Bergtour in den Urner Alpen am 09.08.2018

Mit einer Kaltfront im Anmarsch muss der geneigte Alpinist kleinere Brötchen backen. Für diesen Tag hatte ich mir den Wandergipfel Lochberg vorgenommen, am Ende wurde es allerdings ein anderer Gipfel.

Nach der langen Tour vom Vortag war früh aufstehen heute nicht drin. Nach dem Frühstück besprach ich erst mal mit den anderen Alpinisten, wer denn noch bleiben und wer vor der Kaltfront Reißaus nehmen würde. Die Meisten waren bereits im Aufbruch begriffen, aber zwei überlegten, zu bleiben. Wäre ja schön, dachte ich, wenn man übermorgen noch mal eine größere Aktion machen könnte.

Jetzt aber erst mal hochfahren zur Göscheneralp und dann auf den Wanderweg richtung Lochberglücke. Da ich erst kurz vor zehn losging, war ich mir nicht sicher, ob sich der Gipfel vor dem schlechten Wetter noch ausgehen würde. Schauen wir mal…

Blick hinüber zu Schijenstock und Bergseeschijen

Blick hinüber zu Schijenstock und Bergseeschijen

Am Älprigensee auf 2511m machte ich eine kurze Pause und betrachtete die Flanke des Lochbergs, nach der besten Aufstiegsroute suchend. Das Gelände aus Gletscherschliffrücken und Firnrinnen wirkte ziemlich unübersichtlich, aber ich hatte zumindest eine Ahnung, wo ich gut zum Gletscher unterhalb des Gipfelaufbaus durchkommen sollte.

Nach den ersten Geröllhängen war es dann aber vor Ort doch irgendwie anders als gedacht und ich wandte mich zu weit nördlich und kam dann direkt unter dem Nordostgrat heraus. Na, dann versuche ich es doch dort, dachte ich mir. Durch eine brüchige Rinne gewann ich den hier breiten Blockgrat. Bevor ich weiterging, schaute ich erst mal, ob der Weg in die andere Richtung – zum benachbarten Planggenstock – gut gehen würde, denn dies wäre dann eine angenehme Abstiegsvariante.

Irgendwo da geht es hoch.

Irgendwo da geht es hoch.

Nachdem das positiv geklärt war, ging ich weiter richtung Lochberg. Währenddessen wurde das Wetter schlechter und es zogen immer dichtere Wolken vom Furkapass herauf. Als dann klar wurde, dass der Grat doch noch etwas Strecke und ein paar Schwierigkeiten bereit hielt, entschied ich, abzubrechen. Hier oben wollte ich auf keinen Fall in die Wolken kommen, denn markiert war nix und übersichtlich auch wenig.

Am Nordostgrat des Lochberges - bis zum Gipfel ist es noch ein Stück

Am Nordostgrat des Lochberges – bis zum Gipfel ist es noch ein Stück

Also Umkehr und stattdessen noch der mit etwas Blockkraxelei verbundene Übergang zum Planggenstock (2824m). Schön, hatte ich immerhin einen Ersatzgipfel bestiegen! Von dort fand ich Pfadspuren für den Abstieg und war bald zurück am Älprigensee. Kurz vor Erreichen des Stausees fing es dann an zu regnen. Also alles richtig gemacht! Und auch wenn ich den Lochberg nicht erreicht hatte, war es eine sehr interessante Erkundung gewesen.

Abstieg zum Älprigensee

Abstieg zum Älprigensee

Zurück am Campingplatz musste ich feststellen, dass mittlerweile doch Alle abgereist waren. Schade! Also packte auch ich im Regen mein Zelt zusammen und trat die Heimreise nach München an. Hat ja auch was, wieder zu Haus im Bett zu schlafen.

PS: Leider war meine Kamera vom Vortag noch nass, so dass leider alle Bilder unscharf geworden sind.

Daten zur Tour

  • Planggenstock (2428m)
  • Schwierigkeit T5, I-II
  • 1150 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

2 Kommentare

Donaujo · 4. September 2018 um 7:40 pm

„Lochberg“ ist ja ein toller Name für einen Berg! Lyrikfreunde pilgern vermutlich im Dutzendpack reimenderweise auf dieses Oxymoron. Gib’s zu, das war der eigentliche Grund, warum du hinauf wolltest! 🙂

Schön auch der Name „Lochberglücke“. Ist es nun Loch oder Lücke? Oder doch Berg? Oder Loch im Berg, oder Lücke im Loch? Letzteres wäre ja vermutlich ein Berg, zumindest aber kein Loch mehr.

Kopf hoch: Genug also zum Nachdenken, wenn das Wetter mal wieder schlecht sein sollte! 🙂

Grüße,

Jonas

    Hannes · 7. September 2018 um 3:38 pm

    Servus Jonas,

    die oxymorale Qualität von Lochberg und Lochberglücke war mir tatsächlich noch nicht in voller Gänze bewusst. Gut, dass Du das geändert hast! Für den Lyrikfreund an sich eine wahre Freude, dieser Berg.

    Übrigens habe ich vor Kurzem einen weiteren Berg bestiegen, der sprachlich mehr zu bieten hat als alpinistisch. Und das auch noch bei sehr mäßigem Wetter. Bericht folgt…

    Schöne Grüße
    Hannes

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