Reise durch Peru und Bolivien vom 04-16.03.2016
Nach unserem Tupungato-Abenteuer ging es für mich bereits das zweite Mal in diesem Jahr nach Südamerika. Dieses Mal wollten Claudia und ich allerdings nicht auf Berge steigen, sondern auf den normalen touristischen Pfaden Peru und Bolivien erkunden.
04.03. Wir kamen ziemlich früh morgens in Cusco an. Nach etwa 20h Reisezeit aus München waren wir etwas übernächtigt, trotzdem ließen wir uns darauf ein, mit einer freundlichen Mitarbeitern eines lokalen Reisebüros die kommenden Tage zu planen. Dafür brachte sie uns dann auch zu einem netten und zentral gelegenen Hostal. Nachdem wir dort einige Stunden Schlaf nachgeholt hatten, erkundeten wir die frühere Hauptstadt des Inkareiches, deren Innenstadt noch immer eine interessante und attraktive Mischung aus Inka- und kolonialen Elementen zeigt.
Später nahmen wir dann an einer Stadtrundfahrt teil, deren Höhepunkte Coricancha und Sacsayhuamán waren. Coricancha war früher das spirituelle Zentrum der Inka mit deren wichtigsten Tempeln, die um einen zentralen Hof angeordnet waren. Die Spanier haben später eine Kirche und ein Kloster auf den Tempelmauern errichtet, so dass nur noch Reste der alten Inkaarchitektur zu sehen sind. Diese wissen aber trotz allem zu beeindrucken – gerade das Mauerwerk aus mörtellos gefügten Blöcken, das späteren Erdbeben deutlich besser standhielt als die Gebäude der Spanier, ist erstaunlich.
Sacsayhuamán war eine gewaltige Festung etwas außerhalb und oberhalb von Cusco, die sich zu Zeiten der spanischen Eroberung noch im Bau befand. Die Festung war Schauplatz einer wichtigen Schlacht während der Belagerung Cuscos durch Manco Cápac II. Den zahlenmäßig deutlich unterlegenen Spaniern gelang während eines Ausfalls die Eroberung Sacsayhuamáns, was es ihnen ermöglichte, durchzuhalten, bis Diego de Almagro aus Chile zurückkehrte und die kleine Garnison entsetzte.
Abends erkundeten wir noch die peruanische Küche: Sopa Criolla, Hühnchen auf Reis und Alpaka-Steak, dann ging es ins Bett. Wir waren immer noch von der Reise geschlaucht, dazu kam die Höhe, denn Cusco liegt immerhin auf ca. 3400m.
05.03. Heute stand zunächst die Fahrt nach Aguas Calientes an, dem Ausgangspunkt für Machu Picchu. Mit dem Bus fuhren wir über das faszinierende Hochland und dann ins Tal des Río Urubamba nach Ollantaytambo, einem der Rückzugsorte Manco Cápacs II., bevor dieser nach zwei gewonnen Schlachten in Vilcabamba von den Spaniern ermordet wurde.
Obwohl das Inkareich 1571 endgültig unterging, ist es auch heute noch allgegenwärtig – nicht nur in Form von Ruinen und Überlieferungen, sondern auch in zahlreichen Standbildern, Straßennamen etc. Auch die alte Regenbogenfahne Cuscos ist vielerorts zu sehen. Es scheint, als besönnen sich die Einwohner der Andenländer nicht nur zu touristischen Zwecken, sondern auch zur Vergewisserung ihrer eigenen Identität vermehrt auf das kulturelle Erbe der Inka.
Von Ollantaytambo ging es dann mit dem Zug weiter nach Aguas Calientes, einem reinen Touri-Ort, der in der Hauptsaison wahrscheinlich schwer zu ertragen ist. Nachmittags wollten wir noch den Aussichtsberg Putucusi besteigen, jedoch waren sämtlich Steighilfen entfernt, so dass uns bereits an der ersten steilen Stelle statt Holzleitern und Drahtseilen nur glatter Fels erwartete. Im II. bis III. Grad wäre man hier wohl hoch gekommen; ob man bei Regen, mit dem man hier jeden Tag rechnen muss, wieder heruntergekommen wäre, stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt, so dass wir schnell beschlossen, hier den Rückzug anzutreten.
06.03. Bereits 03:45 Uhr klingelte heute der Wecker. Auf zur Hochtour! Ach ne, doch nicht. Auf nach Machu Picchu! Genau, das war’s. Nach einem kargen Frühstück trotteten wir also bald am Fluss entlang zur Brücke, die um fünf aufmacht und alle Wanderer mit gültigen Tickets den Fluss überqueren lässt, während nebenan auch bereits die ersten Busse losfahren.
Der Anstieg nach Machu Picchu verläuft größtenteils über Steintreppen, ist dabei aber erstaunlich angenehm. Auch die große Zahl an Wanderern verlief sich stärker, als ich gedacht hätte, so dass kein Kolonnengefühl aufkam. Stattdessen konnten wir sogar das allmähliche Tagwerden um uns herum genießen – fast wie auf Hochtour eben.
Oben, am Eingang zur Ruinenstadt hatte uns der Trubel dann aber wieder. Die Schlangen am Einlass waren bereits beträchtlich. Nachdem auch wir diese Barriere passiert hatten, ließen wir uns zunächst von der Sicht auf die Ruinen verzaubern, die tatsächlich viel beeindruckender waren, als wir es erwartet hatten. Nach einer kurzen Pause machten wir uns dann zum topographischen Höhepunkt dieses Tages auf, dem Berg Machu Picchu, der es auf immerhin 3050m Höhe bringt. Auch der Weg dorthin verläuft meist über Stufen und ist durchaus steil. Dafür erwartete uns oben eine herrliche Aussicht auf die Ruinenstadt sowie die Berge der Cordillera Vilcabamba.
Beim Abstieg gegen 10:00Uhr war es bereits ziemlich heiß und wir beneideten die Touristen nicht, die uns nun entgegenkamen. Dafür hatten wir Gelegenheit mehrere Exemplare einer besonderen Schmetterlingsart zu beobachten, die es hier nur im Frühjahr gibt und die von unten gelblich-weiß aussieht und von oben im Sonnenlicht bläulich schimmert. Wunderschön waren diese schimmernden Flatterer.
Anschließend machten wir einen Rundgang durch die Ruinen. Dieser ist zwar ziemlich reglementiert (was angesichts der Touristenmassen, die hier jeden Tag herumlaufen, wohl auch nicht anders sein kann), aber trotzdem sehr interessant. Die Baukunst, die die Inka erreichten ist gerade angesichts ihrer begrenzten technischen Mittel (keine Eisenverarbeitung, kein Transport auf Rädern) bemerkenswert.
Beeindruckt und zufrieden wanderten wir später zurück nach Aguas Calientes zurück. Trotz seiner touristischen Erschlossenheit ist Machu Picchu ein magischer Ort geblieben, der auch uns verzaubert hat.
07.03. Noch am Vorabend waren wir nach Cusco zurückgekehrt und heute ging die Reise gleich weiter: In einem komfortablen Liegebus fuhren wir nach Puno am Titicacasee. Diese Busfahrt dauert acht Stunden, wird aber kaum langweilig. Die Abwechslung der Landschaft von den grünen Bergen rund um Cusco bis zu den weiten Ebenen und Höhen des Altiplano ist faszinierend. Und dann der Titicacasee: Wie ein Meer erstreckt er sich riesig mitten in der Hochebene auf 3800m Höhe. Was für ein Anblick!
Während des Abendessens in Puno bekamen wir noch eine Vorstellung traditioneller Tänze der Region – ein ziemlich farbenfrohes Spektakel.
08.03. Heute setzten wir die Reise fort, verließen Peru schon wieder und fuhren mit dem Bus nach Copacabana in Bolivien. Von dort ging es mit dem Boot weiter zur Isla del Sol, der mythischen Sonneninsel, auf der Sonnengott Inti den ersten Inka Manco Cápac (nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter, der es ca. 350 Jahre später mit den Spaniern zu tun hatte) und seine Schwester und Frau Mama Ocllo auf die Erde gelassen haben soll. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass das Volk der Inka ursprünglich aus dem Amazonas-Becken kam, aber für die Mythologie eines Stammes, der sich anschickte das Andenhochland zu beherrschen, war eine Herkunft vom Titicacasee natürlich deutlich attraktiver.
Nach unserer Ankunft in Cha’llapampa im Norden der Insel suchten wir uns eine Unterkunft und starteten zu einem kleinen Spaziergang. Da es Claudia zu weit wurde, wanderte ich schließlich allein zum Gipfel des 4027m hohen Cerro Kallamina, der im Nachmittagslicht eine tolle Aussicht über den See und die leider etwas wolkenverhangene Cordillera Real bot.
09.03. Nach einem gemütlichen Frühstück am Hafen von Cha’llapampa durchwanderten wir heute die Insel. Zunächst wanderten wir an der Küste entlang nach Norden zu den Inkaruinen von Chincana. Von dort machte ich noch einen Abstecher zum Cerro Thicami (3895m), dem nördlichsten Gipfel der Insel. Anschließend wandten wir uns auf dem sehr gut ausgebauten Wanderweg nach Süden, bestiegen noch einmal den Kallamina (Claudias erster Viertausender!) und wanderten weiter über Chaycerpaca (4006m) und Santa Barbara (3904m) nach Yumani im Süden der Insel. Die Ausblicke über den Titicacasee waren dabei immer wieder herrlich, zudem hatten wir durchgehend gutes Wetter.
Abends saßen wir dann auf der Terrasse eines einfachen Restaurants etwa 150m oberhalb des Sees und schauten den Gewitterwolken in der Ferne dabei zu, wie sie ihre Elektrizität entluden – ein beeindruckendes Schauspiel.
10.03. Heute war es zunächst vorbei mit dem schönen Wetter. Bei Nieselregen gingen wir morgens zum Hafen herunter, um mit dem Boot zurück nach Copacabana zu fahren. Als wir mittags dort ankamen, hatte es aber schon wieder aufgehört und es wurde ein warmer, freundlicher Nachmittag, an dem wir einmal nichts taten; dafür gab es abends die wahrscheinlich beste Pizza am südlichen Titicacasee.
11.03. Nach einer erholsamen Nacht spazierte ich morgens auf den Cerro Calvario (3966m), der direkt an der Küste aufragt und eine tolle Aussicht über Copacabana bietet. So früh war hier noch nichts los und oben saßen nur zwei Einheimische, die sich gerade über die wichtigen Dinge des Lebens (Frauen und Geld) unterhielten. So konnte ich Ruhe und Aussicht genießen, bevor ich fürs Frühstück mit Claudia in den Ort zurückkehrte.
Mit einer weiteren Busfahrt – dieses Mal nach La Paz – endete dann nachmittags dieser erste Teil unserer Reise durch Peru und Bolivien. Diese Busfahrt ist besonders spektakulär: Zunächst Ausblicke auf den Titicacasee, dann eine ungewöhnliche Fährfahrt, später die Eisriesen der Cordillera Real, die sich recht unvermittelt aus dem kargen Altiplano erheben und schließlich die spektakuläre Fahrt von El Alto hinunter in das in einem Talkessel gelegene La Paz. Ziemlich viel zu sehen für viereinhalb Stunden Busfahrt!
Der zweite Teil unserer Reise führte uns dann von Uyuni über den größten Salzsee der Erde und durch eine bizarre Hochgebirgswüste.
3 Kommentare
Mark · 1. April 2016 um 11:59 am
Da sind man eindrucksvoll, dass Bergsteigen und Gipfelsammeln nicht dasselbe ist, sondern oftmals sogar konträr zueinander steht. 😀
Hannes · 2. April 2016 um 9:44 am
Gut beobachtet! Fürs Gipfelsammeln war dieser Urlaub wie geschaffen, wobei auch ein 4000m hoher Hügel auf der Isla del Sol doch nicht ganz den gleichen Stellenwert für mich erreicht wie z.B. das knapp 2000m niedrigere Totenkirchl (um nur mal ein Beispiel zu nennen).
Mark · 3. April 2016 um 8:34 pm
Alles ist relativ. Ein Freund sagte, das Weißhorn würde ihm mehr wert sein als drei 6000er. Er wusste, wovon er sprach, da er einige 6000er und etliche anspruchsvolle und hohe Westalpenberge bestiegen hatte.