehrern unterrichten ließen. Die erste Anweisung war. „Walk down to the beach this way. Don’t run! No fast moving in Agnes.“ Damit war ja schon mal alles klar.

Ob sich das noch ausgeht?

Ob sich das noch ausgeht?

Am Strand ging es dann nach einigen Trockenübungen auf den Brettern bald ins Wasser. Für mich war es das zweite Mal auf einem Surfbrett (vor einigen Jahren hatte ich in Kalifornien schon einmal an einem Anfängerkurs teilgenommen), für Claudia das erste Mal. Dementsprechend brauchte sie ein bisschen länger, bis sie das erste Mal sicher auf dem Brett stehend zum Strand surfte, danach waren unsere Erfolgsquoten ungefähr gleich gut (bzw. schlecht – je nachdem…).

Surfin' Agnes

Surfin‘ Agnes

Nach ca. anderthalb Stunden surfen waren wir ziemlich platt. Ein super Sport, aber eben auch ganz schön anstrengend. Danach gab es noch fish’n’chips und schließlich verließen gegen 17:00 Uhr Agnes Water, um weiter nach Norden zu fahren. An Gladstone und Rockhampton vorbei fuhren wir bis Marlborough, einem ziemlich trostlosen Kaff inmitten der scheinbar endlosen Zuckerrohplantagen.

Surfende Strandschönheit

Surfende Strandschönheit

6. Tag: Das Frühstück nahmen wir im örtlichen Truck Stop zu uns, dessen Betreiber offensichtlich Papageienliebhaber sind, denn sie halten mehrere gefiederte Gesellen auf ihrem Gelände.

Kakadus beim Frühstück

Kakadus beim Frühstück

Dieser Kollege genießt erst die Aussicht

Dieser Kollege genießt erst die Aussicht

Anschließend ging es weiter auf dem Bruce Highway. Dieser führt von Brisbane nach Cairns und wurde so etwas wie die Straßenheimat auf unserem Roadtrip.

Das einigermaßen historische Stadtzentrum von Mackay

Das einigermaßen historische Stadtzentrum von Mackay

Unsere Mittagspause machten wir in Mackay, einem weiteren netten Städtchen mit schönen Kolonialzeitbauten. Anschließend machten wir einen Abstecher ins etwas hinter der Küste gelegenen Hochland. Dort bietet der Eungella National Park einen südlichen Ausläufer des tropischen Regenwalds und eine vielfältige Fauna. Auf einer kurzen Wanderung durch den Park hatten wir das Glück, Süßwasserschildkröten, ein Goanna und sogar ein Schnabeltier zu sehen.

Hier ist der Name Programm.

Hier ist der Name Programm.

In Eungella gab es eine ganze Menge Schildkröten zu sehen

In Eungella gab es eine ganze Menge Schildkröten zu sehen

Goannas sind für den mitteleuropäischen Besucher ziemlich fremdartig

Goannas sind für den mitteleuropäischen Besucher ziemlich fremdartig

Nach diesem höchst lohnenden Abstecher fuhren wir weiter bis Proserpine, wo wir den Bruce Highway verließen und nach Airlie Beach abbogen, dem ersten richtigen Touristenort, den wir besuchten.

Tropische Baumrinde

Tropische Baumrinde

Und Blätter gab es hier auch

Und Blätter gab es hier auch

7. Tag: Heute stand einer der Höhepunkte unserer Australien-Reise auf dem Programm, ein Segeltörn zu den Whitsunday Islands. Von Agnes Water aus hatten wir zwei Plätze auf der „Waltzing Matilda“ reserviert, einem kleinen Zweimaster mit Platz für 14 Gäste und zwei Crew-Mitglieder.

Kann es einen besseren Namen für ein australisches Segelboot geben?

Kann es einen besseren Namen für ein australisches Segelboot geben?

Zu Fuß erreichten wir den Hafen, wo bereits die anderen Gäste warteten: vier andere Deutsche, vier Engländer, zwei Österreicher und sogar zwei Australier. Kurz darauf wurden wir dann auch von unserer Crew bestehend aus Skipper Greg und Köchen Sara empfangen.

Sowohl Crew als auch Mitreisende stellten sich als sehr angenehm heraus. Greg erzählte Geschichten vom Segeln rund um die Welt und aus seiner Zeit als Tauchlehrer, Sara hatte pausenlos Späße auf Lager und nahm besonders uns Deutsche gekonnt aufs Korn.

Whitsunday Island voraus!

Whitsunday Island voraus!

Das erste Ziel unserer Bootsfahrt war die Ostküste von Whitsunday Island. Da der Wind leider genau von vorne kam und wir keine Zeit hatten zum Kreuzen, mussten wir mit dem Unterwasser-Segel fahren, später konnten wir immerhin das Großsegel zuschalten.

Immerhin Motorsegeln

Immerhin Motorsegeln

In der Tongue Bay ankerten wir und fuhren mit dem Beiboot zum nahegelegenen Strand einer Landzunge. Von hier aus folgten wir einem Pfad hinauf zu einem Aussichtspunkt über den auf der anderen Seite der Landzunge gelegenen Hill Inlet. Zu beiden Seiten dieser Bucht erstreckt sich der weißeste Sandstrand, den ich je gesehen habe: Whitehaven Beach.

Sieht aus wie Fidschi, liegt aber in Queensland: Whitehaven Beach

Sieht aus wie Fidschi, liegt aber in Queensland: Whitehaven Beach

Da kann man schon ins Träumen kommen

Da kann man schon ins Träumen kommen

Der Strand besteht zu 98% aus Quarzsand, entsprechend hoch ist seine Reflektivität, d.h. heiß wird der Sand selbst in der Mittagshitze nicht, dafür ist er eine echte Sonnenbrandmaschine. Später an diesem Strand entlang zu gehen, wirkte unwirklich: Der Sand war unglaublich hell und weich, dahinter standen Mangroven und andere tropische Bäume und immer wieder schwebten Stachelrochen durch das klare Wasser. Ein kleines Paradies.

Ein toller Strand!

Ein toller Strand!

Nach etwa drei Stunden hieß es Abschied nehmen von Whitehaven Beach. Zurück an Bord der Waltzing Matilda fuhren wir zurück nach Norden und ankerten schließlich in einer Bucht auf der Westseite von Hook Island. Als die Sonne hinter der Küste des Festlandes unterging, hielten alle träumend inne. Später gab es – was sonst in Australien – Barbecue und als Beilage einen herrlichen Sternenhimmel.

Sonnenuntergang auf der Matilda

Sonnenuntergang auf der Matilda

8. Tag: Immer wieder schön, so eine Nacht auf einem Segelboot. Ich glaube, jeder von uns hatte gut geschlafen, als wir gegen sechs begannen, aufzustehen.

Nach einem reichhaltigen Frühstück setzten wir erneut Kurs nach Norden, um zwischen Hayman Island und Hook Island an zwei Stellen zu schnorcheln. Und das wurde großartig. Am zweiten Platz wurde ich, nachdem ich rückwärts vom Beiboot ins Wasser gekippt war, sofort von einem Schwarm Füsilierfische umgeben. Die Fische kamen so nah, dass einer sogar gegen meine Tauchbrille schwamm. Auch darüber hinaus gab es viele wunderschöne Korallen und Fische zu sehen.

Hallo Fische!

Hallo Fische!

Dieser Papageienfisch ist lieber allein unterwegs

Dieser Papageienfisch ist lieber allein unterwegs

Schließlich mussten wir doch nach Airlie Beach zurückkehren, auch wenn es wohl jeder von uns gut noch einen Tag an Bord ausgehalten hatte. Immerhin konnten wir auf dem Rückweg endlich endlich einmal segeln. Zum Schluss führte Greg noch Claudia in die Subtilitäten des Steuerns unter Segeln ein, dann erreichten wir den Yachthafen und zwei wunderschöne Tage an Bord der Waltzing Matilda gingen zu Ende.

Gruppenbild mit Skipper

Gruppenbild mit Skipper

Die Fortsetzung dieser Geschichte folgt im zweiten Teil.

Dieses Bild muss man natürlich gemacht haben in Australien

Dieses Bild muss man natürlich gemacht haben in Australien


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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