Wanderung in den Zillertaler Alpen am 27.02.2023

Die Schneelage in Südtirol ist derzeit noch mauer als bei uns. Nur wenige Skitouren sind sinnvoll möglich. Dementsprechend ließ ich die Tourenski zu Hause und entschied mich, zu Fuß die Überschreitung von der Bärentaler Spitze zum Sambock anzugehen.

Familienkurzurlaub in Südtirol. Eine schöne Sache, zumal ich an einem Tag Gelegenheit hatte, meiner Bergsucht zu frönen. Schade zwar, dass Skitouren kaum (d.h. nur mit recht weiter Anfahrt, worauf ich keine Lust hatte) möglich waren, aber immerhin konnte ich etwas zu Fuß unternehmen. Und das sogar direkt von unserer Unterkunft aus.

Um acht startete ich in Hofern zu dieser Runde über das östliche Ende des Pfunderer Höhenwegs. Als ich losging, war es saukalt, ab ca. 2000m steckte Alles in Wolken und es schneite ganz leicht. War das hier heute eine gute Idee? Trotz einiger Zweifel beschloss ich, erst mal weiterzugehen, bis eindeutig würde, dass es wirklich keine gute Idee war.

Zunächst ging es durch Weide- und Ackerflächen, an Höfen, Pferden und Hunden vorbei. Im Bärental kam ich dann in den Wald und das Ganze nahm allmählich Bergwander-Charakter an. Ab etwa 1800m hatte ich es mit einer geschlossenen Schneedecke zu tun. Der Schnee war hart und nur selten brach ich ein, so dass das Gehen nicht allzu mühsam wurde.

Während ich durch den Wald stapfte, an der schön gelegenen Bärentaler Alm vorbei, wurde es allmählich etwas wärmer, die Wolken hoben sich und der leichte Schneefall hörte auf. Als ich schließlich etwas oberhalb von 2000m aus dem Wald heraus trat, hatte ich tatsächlich freie Sicht auf die umliegenden Gipfel. Und das war auch gut so, denn die alten Fußspuren, die ich bisher auf dem Weg gesehen hatte, verloren sich hier. Da der Weg hier auch nicht allzu eng markiert ist, war nun etwas Spürsinn für die beste Route gefragt.

Weiter stapfte ich also durch eine Welt in schwarz weiß, der Bärentaler Spitze entgegen. Weiß der Schnee und die Wolken. Schwarz die hervorschauenden Felsen. Nur gelegentlich tauchte irgendwo ein roter Farbklecks auf und bestätigte meine Routenwahl. Interessant war, wie abhängig von Hangneigung und -ausrichtung die Schneekonsistenz war. In steilen, sonnseitigen Hängen musste ich teils mit erheblicher Mühe Stufen treten. Im Flachgelände hingegen brach ich immer mal wieder tief ein.

Halb zwölf erreichte ich die Bärentaler Spitze (2450m). Etwas unterhalb des Gipfelkreuzes setzte ich mich an einen windgeschützten Platz und packte meine Brotzeit aus. Es war recht angenehm hier und deutlich wärmer, als ich es beim losgehen erwartet hatte.

Tja, und nun? Absteigen oder weitergehen? Ich war durchaus schon etwas erschöpft. Andererseits sah es nicht weit aus bis zum Sambock und die weite, leere Landschaft hier oben gefiel mir. Wer weiß, ob ich nochmals hierher kommen würde. Dazu an einem mittlerweile recht freundlichen Tag ohne eine weitere Menschenseele in Sicht.

Vorsichtig stieg ich über die ersten Felsen auf der Ostseite der Bärentaler Spitze ab, dann ging es über Schneehänge hinüber zur Plattner Spitze (2439m). Nach 20 Minuten hatte ich diese erste Passage geschafft. Das ging doch ganz gut. Im nächsten Abschnitt zur Westlichen Bruggerspitze (2428m) wurde der Grat ein wenig schärfer. Das Gelände war immer noch leicht, aber wurde unterhaltsamer.

Vom dritten Gipfel des Tages blickte ich nach Süden zum Sambock. Die Passage dorthin würde die interessanteste und anspruchvollste heute werden. Und tatsächlich. Schon die Schneekämme im Abstieg von der Westlichen Bruggerspitze hielten einige spannende Stellen bereit. Dort nämlich, wo sie überwächtet und bretthart gefroren waren. Da war dann platziertes Treten gefragt.

Im Aufstieg zum Sambock wurde der Steig dann schmaler und ausgesetzter. Vorsichtig spurte ich eine Passage aus haltlosem Schwimmschnee entlang und gelangte bald zur steilen Querung, die im Sommer die Schlüsselpassage des Steigs darstellt. Die Versicherungen waren weitgehend unter dem Schnee verborgen und es galt, über einen steilen Schneehang zu queren. Hier packte ich dann doch die Steigeisen aus dem Rucksack. Und war froh drum, denn im ersten Abschnitt war der Schnee bockhart und ohne Eisen wäre das eine üble Eierei geworden. So aber ging es sehr entspannt.

Weiter ging es abwechslungsreich über ein paar Felsen (I) und über schmale Steige und Gratabschnitte, bis ich kurz vor 14:00 Uhr den 2396m hohen Gipfel des Sambock erreichte. Nun hatte ich den anspruchsvollen Teil des Tages geschafft und machte noch einmal kurz Pause. Leider war die Fernsicht immer noch sehr eingeschränkt, aber immerhin ein paar Rieserferner- und Dolomitengipfel blitzen verstohlen durch die Wolken.

Nun also Abstieg. Zunächst flach hinunter zur Platte (2175m), später wieder steiler südseitig hinab. Ab der Platte waren dann auch wieder Spuren erkennbar. Weiter unten war der Weg sogar ordentlich ausgetreten, was neue Herausforderungen mit sich brachte. Denn im Winter viel begangene Wege neigen dazu, an einzelnen Stellen zu vereisen. Und da es in der Früh leicht geschneit hatte, waren diese vereisten Stellen nicht zu erkennen. Was dazu führte, dass es mich ein paar Mal ordentlich hinhaute. Einmal bremste ich dabei mit der linken Pobacke genau auf einem vorstehenden Wurzelstück. O süßer Schmerz, verweile doch! Er tat mir den Gefallen und blieb bis zum Ende der Tour mein treuer Begleiter.

Der weitere Abstieg zog sich dann. Erst nach Platten, dann die Straße weiter hinab, übers Mitterjoch, an Bärentaler und Mühlbach hinab, über den Grünbach und endlich zurück nach Hofern. Kurz vor 17:00 Uhr hatte ich die Tour geschafft. Der Latschteil unten war insgesamt etwas zäh gewesen, der winterliche Teil oben hingegen richtig schön.

Daten zur Tour

  • Bärentaler Spitze (2450m) mit Überschreitung zum Sambock
  • Schwierigkeit T5, I
  • 1750 Höhenmeter ab Hofern

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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