Klettern in den Allgäuer Alpen am 11.08.2019
Gemütliches Klettern war für diesen Sonntag angesagt, am besten mit nicht allzu langem Zustieg und mit Hütte zwischendurch. Dazu nicht zu schwer und nicht zu lang, aber landschaftlich lohnend. Puh, so viele Anforderungen. Fündig wurde ich schließlich am Gimpel in den Tannheimern.
Halb neun starteten Claudia und ich am Parkplatz in Nesselwängle den Aufstieg zum Gimpelhaus. So richtig wach waren wir noch nicht, dafür war es bereits jetzt ziemlich warm und auch etwas dampfig. Daher genehmigten wir uns, als wir die Hütte (1659m) erreichten, auch erst mal einen Kaffee. Zum Klettern sollte man ja alle Sinne beisammen haben!
Anschließend wanderten wir weiter ins Gimpelkar, wo es bereits ganz schön heiß war. Unser Ziel war die Südostwand am Gimpel, eine Nacherschließung aus den Achtzigern der Schwierigkeit III+. Etwa nach der Hälfte der Tour kann man in den Südostkamin (IV) queren. Diese Option wollten wir uns offen halten und dann entscheiden, je nach dem wie es unten lief.
Am Einstieg angekommen, war dann erst mal warten angesagt. Zwei Mädels aus München bzw. Ulm kamen quasi gleichzeitig an. Und da wir meistens eher langsam unterwegs sind, ließen wir den beiden den Vortritt. So konnten wir in Ruhe unseren Kram sortieren, einen Rucksack deponieren und Hitze und Aussicht genießen.
Schließlich, kurz vor Mittag, ging es los. Die erste Seillänge geht immer an der Kante, links oberhalb einer grasigen Rinne entlang (III). Es mag verlockend sein, in der Rinne zu gehen, schöner ist die Kletterei definitiv an der Kante. Zu Beginn der zweiten Länge kletterte ich den Block eher links und direkt (ca. IV), leichter geht es rechts herum, so ist die Route wohl auch gedacht. Später gilt es dann noch, einen steilen Riegel zu überwinden (III+).
Es war mittlerweile sehr heiß in der Route, was uns beiden und insbesondere Claudia ziemlich zusetzte. Abgesehen davon war die Kletterei an rauem und überwiegend festem Kalk aber herrlich. Nach zwei weiteren, etwas leichteren Längen (III- und II) mussten wir uns dann entscheiden. Die beiden Mädels vor uns machten sich an den Südostkamin; wir zogen schließlich die gemütlichere Variante vor.
Die Route biegt nun leicht nach links ab und folgt in der fünften Länge einer Rinne (III). Hier kamen wir nun auch endlich in den Schatten, was uns sehr willkommen war. Für mich war die schwierigste dann die siebte Länge. Ein leicht überhängender Aufschwung erforderte sauberes Ausspreitzen (III+), später sorgt eine ausgesetzte Plattenquerung (III+) noch einmal für Spannung.
Die achte Länge ist dann wieder leichter (III) und bald erreichten wir den Grat etwas unterhalb des Gipfels. Geschafft! Jetzt hieß es nur noch zusammenpacken und die letzten Meter zum 2173m hohen Gimpelgipfel zu gehen. Die Aussicht dort war herrlich und so konnten wir unsere wohlverdiente Gipfelpause in schöner Umgebung genießen. Für Claudia war es ihre bislang alpinste Kletterei, entsprechend zufrieden saßen wir nun dort oben und ließen die Blicke schweifen.
Der Abstieg erfordert dann auch noch mal Konzentration. Bis zurück zum Einstieg bewegt man sich in Absturzgelände, dazu kommen einige kurze Ier- und IIer-Stellen. Schließlich hatten wir auch das geschafft und konnten gemütlich zum Gimpelhaus zurück wandern. Unterwegs trafen wir auf ein ganzes Rudel Gämsen. Die Tiere waren überhaupt nicht scheu, was ich bei Gämsen noch nie erlebt habe. Seelenruhig gingen sie, teilweise nur wenige Meter vom Weg entfernt, ihres Fressgeschäftes nach, während wir vorbei wanderten. Ein tolles Erlebnis!
Am Gimpelhaus gönnten wir uns noch ein Bier, dann machten wir uns an den Abstieg. Auf der Rückfahrt stoppten wir schließlich noch kurz am Haldensee für ein kurzes Bad. So konnten wir nach diesem schönen Klettertag erfrischt nach München zurück fahren.
Daten zur Tour
- Gimpel (2173m), Südostwand
- Schwierigkeit III+, 8 SL, 325m
- 1050 Hm
- Gut mit Bohrhaken abgesichert
- Erstbegangen 1987 durch Toni Freudig & Gefährten
- Topo bei bergsteigen.com
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