Skitour in den Lavanttaler Alpen am 24.02.2024
Der Zirbitzkogel, höchster Gipfel der Lavanttaler Alpen, mutet eher wie ein überdimensionaler Hügel an, so sanft sind seine Hänge. Dass seine Besteigung trotzdem eine ernsthafte Angelegenheit sein kann, durfte ich vor einigen Tagen erfahren.
Nach Frontdurchzug mit ergiebigem Schneefall am Vortag sollte das Wetter ab Mittag besser werden. Dementsprechend machte ich mir keinen Stress und stellte kurz vor halb zwei mein Auto an der Tonnerhütte ab. Die letzten 2 km Auffahrt zur Hütte hatten mich über eine unbefestigte, matschige und mit Neuschnee versetzte Straße geführt. Wahrscheinlich abenteuerlicher als die eigentliche Skitour hatte ich mir gedacht. Und mich geirrt.
Viel war nicht los, einige Skifahrer standen am kleinen Lift herum. Ich ging an ihnen vorbei, grüßte freundlich und stieg auf die Tourenski. Zunächst stieg ich an der Piste auf, dann folgte ich einer Spur durch einen herrlichen, lichten Waldabschnitt. Es war ziemlich warm und ich kam schnell ins Schwitzen. Über mir hielten sich jedoch hartnäckige Wolken. Da würde sich der Tourengenuss wohl später noch eintrüben.
Auf den lichten Wald folgte ein weiter, offener Hang. Sie Spur ging stur geradeaus und bald tauchte ich in den Nebel ein. Durch das konturlose weiß ging es weiter, Schritt um Schritt immer geradeaus – das hatte etwas beinahe meditatives. Kommt vielleicht daher die berüchtigte „Steirerspur“, die üblicherweise der überlegenen Kondition ihrer Kreateure zugerechnet wird? Haben zumindest die Einwohner von Neumarkt und Umgebung mangels steiler Hänge nie gelernt, im Aufstieg Kurven zu gehen?
Nein, irgendwann kam dann doch eine Kurve. Eine Spitzkehre sogar. An einem kurzen Steilaufschwung, der sich geheimnisvoll eisig aus dem Nebel zeichnete. Aha, also doch ein richtiger Berg und kein Hügel! Gleichzeitig hatte der Wind mittlerweile zugenommen, sodass es sich auch nicht länger warm anfühlte.
Weiter stieg ich, immer der Spur folgend, durch den Nebel. An einer Geländekante wechselte der Schnee von pulvrig auf windgepresst und die Spur verlor sich. Gleichzeitig wechselte der Wind von lebhaft auf stürmisch. Und so wurde es richtig ungemütlich.
Einige Felsen ließen die Kontur des Berges erahnen und so fand ich bald den Weg zum schon nahen Gipfel des Zirbitzkogel (2396 m). Dort blies mich der stürmische Wind fast um. Und wo sich wohl das Schutzhaus befand? Es steht nur 20 m unterhalb des Gipfels, aber im dichten Nebel konnte ich es nicht ausmachen. Es hätte genauso gut auf einem anderen Berg stehen können.
Auf eine Suchaktion hatte ich bei diesen unangenehmen Bedingungen keine Lust. Also ließ ich das Schutzhaus Schutzhaus sein, stieg auf der Leeseite des Gipfels einige wenige Meter ab und machte mich an den raschen Umbau auf Abfahrt, bevor mir die Finger einfrieren würden.
Abfahrtsbereit zurück am Gipfel ergab sich eine neue Herausforderung: Der stürmische Wind blies mir fortwährend Schneekristalle entgegen, die sich an meiner Brille absetzten. Also wanderte die Brille in die Jackentasche. Fernsicht war ohnehin nicht und so konnte ich wenigstens meine eigenen Ski klar sehen.
Die richtige Richtung für die Abfahrt auszumachen, war natürlich vollkommen unmöglich, zu schlecht war die Sicht und zu konturarm das Gelände. Also fuhr ich dem GPS-Track meiner Uhr nach zurück wie Hänsel und Gretel ihren Kieselsteinen.
Ein wenig erleichtert war ich, als ich nach dem ersten sehr ungemütlichen Abschnitt in windärmeres Gelände kam, wo auch der Schnee wieder von windgepresst zu pulvrig wechselte.
Noch erleichterter war ich, als ich den Nebel wieder verließ und sehen konnte, wo ich lang fuhr. Also Brille wieder auf die Nase und tatsächlich noch ein paar Schwünge über einen sehr flachen Pulverhang gelegt. Kurz darauf war ich dann auch schon wieder im Skigebiet und damit am Ende der Tour. Uiuiui, da hatte mir der Zirbitzkogel heute die Zähne gezeigt. Steil ist er nicht, aber eben extrem wetterexponiert.
Daten zur Tour
- Zirbitzkogel (2396 m), ab Tonnerhütte
- SKT Schwierigkeit PD-
- 850 Höhenmeter
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