Kürzlich hat Andy Howell auf „must be this way“ einen Beitrag über Bergfotografie allgemein und einen weiteren über Personen auf Bergbildern veröffentlicht. Es hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, was für mich die Zutaten für gute Bergbilder sind. Schließlich können Aufnahmen von Gebirgslandschaften von langweilig bis dramatisch so ziemlich alles sein. Es geht mir dabei nicht um Bilder, die eine Tour illustrieren, sondern um solche, die starke Stimmungen transportieren.

Dramatische Wolkenbeleuchtung über dem Finsteraarhorn

Unter anderem auch beim Fotografieren muss der Wanderer die Dinge so nehmen, wie sie sind. Es ist oft gar nicht so einfach, gute Bilder zu machen; mal ist das Licht schlecht, mal ist der Kontrast zwischen verschiedenen Höhenzügen zu klein, mal fehlt ein Größenmaßstab. Andererseits entstehen so oft Bilder, die gerade deswegen interessant sind, weil sie nicht den Erwartungen entsprechen. Es sind drei Dinge, die für mich wichtig sind, um ein gutes Landschaftsfoto zu machen: Licht, Tiefe und Bezug. Im folgenden möchte ich kurz erklären, was ich damit meine. Die Beispielbilder dienen dabei vor allem als Illustration, weniger als Beispiele für besonders gelungene Bergfotos.

Beim Licht muss der wandernde Fotograf wie gesagt mit dem zurechtkommen, was ihm geboten wird, und das beste daraus machen. Die besten Bilder gelingen oft früh morgens, wenn die Luft klar ist und das Licht noch weich. Im Laufe des Tages nimmt dann meist die Luftfeuchtigkeit zu, was sowohl Himmel als auch Schatten konturlos erscheinen lässt. Zudem sorgt die hoch stehende Sonne ohnehin für kurze Schatten und außerdem für einen kaum reproduzierbaren Dynamikumfang. Und dann gibt es all die Lichtverhältnisse, mit denen man spielen kann, um kontrastreiche, interessante Bilder zu erzeugen: Morgen- und Abenddämmerung, Wolken, Nebel, Dunst.

Sonnenaufgänge faszinieren mich immer wieder

Die von der Sonne beleuchteten Gewitterwolken erzeugten eine großartige Stimmung.

Der zweite Aspekt, die Tiefe liegt schon eher in der Hand des Fotografen. Das wichtige hierbei ist, durch Objekte, die hintereinander liegen, ein Gefühl für die Weite der Landschaft, für die Tiefe, in die man im Foto blickt, zu vermitteln. Dies kann z.B. durch mehrere Bergketten erreicht werden, die hintereinander liegen (ein Grund, warum Gipfelaussichten fast immer gut wirken), durch eine ausgedehnte Wasserfläche oder auch, in dem man ein Vordergrundobjekt mit ins Bild nimmt, einen Felsen vielleicht, einen Baum oder auch einfach Gras.

Bei diesem Motiv hat mich der dünne Nebelschleier fasziniert; das nach hinten laufende Flusstal vermittelt Tiefe.

Tiefe einmal anders herum; hier ist der Berg Vordergrundobjekt

Der dritte Punkt ist ein Bezug zur Erfahrungswelt des Betrachters. Auch ohne diesen können Landschaftsbilder sehr schön sein, aber hin und wieder sollte man sie mit etwas würzen, das nicht zur Landschaft gehört; einerseits um des Kontrastes willen, andererseits auch, um eben einen Bezug herzustellen. Am stärksten ist letzterer, wenn man Personen ins Bild nimmt. Menschen, die im Bild stehen, können eine Landschaftsaufnahme kaputt machen, sie können aber auch Spannung erzeugen und nebenbei die tatsächliche Größe und Weite der umgebenden Natur hervorheben. Ähnlich kann man Fußspuren oder Gegenstände einsetzen.

Die beiden Silhouetten wirken klein zwischen Wolken und Felsen

Am Gipfel, die Aussicht auf sich wirken lassend

Diese drei Elemente sind aus meiner Sicht die wichtigsten Zutaten für stimmungsvolle Landschaftsbilder. Natürlich gehört noch einiges mehr dazu, um ein gutes Foto zu machen (z.B. Standortwahl, Tiefenschärfe, Bildausschnitt,…), aber diese drei Elemente sind für mich stets Wegweiser zu interessanten Motiven. Was meinen die Leser? Sind Eure Erfahrungen ähnlich wie meine oder ganz anders? Was macht für Euch ein gutes Bergbild aus?

Kategorien: Spielzeug und Planung

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

4 Kommentare

sehn-sucht berge · 8. Februar 2012 um 4:43 pm

hallo,
erstmals: tolle gedanken zur bergfotografie.. auch ich bin gerne mit der kamera in den bergen unterwegs und es gehört mit zu meiner leidenschaft wirkungsvolle wanderbilder zu versuchen. ich kann dem vollkommen beipflichten, was du über licht, tiefe und bezug geschrieben hast, natürlich auch über den bildausschnitt.. für mich nimmt daneben auch die perspektive eine wichtige rolle ein. wanderbilder aus der vogel- oder froschperspektive, finde ich, können oft wirklich spannend wirken..
liebe grüße aus südtirol
magdalena

Hannes · 9. Februar 2012 um 5:57 pm

Hallo Magdalena,

Danke für die Ergänzung. Und ich gebe Dir recht: Aus ungewohnter Perspektive kann man viele Motive noch spannender in Szene setzen. Auf Eurem Blog gibt es ja einige wirklich schöne Beispiele dafür.
Dieses Spielfeld habe ich erst vor recht kurzer Zeit für mich entdeckt.

Schöne Grüße
Hannes

Anonymous · 10. Februar 2012 um 9:51 pm

Hallo!
Diese Fotos sind wunderbar in ihren unterschiedlichen Stimmungen. Ja, was macht ein gutes stimmungsvolles Bergfoto aus? Deine Gedanken öffentlich zu machen, lädt mich auch zum Nachdenken ein. Du hast Dir viele Gedanken neben Licht und Tiefe vor allem auch zum Bezug eines Fotos gemacht. Ich denke es ist das wichtigste Element. Denn hier können vor allem die Gegensätze ein Foto regelrecht sprechend machen. Sie dringen in den Betrachter ein.
Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse in deinen Fotos zeigen auch die Gegensätze.
Die weichen oder farbigen Lichtverhältnisse verschleiern die massiven Berge und versetzen sie damit in eine Art Aufwach- oder Schlafmodus. Sie wirken nicht so mächtig und gnadenlos. Sie können sogar als Schattentheater dienen. Auch die Gewitterwolken wirken harmlos. Aber wie das letzte Foto vor allem zeigt, können die Berge auch Respekt einflößen. Hier steht die Besinnlichkeit des Menschen im Fordergrund und der Berg präsentiert seine Stärke, Kälte und Gefährlichkeit. Auch das Größenverhältnis ist gut gelungen, die Haltung des Menschen ist gut sichtbar und interpretierbar. Für mich ist es das packendste Foto. Der Anblick hat mich sehr berührt, weil hier der Mensch in Bezug zum eher unwirtlichen Berg eine Rolle spielt.
Grüße von Doris aus dem Siebengebirge

Hannes · 12. Februar 2012 um 7:00 pm

Hallo Doris,

viele Dank für die netten Worte. Das letzte Bild war ein Glücksgriff – da hatte ich einfach genau im richtigen Moment die Kamera in der Hand.

Schöne Grüße
Hannes

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