Skitour in den Stubaier Alpen am 20.03.2016
Den Jetlag nach unserem Südamerika-Urlaub frisch verdaut, zog es mich wieder ins Gebirge, dieses Mal jedoch nicht in weite Ferne, sondern in die winterlichen Alpen. Allzu viel Skitouren hatte ich in diesem Winter bislang nicht unternommen. Dementsprechend bestand noch Nachholbedarf und ich entschloss mich zu einem Ausflug ins Sellrain, genauer gesagt zum Zwieselbacher Rosskogel.
Nachdem eine ungünstige Reifenwahl (ja, so etwas passiert nicht nur in der Formel 1) mich vor zwei Jahren davon abgehalten hatte, den Zwieselbacher Rosskogel zu besteigen, wollte ich es heute noch einmal versuchen.
Die Fahrt nach Haggen (1650m) verlief dieses Mal unspektakulär. Die Kombi Winterreifen und trockene Straßen gibt eben doch mehr her als Sommerreifen und Schneeglätte. Der Parkplatz war schon gut gefüllt – kein Wunder bei diesem Kaiserwetter – und ich war froh, noch einen Platz am Straßenrand zu finden.
Gegen halb acht ging es dann los, zunächst über den flachen Forstweg ins Kraspestal, dabei Kraspes- und Weitkarspitze fest im Blick. Erst an der ersten Zwing steilte es auf. Da dieser Abschnitt oben steil und eng ist, machte ich vorher die Harscheisen drauf, es wäre aber wohl auch ohne gegangen.
Oberhalb der ersten Zwing geht es dann an einer Jagdhütte (2025m) vorbei noch einmal kurz flach dahin, bevor es in klassischem Spitzkehrengelände zur zweiten Zwing hinaufgeht. Das Wetter war nach wie vor herrlich und ich war angesichts des intensiven Sonnenscheins nicht böse, dass ein Großteil des Anstiegs im Schatten verläuft.
Nach einem weiteren Flachstück geht es noch einmal kurz steil hinauf an der 3042m hohen Rotgrubenspitze vorbei unter den Gipfelaufbau des Zwieselbacher Rosskogels. Hier machte ich Skidepot und stieg zu Fuß zum bereits reichlich bevölkerten Gipfel (3081m) auf, den ich kurz vor elf erreichte. Die Aussicht war wunderbar und heute bat ich – was ich sonst selten tue – einen anderen Bergfreund darum, ein Foto von mir zu machen. Er hängte also die Fangschnur der Kamera aus, machte das Foto und gab mir die Kamera zurück. Da ich im Gedränge am kleinen Gipfel den Rucksack nicht abnehmen wollte, stecke ich Kamera und Fangschnur in die Tasche am Hüftgurt und genoss die Aussicht.
Ich überlegte, ob ich vom Signalgipfel noch hinüber zum wenig höheren Hauptgipfel gehen sollte und schaute mir auch den Übergang genauer an. Doch der Schnee an der Scharte war weich, kaum verfirnt, der Untergrund schien plattig und die Rinne auf der Ostseite war steil. Das ließ ich ohne Pickel dann lieber sein und setzte mich stattdessen zur Brotzeit. Gedankenlos nahm ich den Rucksack ab – und natürlich rutschte die Kameratasche vom Hüftgurt. Und natürlich rollte sie gleich davon. Und natürlich genau auf die steile Ostrinne zu, in deren Tiefe sie sich rasch verlor. Was für ein Ärger: Einmal, ein einziges Mal verzichte ich auf die Fangschnur, die ich fast nie brauche, und schon verabschiedet sich die Kamera auf Nimmerwiedersehen.
Natürlich war ich ziemlich frustriert, gleichzeitig wollte ich mir an diesem wirklich herrlichen Tag nicht völlig die Laune verderben lassen. Also widmete ich mich noch einmal der umfassenden Aussicht, machte einige Fotos mit dem Mobiltelefon und ging dann zurück zu meinen Ski.
Die Abfahrt wurde dann besser als erwartet. Im ersten eher flachen Pulverhang war sogar noch Platz für eine eigene Spur, die nächsten Hänge waren zwar zerfahren aber großteils pulvrig und wirklich schön zu fahren. Nur unterhalb der zweite Zwing erwartete mich ruppiger Harsch. Auch die erste Zwing ging bei diesen Verhältnissen ziemlich gut und danach folgte nur noch entspanntes nach-Hause-rutschen, bis ich kurz nach eins wieder in Haggen eintraf.
Eine wirklich schöne Skitour war’s, nur getrübt vom Kameraverlust am Gipfel.
Daten zur Tour
- Zwieselbacher Rosskogel (3081m), Winternormalweg auf den Nordgipfel
- SKT-Schwierigkeit PD
- 1450 Höhenmeter
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