Wanderung in den Brandenberger Alpen am 02.09.2018

Für diesen eher trüben Sonntag suchte ich nach einer passenden Tour und wurde in den Brandenberger Alpen fündig: Die Überschreitung der Unnütze am Achensee versprach eine hübsche Wanderung und darüber hinaus reichlich Gelegenheit zur Reflexion von Sinn und Nutzen des Bergsteigens und überhaupt.

Da diese Tour nicht sehr lang ist, ließ ich es morgens gemütlich angehen und frühstückte ausgiebig. dementsprechend stellte ich erst halb elf das Auto in Achenkirch ab und wanderte los in Richtung Unnütze. Der Himmel war bewölkt und das Licht eher trüb. Schon ab 1200m steckte ich dann eh in den Wolken und bekam nicht mehr allzu viel zu sehen außer Wald und Wassertropfen.

Ab in den Nebel!

Ab in den Nebel!

Unabgelenkt von eventuell vorhandener landschaftlicher Schönheit kam ich schnell voran und erreichte nach 1:15h den Sattel auf ca. 1950m. Hier wandte ich mich nach Norden und wanderte weglos zum Gipfel des Hinterunnütz. Der Weg dorthin ist recht gut zu finden, wenn man sich an der Ostkante des Kammes orientiert. Der Gipfel selbst (2007m) ist nicht spektakulär, bietet bei besserem Wetter aber bestimmt eine schöne Aussicht.

Die Zöhreralm liegt hinter mir.

Die Zöhreralm liegt hinter mir.

Spektakulärer Gipfelblick am Hinterunnütz

Spektakulärer Gipfelblick am Hinterunnütz

Nach diesem Abstecher kehrte ich zurück zum Wanderweg, wo sich auch das Gipfelkreuz für den Hinterunnütz befindet. Etwas deplatziert steht es hier am Hang herum. Wahrscheinlich aber bietet auch dieser Platz bei gutem Wetter viel schöne Aussicht.

Dieses Kreuz steht nicht an der richtigen Stelle.

Dieses Kreuz steht nicht an der richtigen Stelle.

War der Weg herauf zum Sattel zwischendurch anspruchsvoller (T4) und rutschig, war das Wandern hier oben wieder ziemlich entspannt. Über grasige Hänge ging es hinüber zum Hochunnütz. Etwas unterhalb des Gipfels begegnete ich einer großen Gamsherde mit geschätzt 50 Tieren. Einer schöner Anblick, auch wenn sie leider vor mir die Flucht ergriffen.

Neugieriges Hornviech

Neugieriges Hornviech

Kurz darauf erreichte ich den 2075m hohen Gipfel des Hochunnütz. Es gehört zu den Seltsamkeiten der Unnütze, dass dieser Hochunnütz drei Meter niedriger ist als der Vorderunnütz. „Mittelunnütz“ wäre also eigentlich ein passenderer Name. Auf der anderen Seite passt es perfekt zum Namen „Hochunnütz“, dass er als Beschreibung hochgradig unnütz ist. Der Name beschreibt sich quasi selbst. Was wiederum schon wieder ein wenig nützlich ist. Ein metaparadoxer Name also? Oder auch einfach nur ein seltsamer.

Am Hochunnütz

Am Hochunnütz

Gute Laune trotz trübem Wetter

Gute Laune trotz trübem Wetter

Wie dem auch sei, ich blieb hier nicht lange und setzte meinen Weg bald fort zum dritten, letzten und höchsten Gipfel der Überschreitung. Unterwegs traf ich auf drei andere Bergfreunde, die den Vorderunnütz ebenfalls überschritten – allerdings auf etwas ungewöhnlichere und mühsamere Weise als ich. Sie hatten von Steinberg aus die Ostflanke erklommen und waren nun froh, den Kamm erreicht zu haben.

Wir gingen ein Stück zusammen, bis der Weg den Kamm von West nach Ost überquerte und sich vor mir ein so einladendes Gratstück auftat, dass ich gar nicht anders konnte, als diesem zum Vorderunnütz zu folgen. Ich wurde belohnt mit leichter Kletterei (Stellen II) in festem, griffigen Fels und stellenweise anregend ausgesetztem Gelände. Das hat Spaß gemacht, dachte ich mir, als ich mich am Gipfel (2078m) zu meinen neuen Bekannten zur Rast setzte.

Dieses Gratgebilde musste ich mir einfach genauer anschauen.

Dieses Gratgebilde musste ich mir einfach genauer anschauen.

Immerhin am Vorderunnütz gibt es ein Kreuz am Gipfel.

Immerhin am Vorderunnütz gibt es ein Kreuz am Gipfel.

Im Abstieg trennten sich unsere Wege wieder. Ich stieg zügig zur Köglalm ab und von dort weiter nach Achenkirch, was sich etwas zieht. Zwischendurch riss dann unerwartet die Wolkendecke auf und die Sonne schien auf den Achensee. So schön kann es hier sein. Gegen 16:00 Uhr kam ich nach gemütlicher Wanderung in der Nachmittagssonne schließlich wieder an meinem Auto an. So hatte ich als endlich einmal diese unnütze Tour durchgeführt. Eine nette Überschreitung, nicht spektakulär, aber hübsch. Und auch nicht unnützer als diverse andere Touren. Und schließlich: Was wäre Bergsteigen noch wert, wenn zu etwas nutze wäre?

Neugierige Wollknäuel

Neugierige Wollknäuel

An der Köglalm ist es noch bedeckt.

An der Köglalm ist es noch bedeckt.

Überm Achensee reißt es dann auf.

Überm Achensee reißt es dann auf.

Daten zur Tour

  • Überschreitung der Unnütze (2078m)
  • Schwierigkeit T4 (T5, II optional bei Begehung des Felsgrates zum Hinterunnütz)
  • 1450 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

magdalena · 12. September 2018 um 3:10 pm

😀 ich hab mich beim Durchlesen köstlich amüsiert! Toller Bericht, Hannes!
Lg Magdalena

    Hannes · 13. September 2018 um 8:39 pm

    Hallo Magdalena,
    danke, das freut mich.

    Liebe Grüße nach Südtirol
    Hannes

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert