Roadtrip in Neuseeland vom 15.12.2017 bis 13.01.2018

Die Südwestspitze der Südinsel Neuseelands ist der wildeste, am wenigsten erschlossene Teil des Landes. Hier liegt der Fjordland National Park mit seiner eindrucksvollen Mischung aus steilen Bergen, großen Seen, undurchdringlichen Wäldern, wilden Gletschern und – natürlich – tiefen Fjorden. Der Park war der landschaftliche Höhepunkt unserer Neuseeland-Reise.

31.12. Heute verlassen wir Wanaka schon wieder. Da es uns hier gut gefällt, sind wir ein wenig traurig, dass wir nicht länger bleiben können. Gleichzeitig freuen wir uns auf das, was vor uns liegt: Fjordland. Während der Fahrt regnet es die meiste Zeit und wir sehen wenig von der Landschaft ringsum. Doch pünktlich bevor wir unser Tagesziel Te Anau erreichen, hört der Regen auf und es wird wieder freundlich.

Am späten Nachmittag spazieren wir am See, der wie der Ort heißt, zum kleinen Vogelpark des Ortes. Hier werden verletzte Wildvögel aufgepeppelt und einige besonders seltene Arten für Auswilderungsprogramme gehalten. Die Stars des Parks sind zwei Takahes – gedrungene Laufvögel mit blaugrünem Gefieder und leuchtend roten Schnäbeln. Der Takahe galt seit Ende des 19. Jh. als ausgestorben und wurde erst 50 Jahre später wieder entdeckt. Heute lebt eine kleine Population in abgelegen Tälern in Fjordland. Das Department of Conservation bekämpft dort aktiv die Fressfeinde der Jungvögel, um die Art auch in Freiheit zu erhalten.

Takahes mit adoptiertem Nachwuchs

Takahes mit adoptiertem Nachwuchs

Auch die Paradieskasarka kommt nur in Neuseeland vor.

Auch die Paradieskasarka kommt nur in Neuseeland vor.

Zu Mitternacht gibt es noch ein kleines Feuerwerk über dem See und einen Schluck Bier, 15min später liegen wir auch schon im Bett.

Hinter dem Lake Te Anau geht die Sonne unter.

Hinter dem Lake Te Anau geht die Sonne unter.

01.01.2018 Das neue Jahr beginnt früh. 06:20 Uhr werden wir abgeholt und fahren mit dem Bus nach Manapōuri. Unser Ziel ist der Doubtful Sound, einer der längsten Fjorde des Parks. Um dort hinzukommen, fahren wir zunächst mit einem Ausflugsboot quer über den mehr als 400m tiefen Lake Manapōuri. An dessen Westende befindet sich das größte Wasserkraftwerk Neuseelands. Durch einen Tunnel fließt Wasser in den Doubtful Sound und treibt dabei sieben Turbinen mit insgesamt 850 MW Leistung an.

Morgendliche Wolken hängen über dem Lake Manapōuri.

Morgendliche Wolken hängen über dem Lake Manapōuri.

Gleich gehen wir an Board.

Gleich gehen wir an Board.

Überfahrt über den See

Überfahrt über den See

Nur dank des Kraftwerks gibt es auch eine schmale, unbefestigte Straße über den 671m hohen Wilmot Pass zum Doubtful Sound. Geradeso bustauglich bildet sie den nächsten Abschnitt unseres Ausflugs. Unsere Busfahrerin ist von der lustigen Sorte und lockert die Fahrt mit einem staubtrockenen Witz nach dem anderen auf. Als Höhepunkt bekommen wir noch eine Gruppe Keas zu Gesicht, die vor uns über die Straße fliegen.

Am Ende der Straße geht es dann wieder auf ein Schiff und hinaus in den Doubtful Sound. Die steilen Granitwände des Fjords sind von dichtem Regenwald bestanden. Es gibt keinen nennenswerten Boden, stattdessen bildet sich, verankert in Felsspalten, auf dem Granit ein Netzwerk aus Pflanzen, das schließlich dicht genug wird, dass es sogar Bäume halten kann. Das führt dazu, dass es gelegentlich zu Baumlawinen kommt. Wenn weit oben ein Baum umfällt, zerstört er dabei das haltende Gerüst aus kleineren Pflanzen und reißt benachbarte Bäume mit. Nach einem solchen Ereignis dauert es mehrere Jahrzehnte, bis der Wald wieder nachgewachsen ist.

Deep Cove am Ende des Doubtful Sounds; rechts im Hintergrund die Spuren einer Baumlawine

Deep Cove am Ende des Doubtful Sounds; rechts im Hintergrund die Spuren einer Baumlawine

Delphine bekommen wir auch zu sehen.

Delphine bekommen wir auch zu sehen.

Ein andere Besonderheit der Fjordland-Region betrifft das Wasser. Dank der dichten Vegetation und des vielen Niederschlags gelangen ständig große Mengen tanninhaltigen Frischwassers in das Salzwasser der Fjorde. Die Tannine absorbieren Sonnenlicht und verleihen dem Wasser eine dunkle, fast schwarze Färbung. Dazu sorgt diese Absorptionsschicht dafür, dass einige Meeresbewohner, die normalerweise in der Tiefsee zu Hause sind, sich hier nur einige 10m unter der Oberfläche wohlfühlen. Dadurch ist in Fjordland ein einzigartiges maritimes Ökosystem entstanden.

Beeindruckender Doubtful Sound

Beeindruckender Doubtful Sound

Überall dichter Regenwald

Überall dichter Regenwald

Wir genießen die Rundfahrt durch den eindrucksvollen Fjord und haben auch noch das Glück, der hier heimische Delphinschule mit etwa 30 Tieren zu begegnen. Auch einige Robben und Kormorane sehen wir in der Ferne. Es ist ein kleines Paradies.

Überall fließt Wasser.

Überall fließt Wasser.

Helena Falls

Helena Falls

Auf dem Rückweg blicken wir noch einmal zum Fjord hinab.

Auf dem Rückweg blicken wir noch einmal zum Fjord hinab.

Zurück in Te Anau nutzen wir das schöne Wetter für ein kurzes Bad im See, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen. Etwa viertel vor vier brechen wir nach Milford Sound auf, dem berühmtesten des Fjorde in der Region. Die Fahrt ist spektakulär. Steile, schroffe Berge, tiefe, breite Flusstäler, undurchdringlicher Regenwald begleiten uns. Und immer wieder müssen wir anhalten und diese beeindruckende Landschaft bewundern. So treffen wir erst nach 3h in der Miford Sound Lodge ein, wo wir einen Stellplatz für unseren Campervan reserviert haben. Mit selbst gegrillten Burgern und Rotwein endet dieser lange, an Eindrücken reiche Tage.

Die Mirror Lakes liegen an der Straße zum Milford Sound.

Die Mirror Lakes liegen an der Straße zum Milford Sound.

Dieser Kea macht sich an einem Stück Gummi zu schaffen.

Dieser Kea macht sich an einem Stück Gummi zu schaffen.

02.01. Nach dem Doubtful Sound am Tag zuvor, möchten wir heute den Milford Sound erkunden. Dazu haben wir eine Kayaktour gebucht. Wir müssen uns hier deutlich dicker einpacken als in Kaiteriteri, denn trotz des schönen Wetters ist es frisch auf dem Wasser.

Der bekannte Mitre Peak

Der bekannte Mitre Peak

Mit den Kayaks können wir nur einen kleinen Abschnitt des Fjords befahren, dafür sind wir unserer Umgebung noch einmal näher als auf dem Schiff am Tag zuvor. Wir paddeln so weit es geht bis an die gewaltigen Bowen Falls heran. Der durch den Wasserfall erzeugte Wind fährt uns ins Gesicht und die Strömung treibt uns wieder hinaus.

Später beobachten wir aus nächster Nähe einige Pelzrobben. Sie sind einerseits sehr elegante Schwimmer und andererseits ziemlich verspielt. Ein wenig stört der intensive Flugverkehr, ansonsten genießen wir einfach diesen fantastischen, einzigartigen Ort.

Im Regenwald

Im Regenwald

Die Eisgepanzerte Südseite des Mount Tutoko

Die Eisgepanzerte Südseite des Mount Tutoko

Am Nachmittag mache ich mit den Laufschuhennoch einen Abstecher ins Tutoko Valley. Der schmale Pfad führt mich mitten hindurch durch den Regenwald. Die vielen kleinen Bachläufe führen zu einem ständigen auf und ab. Das Laufen hier ist anstrengend und vermittelt dabei einen guten Eindruck von der Vegetation des Regenwaldes.

03.01. Für diesen Tag haben wir eine kleine Wanderung geplant. Zunächst fahren wir zur 532m hoch gelegenen Divide, der Wasserscheide zwischen West- und Südküste der Insel. Von dort aus folgen wir ein Stück dem bekannten und viel begangenen Routeburn Track, einem von Neuseelands sogenannten Great Walks.

Wolkenspiele über Lake Marian und Mount Crosscut

Wolkenspiele über Lake Marian und Mount Crosscut

Nach knapp 300 Hm biegen wir rechts ab und gehen zum Key Summit-Aussichtspunkt auf 918m. Leider ist der Himmel heute verhangen, sonst wäre die Aussicht sicherlich noch schöner. Aber auch so hat sich der Weg hierher gelohnt. Ein kleiner Pfad führt auch noch weiter: in ein Wäldchen, auf der anderen Seite hinaus, auf eine Kuppe, über einen Rücken, einen kleinen Hang hinauf bis zum 1086m hohen eigentlichen Gipfel.

Weiter Blick am Gipfel des Key Summit

Weiter Blick am Gipfel des Key Summit

Wir steigen wieder ab.

Wir steigen wieder ab.

Nach einem kurzen Rundblick geht es auch schon wieder zurück, denn das Wetter wird schlechter und etwas später regnet es auch ein wenig. Eine halbe Stunde später kommt die Sonne dann wieder raus und wir können entspannt zurück zum Auto spazieren. Abends genießen wir noch ein Abendessen in der Milford Lodge, was wir nur empfehlen können.

Auf der Rückfahrt halten wir noch am Hollyford River...

Auf der Rückfahrt halten wir noch am Hollyford River…

...sowie am Zugang zum Cleddau River.

…sowie am Zugang zum Cleddau River.

Dieser hat das Granitgestein auf eindrucksvolle Weise ausgeformt.

Dieser hat das Granitgestein auf eindrucksvolle Weise ausgeformt.

Kereru - die neuseeländische Taube

Kereru – die neuseeländische Taube

04.01. Heute geht unsere Zeit in Fjordlands schon wieder zu Ende. Der Tag beginnt mit einer eiligen Fahrt zurück nach Te Anau, denn wir wollen dort die 11:00 Uhr-Vorstellung im Kino nicht verpassen. Ata Whenua – „Shadowland“ heißt der 30minütige Film, den wir uns ansehen möchten. Benannt nach dem Maori-Namen für die Fjordland-Region. Der Film besteht aus fantastischen Helikopter-Aufnahmen des Parks und dramatischer Musik. Es ist der perfekte Abschluss unseres Aufenthalts hier.

Zum Abschluss noch einmal Mitre Peak und Milford Sound

Zum Abschluss noch einmal Mitre Peak und Milford Sound

Nach einem Kaffee im benachbarten Sandfly Café verlassen wir Fjordland und fahren weiter nach Queenstown.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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