Wanderung im Vorkarwendel am 19.04.2015
Dieses Wochenende hatte ich keine Lust auf Skitour und wollte lieber zu Fuß auf den ein oder anderen Berg stapfen. Entsprechend hatte ich eine kleine Kammwanderung mit südseitigem Zustieg ausgesucht. Am Vorabend schloss sich noch Jochen an, der lieber etwas gemeinsam unternehmen als allein auf Skitour gehen wollte. Es wurde eine sehr schöne, entspannte Tour mit prächtiger Aussicht.
Ein Nachteil von Frühjahrsskitouren ist das sehr frühe Aufstehen. Das blieb uns dieses mal erspart und wir begannen unsere Wanderung nach ausreichend Schlaf kurz nach neun Uhr an der Mautstelle im Rißtal auf ca. 960m. Ein kurzes Stück gingen wir an der Straße entlang, dann bogen wir nach links in den Wanderweg zur Fleischbank ein, wo uns gleich eine Gams begrüßte, die allerdings recht schnell im Wald verschwand.
Der Steig ist sehr sehr schön angelegt und windet sich in angenehmen Serpentinen bergwärts. Wir ließen es ruhig angehen und blieben immer wieder stehen um das heute fantastische Panorama zu genießen. Die Nordseiten der Karwendelberge präsentierten sich noch winterlich und der Schnee glitzerte hier und da schon in der Sonne.
An der Jagdhütte kamen wir an zwei Damen vorbei, die hier ihre Brotzeit zu sich nahmen und uns später bis zur Fleischbank nachfolgen sollten. Ab etwa 1680m kamen wir immer wieder durch Schneefelder, die bereits gut gespurt waren. Erst kurz unter dem Kamm wurde der Schnee dann durchgehend. Kurz darauf kamen uns auch die beiden freundlichen Spurer entgegen, die schon wieder vom Gipfel zurückkehrten.
Und dann mussten wir schon wieder stehen bleiben und staunen, denn über uns kreisten gleich vier Steinadler. Nachdem wir diesen eleganten Fliegern eine Weile zugesehen hatten, setzten wir unseren Weg zum Gipfel (2026m) fort, den wir um 12:00 Uhr erreichten. Hier machten wir kurz Pause und genossen einmal mehr das herrliche Panorama von Schaufelspitze bis Wörner. Steil präsentierten sich die Wände zwischen Östlicher Karwendelspitze und Kuhkopf, majestätisch thronten Birkkar- und Ödkarspitzen darüber, kühn erhob sich daneben die Kaltwasserkarspitze und einladend und abweisend zugleich präsentierte sich die wuchtige Falkengruppe. Von hier aus zeigte sich das Karwendel in seiner ganzen wilden Pracht.
Nach einer kurzen Pause setzten wir unseren Weg über den Grat zum Hölzestaljoch fort. Hier war die letzte Begehung schon einige Zeit her, die letzten menschlichen Spuren waren kaum noch erkennbar und frisch nur die von (erstaunlich zahlreichen) Hasen und mindestens einem Fuchs. Also war selber spuren angesagt, wobei wir uns regelmäßig abwechselten. Insgesamt mussten wir allerdings weniger wühlen, als ich erwartet hatte.
Bis zum nächsten Gipfel, dem 2012m hohen Hölzestaljoch dauerte es dann auch nicht lange. Hier verweilten wir nur kurz und setzten dann unseren Weg zum Grasberg fort. Unterwegs ließen sich an den Tierspuren Jagdszenen erahnen, denn zumindest der Fuchs hatte hier einen Zahn zugelegt und die Hasenspur verlief parallel. Wie es wohl ausgegangen ist?
Der Grat zeigte sich meist harmlos, nur gelegentlich wurde er schmaler, dann war auf Überwächtung zu achten. Kurz nach dem tiefsten Punkt zwischen Hölzestaljoch und Grasberg befindet sich die Schlüsselstelle der Tour, eine versicherte Rinne. Da hier kaum noch Schnee lag, konnte man sie an der rechten Begrenzung einfach (I) ersteigen. Danach folgte Gehgelände bis zum letzten Gipfel des Tages auf 2020m. Halb zwei kamen wir hier oben an und ließen uns zu einer ausgedehnten Pause nieder. Etwa eine Stunde saßen wir in der Sonne, genossen die wunderbare Aussicht und den herrlichen Tag.
Schließlich wurde es Zeit für den Abstieg. Mittlerweile war der Schnee doch recht weich geworden und regelmäßig sanken wir tief ein. Kurz vor Erreichen des Grasbergsattels auf 1540m querten wir einen Hang mit zahlreichen Birkhuhnspuren, die an diesem Tag den Schlusspunkt unserer tierischen Entdeckungen bildeten.
Etwas unterhalb des Sattels ließ der Schnee dann nach und wir spazierten über den breiten Weg entspannt talwärts. Nun stand nur noch der 2km-Hatscher auf der Rißtalstraße an. Diesen konnten wir an der Garberlalm zum Glück unterbrechen und uns mit Bier und Speckknödelsuppe auf der sonnigen Terrasse für den letzten Kilometer wappnen. So ging diese herrliche, sehr entspannte aber nie langweilige Bergtour erst kurz vor sechs zu Ende. Ein letzter Blick auf die beeindruckenden Karwendelberge, dann setzten wir uns ins Auto und fuhren zurück nach München.
Daten zur Tour
- Überschreitung Fleischbank (2026m) bis Grasberg
- Schwierigkeit T4, I
- 1300 Höhenmeter
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