Skitour in den Allgäuer Alpen am 21.02.2023

Nachdem ich die Zeit mit gutem Schnee krankheitsbedingt aussetzen musste, wollte ich mal wieder ins Gebirge. Nicht zu lange sollte die Tour sein, einigermaßen schneesicher und auch ein bisschen interessant. Da kam mir der Hohe Ifen in den Sinn, den ich mir schon länger einmal anschauen wollte.

Los ging es 09:15 Uhr an der Talstation des Ifenlifts. Leider liegt der Großteil der Tour im Skigebiet. Man kann grundsätzlich auch südseitig durchs Schwarzwassertal aufsteigen, allerdings wird dort der Schnee schon wieder knapp.

Ich folgte zunächst der blauen Piste auf der Gottesackerseite, querte dann nach Westen und stieg mehr oder weniger direkt unterhalb der Kabinenbahn weiter zur Bergstation auf. Links über mir sah ich bereits die beeindruckenden Wände, die den Hohen Ifen wie einen Kranz umgeben. Der Durchschlupf war dabei noch nicht zu sehen, aber ich war zuversichtlich, dass es ihn geben würde.

Das Wetter war herrlich an diesem Tag. Frühlingshafte Temperaturen und Sonnenschein. Nicht gerade ideal für die Schneebedingungen, dafür sehr angenehm im Aufstieg. Nur fit war ich leider nicht. Für das gemütliche Tempo, das ich anschlug, war der Puls eindeutig zu hoch. Na ja, ich würde es weiterhin ruhig angehen.

Von der Bergstation aus konnte ich den Durchschlupf zum Gipfelhang schließlich gut einsehen. Das sah schon ordentlich steil aus. Kurz überlegte ich, der mangelnden Fitness wegen zu verzichten und stattdessen zum Hahnenköpfle zu gehen. Aber dann überwog doch die Neugierde auf den Aufstieg.

In einem Linksbogen querte ich hinüber zur steilen Rinne, die den Durchschlupf vermittelt. Der Schnee war zunächst sulzig, schattseitig dann hart, wobei die Harschschicht nicht überall trug. Na das würde ja ein Vergnügen werden in der Abfahrt!

Am Skidepot angekommen legte ich Steigeisen an und machte mich bereit für den Fußaufstieg. Dabei stellte sich die Frage ‚Ski mitnehmen oder nicht?‘. Mir war nicht klar, wie gut man oben auf dem sonnigen Gipfelhang noch fahren konnte. Und so entschied ich mich dafür, die Ski unten zu lassen, was den Fußaufstieg etwas weniger mühsam machen würde.

Der Steilhang war super gespurt und dementsprechend gut zu gehen. Weiter oben gibt es dann zwei Optionen: links eine breite Rinne mit kurzer Kletterei und rechts eine schmale, steile Firnrinne. Ich entschied mich für die linke Variante, zumal rechts auch gerade ein anderer Tourengeher abstieg. Die Kletterei war kurz und griffig (II), dann war ich oben. Die in einigen Beschreibungen erwähnten Fixseile fehlen derzeit übrigens.

Am Gipfelhang musste ich feststellen, dass zwar tatsächlich schon ein paar Graspolster aus dem Schnee schauten, dass man hier aber noch prima hätte fahren können. Tatsächlich wäre der weiche Firn hier wohl der mit Abstand lohnendste Teil der Abfahrt gewesen. Na ja, nächstes Mal. Jetzt war ich halt zu Fuß hier und stapfte dementsprechend weiter zum höchsten Punkt. Kurz nach halb eins war ich dann da, ganz allein. Hoher Ifen, 2230m, bei Traumwetter und gigantischer Aussicht.

Ich setzte mich unters Kreuz, aß ein paar Riegel und genoss Wetter und Aussicht. Hier, am Westrand des Allgäus, sieht man Berge, die ich sonst eher selten zu Gesicht bekomme. Von alten Bekannten wie Säntis und Piz Segnas bis zu markanten Gipfeln wie Tödi und Schesaplana.

Nach einer halben Stunde Gipfelgenusspause machte ich mich an den Abstieg. Dieses Mal wählte ich die schmale, steile Firnrinne (im Aufstiegssinn rechts). Für einige Meter ist die wirklich steil (>45°), aber mit den Steigeisen war das kein Problem. Während ich dann weiter zum Skidepot abstieg, kam mir ein weiterer Bergfreund entgegen. Drei Besteigungen an einem Tag waren doch überschaubar.

Und dann ging es an die Abfahrt. Traumhaft! Beim geradeaus fahren eisig glatt, beim schwingen durchbrechen. Lustvoll stürzte ich mich in dieses Vergnügen. Und war wirklich nicht böse, dass ich recht bald zur Piste queren konnte. Die war zwar auch schon übel zusammen gefahren, aber immer noch besser als Bruchharsch.

An der Ifenhütte machte ich noch mal kurz Pause, dann brachte ich den Rest der Abfahrt hinter mich. Ordentlich kaputt und sehr zufrieden kam ich 14:30 Uhr unten an. Fit war ich nicht gewesen, aber immerhin war sich die Tour noch gut ausgegangen.

Daten zur Tour

  • Hoher Ifen (2230m), von Norden.
  • SKT-Schwierigkeit AD, II
  • 1000 Höhenmeter
  • Derzeit keine Fixseile oder andere Aufstiegshilfen in der Schlüsselpassage

Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

4 Kommentare

Lanki · 28. Februar 2023 um 5:12 pm

Schön geschriebener Bericht, solch Informationen hätte man in einem Video nicht unterbringen können.
Danke fürs mentale mitnehmen.

    Hannes · 1. März 2023 um 3:28 pm

    Danke für das Lob Lanki!

    Anton · 2. März 2023 um 3:23 pm

    Sehr nice, steht noch auf meiner Liste. Wollt die Rinne hoch und dann Richtung Schwarzwasserhütte raus

      Hannes · 2. März 2023 um 7:29 pm

      Servus Anton, danke Dir. Südseitig runter wäre — bei mehr Schnee — auch meine bevorzugte Variante gewesen. Ist sicher toll, den Berg zu überschreiten.

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