Wanderung in den Brandenberger Alpen am 08.12.2022

Wenn der erste Schnee gefallen ist, es aber fürs Skitourengehen noch nicht so recht reicht, dann ist die Zeit der Wühltouren. Die Vorliebe für diese spezielle Vergnügen teile ich unter Anderem mit Franzi und Mark, mit denen zusammen ich der Haidachstellwand im Rofan einen frühwinterlichen Besuch abstattete.

Heute starteten wir erst etwas später. Ich musste morgens in München noch unseren Kleinen zur KiTa bringen und war somit erst um zehn in Maurach am Achensee. Na ja, für unser heutiges Vorhaben sollte es reichen.

Entspannt wanderten wir los. Da ich — KiTa sei dank — mal wieder ein wenig erkältet war, war ich für ein gemäßigtes Tempo dankbar. Im Wald war der Weg noch weitgehend aper, auch wenn gelegentliche Vereisung Vorsicht erforderte. Als wir dann oberhalb der Buchauer Alm auf offene Wiesenhänge kamen, erreichten wir auch den Schnee. Schön war es hier, alles weiß, überm Tal Nebel und am blauen Himmel die Sonne. Was für ein herrlicher Frühwintertag! Und eine sehr ähnliche Stimmung wie bei meinem letzten Besuch hier, als ich den Hochiss bestieg.

Etwas unterhalb der Erfurter Hütte setzten wir uns unter einer Felswand zur Pause. Wunderbar gemütlich war es hier mit dem warmen Fels im Rücken und der Sonne im Gesicht. So lässt es sich aushalten! Doch natürlich mussten wir irgendwann weiter, wir waren ja nicht nur zum Sonnen hier.

An der Mauritzalm bogen wir rechts ab, der Haidachstellwand zu. Ab hier war auch Spuren angesagt, was Mark heroisch übernahm. Schnell wurde klar, dass es heute mühsamer werden würde als gedacht. „Ich spure, also bin ich,“ zitierte Mark einen großen französischen Philosophen. Zu irgend etwas muss diese Schinderei ja gut sein. Und wenn nur dafür, sich selbst zu spüren.

Nachdem Mark bereits den Großteil des Aufstiegs gespurt hatte, löste ich ihn an einem kleinen windigen Joch ab. Ab hier steilte der Anstieg auf und kurz darauf kamen wir an die kurze Klettersteigpassage (B), die Franzi hurtig voran turnte. Anschließend durfte ich noch einen steilen Hang spuren, bevor wir die Gipfelfläche auf 2192m erreichten. Hier oben blies es ordentlich und war eher ungemütlich. Dementsprechend beschränkten wir die Pause auf das Nötigste und machten uns bald wieder auf den Weg.

Für den Abstieg wählten wir den nach Norden führenden Steig. Dieser führt auf der Ostseite des Berges zum Krahnsattel (2002m). Diese Passage war ordentlich eingeweht und dementsprechend tief lag der Schnee. Wiederum grub uns Mark hier eine Spur durchs Winterwunderland. Natürlich war das alles etwas mühsam, aber dank der Winterstimmung auch wunderschön.

Ab dem Krahnsattel übernahm schließlich Franzi die Spurarbeit zurück zur Mauritzalm. So durfte jeder Mal. Ich bemerkte, dass der für mich perfekte Spurknecht Franzis Schrittweite und Marks Gewicht kombinieren würde. Worauf Franzi nur erwiderte, dass diese Beschreibung ja genau auf mich selbst passen würde. Tja blöd, also muss ich wohl weiter mit leichten Abstrichen beim Spurkomfort leben. Oder mich mehr schinden. Es bleibt ein Kreuz mit diesem Bergsteigen.

Auf der Sonnenterrasse der Erfurter Hütte (1831m) machten wir eine letzte Pause und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Während wir dann ins Tal zurück wanderten, wurde es um uns herum immer schöner. Das rote Licht der sinkenden Sonne küsste den Gipfel des Ebner Joches. Die Wolkenbänder überm Inntal wurden auch immer gelber und überhaupt brach ein früher Winterabend an. Wir genossen diese besondere Stimmung, bevor wir in den Wald eintauchten und schließlich den Parkplatz erreichten.

Daten zu Tour

  • Haidachstellwand (2192m), Süd-Nord-Überschreitung
  • Schwierigkeit T3, B
  • 1300 Höhenmeter

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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