Roadtrip in Neuseeland vom 15.12.2017 bis 13.01.2018

New Zealand Roads are different. Allow extra time. So steht es auf zahlreichen Schildern. Und das stimmt gleich doppelt: Zum einen sind die Straßen oft schmal und kurvenreich, zum zweiten ist diese Insel einfach so schön, dass man ständig anhalten und die Landschaft bewundern muss. Und beides trifft an der Westküste ganz besonders zu.

27.12. Nachdem wir am Vorabend in Murchison eingetroffen sind, möchten wir heute die Hauptattraktion der Gegend, den Buller River erkunden. Dazu haben wir uns bei einer Rafting-Tour des Anbieters Ultimate Descents angemeldet. Um 09:00 Uhr treffen wir uns mit den Guides und den anderen Teilnehmern, gegen 10:15 Uhr geht es dann aufs Wasser. Da alle anderen Teilnehmer zu einer Familie gehören, teilen sich Claudia und ich unser Raft nur noch mit den beiden Guides Jackie und Machiko. Letztere führt normalerweise Rafting-Touren in der Nähe von Tokio und verbringt gerade einige Zeit zum Englisch lernen in Neuseeland. Es ist ein ziemlich lustiges Boot…

Los geht's auf dem Buller River. © Ultimate Descents

Los geht’s auf dem Buller River. © Ultimate Descents

Mal geht es etwas wilder zu,... © Ultimate Descents

Mal geht es etwas wilder zu,… © Ultimate Descents

...mal eher ruhig. © Ultimate Descents

…mal eher ruhig. © Ultimate Descents

Der Fluss bietet eine schöne Abwechslung aus Stromschnellen (bis Klasse III) und ruhigen Abschnitten. So können wir unterwegs auch die eindrucksvolle Landschaft rings herum genießen. Um aber jeglichen Anflug von Langeweile zu vermeiden, bringen wir zwischendurch unter Anleitung unser Raft zum Kentern, drehen es anschließend in interessanter Hebeltechnik, bei der Claudia als Hebel herhalten muss, wieder zurück, und krabbeln schließlich wieder an Board.

Interessante Raft-Umdreh-Technik. © Ultimate Descents

Interessante Raft-Umdreh-Technik. © Ultimate Descents

Gegen Ende gibt es auch noch was zum Springen. Da eine Stromschnelle aufgrund von Niedrigwasser nicht befahrbar ist, müssen wir außen herum laufen (bzw. eben springen). Insgesamt ist es eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tour. Als wir kurz vor eins wieder in Murchison eintreffen, sind wir auf jeden Fall hochzufrieden. Entsprechend beschwingt treten wir die Weiterfahrt an.

Schön war's. © Ultimate Descents

Schön war’s. © Ultimate Descents

Mit dem Camper fahren wir nun erneut das Tal des Buller River entlang, bis wir kurz vor Westport nach Süden abbiegen. Bald kommen wir auch an die herrlich wilde Küste. Zwischen hohen und steilen Vorgebirgen erstrecken sich lange, menschenleere Sandstände. Hier rollt majestätisch die lange Dünung der Tasmansee an, bricht sich mehrfach in immer kleinere Wellen und spült schließlich über den Stand. Die Gischt hängt wie Dunst in der Luft, so gewaltig ist der beständige Ansturm des Meeres.

Eine Insel zum Verlieben

Eine Insel zum Verlieben

Aussichtsreich führt die Straße an dieser beeindruckenden Küste entlang. Die Fahrt alleine ist hier bereits Attraktion genug. Doch es gibt noch mehr zu sehen. Wir halten am fast komplett vollen Parkplatz der Pancake Rocks. Hier hat sich Sedimentgestein in deutlichen Schichten abgelagert, die wie gestapelte Pfannkuchen anmuten. Zwischen den erstaunlichen Felsformationen spazieren wir auf dem befestigten Rundweg hindurch und bestaunen das große Becken, dass durch einstürzende Felsen entstanden ist. Durch zwei Felsentore dringt das Meer ein und erzeugt hier ein atemberaubendes Chaos an Wellen, Schaum und Gischt.

Die erstaunlichen Pancake Rocks

Die erstaunlichen Pancake Rocks

Die Westküste ist wild.

Die Westküste ist wild.

Nach diesem Zwischenstopp fahren wir weiter nach Süden. Als wir in Greymouth halten, ist es schon Abend. In der Santa Fe Milkbar, einem kleinen Takeaway, essen wir Fish and Chips. Und zwar die besten des ganzen Urlaubs. Der Laden sieht etwas schäbig aus, aber der Fisch ist fantastisch. Kein Wunder, dass der Chef hier so etwas wie eine lokale Legende ist.

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht: die besten Fish and Chips des Urlaubs.

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht: die besten Fish and Chips des Urlaubs.

So fahren wir gut gestärkt weiter die Küste hinab bis nach Ross. Hier gibt es einen neu eröffneten Campingplatz direkt an der Küste. Mit einem Bier setzen wir uns an den Strand, bis die Sonne im Meer versinkt. Der perfekte Abschluss eines erlebnisreichen Tages.

Wa gibt es Schöneres als einen Sonnenuntergang am Strand?

Wa gibt es Schöneres als einen Sonnenuntergang am Strand?

28.12. Auch heute steht ein echtes Highlight an: Ein Hubschrauberflug in den Südlichen Alpen. In der Nähe von Whataroa steuern wir einen kleinen Heli-Flughafen an, von wo aus man mit Glacier Country Rundflüge unternehmen kann. Aufgrund der unpraktischen Topographie des Landes gibt es in Neuseeland quasi Alles auch als Helikopter-Variante: Heli-Hiking, Heli-Skiing, Heli-Kayaking, Heli-Rafting, sogar Heli-Picknicking. Wir möchten aber einfach nur Heli-Flying machen.

Am frühen Nachmittag geht es los. Leider sind mittlerweile Wolken aufgezogen, trotzdem wird es sehr, sehr beeindruckend. Das Fliegen fühlt sich erstaunlich natürlich an, wir haben überhaupt keine Angst. Das liegt sicher auch an Ken, nach Aussage eines Kollegen von ihm einer der besten Hubschrauberpiloten Neuseelands. Ruhig und sicher fliegt er uns durch die atemberaubende Berglandschaft.

Unser Fluggerät schwebt ein.

Unser Fluggerät schwebt ein.

Vorfreude beim Start

Vorfreude beim Start

An der Gunn Range und Maximilian Range entlang gewinnen wir an Höhe und bestaunen bereits die ersten Hängegletscher um uns herum. Dann fliegen wir am eindrucksvollen Mount Elie de Beaumont vorbei über den Hauptkamm und befinden uns plötzlich über dem Tasman Glacier, dem längsten Gletscher Neuseelands. Nach einem Schlenker kehren wir auf die Nordwestseite der Alpen zurück und landen auf dem Geikie Snowfield im Nährgebiet des Franz Josef Glacier. Die Ausmaße dieses Gletscherbeckens sind gewaltig. So etwas haben wir noch nie gesehen.

Die Tasman Saddle Hut steht auf einem kleinen Felssporn inmitten des Gletscherbeckens.

Die Tasman Saddle Hut steht auf einem kleinen Felssporn inmitten des Gletscherbeckens.

Der Tasman Glacier ist der längste Gletscher Neuseelands.

Der Tasman Glacier ist der längste Gletscher Neuseelands.

Gewaltige Hängegletscher ziehen die steilen Bergflanken hinab.

Gewaltige Hängegletscher ziehen die steilen Bergflanken hinab.

Anschließend fliegen wir über die steil abfallende Gletscherzunge hinab und bestaunen die wilden Eisbrüche dieses zerissenen Gletschers, bevor es über Vorberge zurück zum Ausgangspunkt geht. Nach der Landung sind wir noch immer überwältigt von den Eindrücken der letzten knappen Stunde. Beinahe wie in Trance steigen wir schließlich wieder ins Auto und fahren weiter. Das war ein einmaliger Erlebnis.

Das Nährgebiet des Franz Josef Glaciers ist ziemlich groß.

Das Nährgebiet des Franz Josef Glaciers ist ziemlich groß.

Wir freuen uns über eine kurze Zwischenlandung.

Wir freuen uns über eine kurze Zwischenlandung.

In Franz Josef essen wir noch, dann geht es weiter nach Süden. Immer weiter fahren wir in den Abend hinein. Links und rechts erstreckt sich dichter Regenwald, der von Farnen gesäumt ist. Mich erinnert die Landschaft ein wenig an Patagonien, allerdings ist hier die Straße deutlich besser. Diese überquert Immer wieder breite, ungezähmte Flusstäler auf schmalen Brücken. Das Tal des Arawhata Rivers sieht so wild und abgeschieden aus, dass ich am liebsten gleich aussteigen und dort hinein wandern würde. Aber wir sind noch nicht am Ziel.

Der Regenwald wirkt undurchdringlich.

Der Regenwald wirkt undurchdringlich.

Das weite, einsame Tal des Arawhata River

Das weite, einsame Tal des Arawhata River

Schließlich erreichen wir Jackson Bay. Weiter geht die Straße nicht. Ein wunderschöner, abgeschiedener Ort. Auf dem alten Holzkai unterhalten wir uns mit einigen Anglern. Einer davon ist Hubschrauberpilot und kennt die entlegensten Winkel der Westküste, ein anderer ein bekannter Fernsehmoderator und Umweltaktivist. Spannend, was man hier für Leute trifft. Mit einem selbst gemachten Essen und einem Glas Wein endet dieser erstaunliche Tag. Nachts träumen wir vom Hubschrauber fliegen und der wilden Landschaft im Westen Neuseelands.

Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Jackson Bay

Jackson Bay

29.12. Nach dem intensiven Tag zuvor gehen wir es heute ruhig an. Ausschlafen. Lesen. Die Gegen erkunden. Mittags essen wir die zweitbesten Fish and Chips des Urlaubs, dann fahren wir wieder los.

Der Craypot serviert sehr guten frischen Fisch.

Der Craypot serviert sehr guten frischen Fisch.

Zunächst fahren wir nach Haast, dann über den Haast Pass, der eine Art Touristenexplosion darstellt. Viel mehr ist hier los als sonst entlang der Straße. Im Makaroa Valley wird es wieder etwas ruhiger, dann geht es an den großen Seen Lake Wanaka und Lake Hawea entlang bergab.

Das Tal des Haast River ist eines der breitesten auf der Westseite der Südlichen Alpen.

Das Tal des Haast River ist eines der breitesten auf der Westseite der Südlichen Alpen.

Der Thunder Creek Fall ist eine schöne Sehenswürdigkeit in Straßenähe.

Der Thunder Creek Fall ist eine schöne Sehenswürdigkeit in Straßenähe.

Unser Ziel heute ist Wanaka, ein sehr netter, lebhafter Ort am Südende des gleichnamigen Sees. Dieser ist wie die heimischen Voralpenseen am Ende der letzten Eiszeit entstanden und liegt spektakulär zwischen schroffen Bergketten.

Lake Wanaka

Lake Wanaka

Lake Hawea

Lake Hawea

Für den nächsten Tag haben wir vor, den herrlichen Aussichtsberg Roys Peak zu erwandern.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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