Hochtour in den Hohen Tauern am 15./16.08.2019

Nach langer Zeit wollten Boris, Robi und ich mal wieder etwas zusammen unternehmen. Dafür nahmen wir uns den Großvenediger-Nordgrat vor, eine Hochtour mit interessanter Felskletterei. „Normalwege sind was für den Abstieg,“ sagten wir uns. Das Wetter beendete dann diese Überheblichkeit.

Anreise und Hüttenaufstieg

Nach der Anfahrt über Neukirchen am Großvenediger gönnten wir uns vom Parkplatz aus das Almtaxi bis zur Talstation der Materialseilbahn (1929m). Das spart ca. 4h Anmarsch durchs Obersulzbachtal und war uns entsprechend willkommen. Das Wetter war freundlich, was uns nur halb passte: Die Wettervorhersage hatte sich im letzten Moment geändert und der für heute angekündigte Frontdurchzug sich um einen halben Tag verschoben. So würden die Tourenbedingungen morgen eher schwieriger werden.

Großer Geiger

Der Große Geiger fällt beim Anmarsch sofort ins Auge.

Immerhin konnten wir so trocken und bei etwas Sonnenschein zur Kürsingerhütte (2548m) aufsteigen. Die Aussicht auf den Großen Geiger schürte bereits die Vorfreude auf Hochtouren und auch sonst ist der Aufstieg landschaftlich reizvoll. Nur die „Hütte“ selbst, die wie eine Mischung aus Minidorf und Bergfestung wirkt, trägt zusammen mit ihrer Strom- und Seilbahnversorgung nicht zur Verschönerung bei.

Kürsingerhütte

Die Kürsingerhütte ist nicht gerade ein Kleinod.

Nach einer kurzen Stärkung auf der Hütte (Kasspressknödel!) wanderten wir noch ein wenig weiter richtung Großvenediger und übten an einer Felskante Spaltenbergung. Das sollte man doch ab und zu wiederholen, damit es im Fall der Fälle auch sitzt. Als wir anschließend wieder zurück waren, kam dann auch bald der Regen. In durchaus größeren Mengen. Da waren wir mal gespannt, wie es morgen werden würde.

Wolken am Großen Geiger

Das Wetter wird schlechter.

Auf zum Großvenediger

Am nächsten Morgen saßen wir beim Frühstück im Nebel. Dazu noch immer Niederschlag. Also quasi perfekte Bedingungen für eine Hochtour. Oder dafür, noch sitzen zu bleiben, wenn alle Anderen kurz vor sechs die Hütte verlassen. Lieber noch was lesen und warten, bis der Regen nachlässt.

Gegen sieben war es dann soweit. Es nieselte nur noch, also los. Wir packten unseren Krempel und starteten ins graue Wetter. Auf dem Weg zum Oberszulzbachkees wurde der Regen allmählich zu Schnee und ab ca. 2600m waren die Felsen weiß. Soviel zum Thema Nordgrat…

Zustieg Großvenediger

Bei trübem Wetter starten wir.

Verschneite Felsen

Nach oben hin wird es nicht besser.

Schließlich erreichten wir den Gletscher, wo sich noch einige Seilschaften bereit machten. Wir gesellten uns dazu, packten die Steigeisen aus und seilten uns an. Dann ging es durch gemütliches Weiß oben und unten los. Schnell entschieden wir uns, auf dem Normalweg zu bleiben, der Nordgrat würde mit Neuschnee und im Nebel sehr viel Zeit kosten und wenig Spaß machen.

Während wir also über den Gletscher wanderten und ich mich mit dem Wiener unterhielt, der den Abschluss der Seilschaft vor uns bildete, wurde das Wetter etwas besser und der Schneefall hörte ganz auf. Durch die dünner werdenden Wolken konnte man sogar die Sonne erahnen, aber ganz riss es nie auf.

Obersulzbachkees

Im Gänsemarsch geht es über den Gletscher.

Nach einiger Zeit erreichten wir den Bereich rund um die Venedigerscharte (3387m), wo einige größere offene Spalten zur Vorsicht mahnten. Robi machte auch mal die Fußprüfung, befand, dass es tief und dunkel war und nahm von weiterer Erkundung Abstand. Weiter also ging es die Hänge hinauf zum Großvenediger. Bald kamen uns die ersten Gruppen entgegen, die heute früh anderthalb Stunden früher gestartet waren. Und dann erreichten auch wir den 3657m hohen Gipfel. Aussicht gab es heute keine, dafür viele andere Bergfreunde, die diese auch nicht genießen konnten. Aber irgendwie war es trotzdem schön.

Gipfelfoto Großvenediger

Wir haben den Gipfel erreicht.

Verschneiter Nordgrat

Und so sah der Ausstieg des Nordgrates aus.

Wir machten eine kurze Pause und uns dann an den Abstieg. Und endlich hob sich die Wolkendecke und wir konnten ein paar Berge in der Umgebung erkennen. Daher machten wir noch den Abstecher zum Kleinvenediger (3468m). Hier hatten wir ein bisschen Sonne und unsere Ruhe, was doch herrliche Bedingungen für eine Rast waren.

Venedigerscharte

Vom Kleinvenediger blicken wir zur Venedigerscharte hinab.

Abstieg Kleinvenediger

Wir beginnen mit dem Abstieg.

Der weitere Abstieg erfolgte auf dem Aufstiegsweg. Mittlerweile wurde der Firn weich, was das Gehen nicht angenehmer machte. Aber auch das ging vorbei. Auf der Hütte gönnten wir uns noch einen (ganz hervorragenden) Kaiserschmarrn, dann stiegen wieder ab. So war es am Ende also doch der Normalweg, aber irgendwie auch nett.

Gipfel Großvenediger

Am Großvenediger findet sich noch eindrucksvolle Gletschermasse.

Gletscherspalte

Und Spalten hat es auch am Obersulzbachkees.

Großvenediger

Das Wetter wird wieder besser.

Daten zur Tour

  • Großvenendiger (3657m), Normalweg und Abstecher zum Kleinvenediger
  • Schwierigkeit F
  • 1150 Höhenmeter ab Kürsingerhütte

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

Mark · 20. September 2019 um 6:12 pm

Die Hütte liegt ja ganz schön hoch. 😉

    Hannes · 21. September 2019 um 5:06 am

    Ja, krass oder? … Ich hab’s korrigiert 😉

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