Wanderung in den Allgäuer Voralpen am 06.-07.04. 2012
Auf einer Wanderung im Kollegenkreis bestiegen wir 2008 vom Mittagberg bei Immenstadt aus Steineberg und Stuiben. Eine schöne Tour, seit der ich die Gesamtüberschreitung der östlichen Nagelfluhkette ab Hochgrat im Kopf habe. Ein erster Versuch scheiterte noch im selben Jahr an einer gebrochenen Wasserpumpe im KFZ, danach schoben sich zunächst andere Tourenideen in den Vordergrund. Jüngst nun wurde ich wieder daran erinnert, da eine Freundin von mir das gleiche Vorhaben hegte. Wir hatten beide zu Ostern Zeit, die Wettervorhersage war noch gerade so akzeptabel, also los!
Während der Anfahrt am Morgen des Karfreitag aus Richtung München ließ uns zunächst starker Regen an der Weisheit unserer Entscheidung zweifeln, Richtung Allgäu ließ dieser jedoch nach und wurde schließlich zu einem leichten Nieseln, als wir viertel nach acht an der Talstation der Hochgratbahn eintrafen. Während des Aufstiegs zur Bergstation war es dann von Vorteil, in Wolken gehüllt zu sein, denn so sahen wir meist die Seilbahn nicht, die über uns hinweg ein müheloses Fortkommen ermöglicht hätte. Den unteren Teil absolvierten wir zu Fuß, den oberen dann mit Schneeschuhen.
An der wenig besuchten Bergstation angekommen, machten wir eine Essenspause, banden die Schneeschuhe wieder an die Rucksäcke (wo sie den Rest des Tages blieben) und stiegen über den aperen Grat zum Hochgrat (1834 m) auf. Hier genossen wir die grandiose Aussicht weiß in weiß, vergewisserten uns, dass wir das vom Hinweisschild empfohlene Päckchen alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit im Rucksack hatten und machten uns an die eigentliche Überschreitung.
Diese bot eine interessante Mischung aus schneebedeckten und aperen Passagen; der Niesel hatte inzwischen zum Glück aufgehört, so dass der bei Feuchte zur Rutschigkeit neigende Nagelfluh recht gut zu gehen war. Nur am ersten Gratabschnitt konnten wir Fußspuren folgen, danach war die Schneedecke nur an den jeweiligen Gipfelanstiegen durch Ski- oder Schneeshuhspuren gestört. Auf dem Sommerweg war hier wohl schon länger niemand gegangen.

Dieser Wegweiser unterhalb des Rindalphorn-Gipfels verdeutlicht die Schneemenge, die man dort noch findet.
Das 1822 m hohe Rindalphorn bot einen ähnlich spektakulären Blick wie zuvor der Hochgrat. Beim Abstieg hatten wir im Nebel leichte Orientierungsschwierigkeiten, die wir aber mithilfe von Karte und GPS in den Begriff bekamen. Nur dass wir dabei auch in einen nicht mehr so ganz bombenfesten Nassschneehang querten, war ein Fehler. Passiert ist nix, muss aber beim nächsten Mal nicht wieder sein.
Die Nagelfluh-Überschreitung ist besonders wegen der weiten Ausblicke beliebt, die sich vom Kamm aus bieten. Von denen bekamen wir bei diesem Wetter wenig mit. Nur ab und an konnte man durch die Wolken hindurch ein Stück Tiefe links und rechts erahnen. Trotzdem war die Gratwanderung auch im Nebel stimmungsvoll, scheinbar entrückt vom Rest der Welt. Und so einsam erlebt man diese beliebte Tour bei gutem Wetter wohl kaum.
Der Anstieg zum Gündleskopf (1748 m) erforderte einiges an Spurarbeit durch den schweren Schnee; dafür belohnte er uns zum ersten Mal mit ein klein wenig Aussicht. Weiter ging es zum Buralpkopf (1772 m), von dem aus wir ein Rudel Gämsen auf den Hängen unter uns beobachten konnten.
Im Abstieg zur nächsten Scharte war uns der Wegverlauf nicht ganz klar, so dass wir bis zur Gatteralpe abstiegen. Hier konnten wir immerhin zur Abwechslung einmal windgeschützt rasten, bevor wir die 100 Bonushöhenmeter zurück zum Kamm angingen. Auf den Grashängen unterhalb des Sedereistuiben (1737 m) kam uns dann sogar jemand entgegen. Erstaunlich! Inzwischen hatte sich die Wolkendecke etwas gehoben und erlaubte Blicke in die Umgebung.
Vom Sedereistuiben aus ist es dann nur noch ein Katzensprung zum Stuiben, von wo aus wir unser Tagesziel, die Alpe Gund, bereits sehen konnten. Da wir damit gerechnet hatten, durch die großen Schneemengen nur lansgam voranzukommen, hatten wir die Überschreitung als Zweitagestour geplant. Wir waren dann zwar doch schnell genug, dass es bei etwas früherem Aufbruch auch als Tagestour gegangen wäre (kurz nach fünf waren wir an der Hütte), aber dann wäre uns die Einkehr in der ebenso urigen wie sympathischen Alpe Gund entgangen, wo der Hüttenhund Max heißt und der Kater Moritz. „Und wenn ihr da drüben im Hang eine Gämse seht – das ist der Sepp,“ wie uns die freundliche Wirtin erklärte.
Die Überschreitung hatte doch einiges an Spurarbeit durch den schweren Schnee erfordert, zudem hatten wir uns einen kleinen Wettberwerb geliefert, wer mehr Löcher erwischt, so dass wir nach ca. 1700 Hm durchaus erschöpft waren und uns Kuchen und Käsespätzle gefallen ließen.
Obwohl abends sogar noch die Sonne durchkam, begann der Karsamstag trübe. Noch während des Frühstücks verdichtete sich der Nebel und als dann auch noch dichter Schneefall einsetzte, entschieden wir, den Steineberg Steineberg sein zu lassen, die Schneeschuhe wieder anzuziehen und den gepflegten Rückzug anzutreten. Die Sicht war ziemlich mau und es war anfangs sogar eine Herausforderung, die Straße zu finden, die zurück zur Talstation führt. Bei dieser Tour war ich mal wirklich froh, einen GPS-Empfänger in meinem Telefon zu haben.
Während wir an Höhe verloren, ging der Schnee in Regen über und ließ auch langsam nach. Als wir kurz vor Mittag wieder am Auto waren, ähnelte das Wetter sehr dem vom Vortag. Nur hingen die Wolken nicht ganz so tief zwischen den Bergen. Trotz des Abbruchs ging hier eine sehr schöne Wanderung in besonderer Stimmung zu Ende.
Eine gute Stunde später saß ich dann schon wieder hinterm Steuer, um nach Südtirol zu fahren. Doch das ist eine andere Geschichte…
Fakten zur Tour
- Nagelfluhüberschreitung bis Stuiben
- Schwierigkeit: kurz T5, meist bis T3,
- 1750 Hm
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