Wanderung im Ammergebirge am 06.05.2018
Mittlerweile habe ich die meisten hohen und markanten Gipfel im Ammergebirge bestiegen. Der mit Abstand prominenteste, der mir noch fehlte, war die Hochschrutte. Zeit, das zu ändern! Und mit dem Weiterweg zum Daniel würde sich auch eine hübsche Überschreitung machen lassen.
Los ging es viertel vor neun in Lähn. Hier fiel auch die erste Entscheidung des Tages: Für Zustiegs- und gegen Bergschuhe, denn die noch zu überwindende Schneemenge schien sich in Grenzen zu halten.
Anschließend wählte ich den Steig durch das Wiestal, der sehr schön und sozusagen minimalinvasiv an einem Bächlein entlang genau auf die Hochschrutte zuhält. Es war bereits ziemlich warm und ich froh um jeden Schatten, trotzdem war der Aufstieg hier ein Genuss.
Nachdem ich den Fahrweg zur Bichlbacher Alm überquert hatte, bemerkte ich, dass ich hier schon einmal war: Nach der Überschreitung von Kohlbergspitze bis Pitzenegg war ich hier abgestiegen und anschließend über den Forstweg zurück nach Bichlbach gewandert. Wie passend, stellte doch die heutige Überschreitung die Fortsetzung der letztjährigen dar.
Im Tälchen unter dem Wiesjoch angekommen, stieg ich weglos mehr oder weniger gerade empor, denn der Wanderweg war noch unter Schnee verborgen. Das Gelände war hier recht unproblematisch und so erreichte ich ohne Schwierigkeiten das 2023m hohe Joch. Im Westen stand mein Bekannter, das Pitzenegg, im Osten wartete der Südwestgrat der Hochschrutte auf Erkundung.
Und der machte richtig Spaß. Die wenigen Schneereste erforderten zwar aufgrund der nordseitigen Überwächtung Vorsicht, waren aber einfach zu überqueren. Der Rest des Steigs war trocken und führt herrlich aussichtsreich meist direkt auf dem Grat entlang. Ein paar leichte Ier-Stellen würzen die ganze Sache noch.
Nach insgesamt etwa 2,5h erreichte ich den Gipfel (2247m) und setzte mich zur Pause. Der Wind war zwar etwas frisch, aber aufgrund der hohen Temperaturen ließ es sich prima aushalten. Während hier die Sonne munter vom Himmel strahlte und sich über den höheren Bergen schon die ersten Quellwolken bildeten, lag das bayrische Alpenvorland noch unter Hochnebel. Mich störte es nicht, ich saß hier oben in der Sonne und genoss den Blick von dieser schönen Aussichtskanzel.
Nach einer knappen halben Stunde brach ich wieder auf, schließlich lag ja noch einiges vor mir. Die erstaunlich steilen und tiefen Nordabstürze der Hochschrutte angemessen würdigend stieg ich über den Ostgrat ab. Ich hatte schon von unten gesehen, dass hier kein Schnee mehr lag und die kurze versicherte Stelle unproblematisch sein sollte. So war es denn auch und schnell erreichte ich das nächste Joch. Hier traf ich zwei andere Bergfreunde, die vom Farenegg aufgestiegen waren. War ich also doch nicht ganz alleine hier.
Nach einem kurzen Wortwechsel setzte jeder seinen Weg fort – sie zur Hoschrutte, ich zum unscheinbaren Grasbuckel des Kleinen Pfuitjöchls (2135m). Interessanter ist da schon das Große Pfuitjöchl, das sich ebenfalls direkt überschreiten lässt. Auf der Westseite findet sich zwar kein Steig, bei geschickter Routenwahl wird allerdings kaum der I. Schwierigkeitsgrad erreicht. Ganz oben gibt es dann noch einen hübschen Minigrat, um von der Gipfelwiese zum eigentlich höchsten Punkt (2196m) zu gelangen. Auch das war schnell bewältigt und ich konnte noch mal Aussicht genießen.
So ein schöner Tag! Hurtig stieg ich auf der Südseite ab und folgte dem Wanderweg zum Hebertaljoch (2045m), das – im Gegensatz z.B. zu den Pfuitjöchlen – auch tatsächlich ein Joch und kein Gipfel ist. Von hier aus führt ein Steig teilweise auf dem Kamm, teilweise leicht südlich davon, weiter richtung Daniel. Landschaftlich gefiel es mir hier nicht mehr ganz so gut, da die steilen Wiesen des ersten Teils zunehmend von Schutt ersetzt werden. Unterhaltsam ist dieser Steig aber allemal, zumal es eher etwas anspruchsvoller zugeht als bisher.
Unterhalb des Büchsentaljochs (das wieder ein Gipfel ist), kam mir ein Wanderer entgegen, der die selbe Überschreitung in umgekehrter Richtung machte. Schön, ab und an Gleichgesinnte zu treffen, denn allzu Viele scheint es nicht zu geben, die solche Touren unternehmen. Vielleicht ist das aber wiederum auch gut so, schließlich macht die Einsamkeit unbekannter Gipfel einen Großteil ihres Reizes aus.
Kurz darauf erreichte ich das wenig markante Büchsentaljoch (2244m), den letzten neuen Gipfel des Tages. Von hier aus war es auch nicht mehr weit zu Upsspitze und Daniel. Gut gelaunt setzte ich meinen Weg direkt fort zum höchsten Punkt des Ammergebirges.
Hier war erwartungsgemäß etwas mehr los. Klar, ein Gruppenhöchster, dazu leicht erreichbar, zieht an. Mit der Upsspitze hielt ich mich nicht lange auf und ging direkt weiter zum Daniel. Trotz der Quellwolken und des zunehmend auffrischenden Windes war das Wetter noch immer freundlich und so setzte ich mich an ein geschütztes Plätzchen zur zweiten Pause dieser Tour. Alle Anderen machten sich schon wieder an den Abstieg und so war ich der letzte hier oben. Mir sollte es recht sein, so konnte ich ungestört meine Brotzeit und die Aussicht genießen.
Für den Abstieg wählte ich später die Südseite der Upssitze hinab zum Grünen Ups. Hier traf ich auch einige der Danielisten wieder, die auf dem rutschigen Schnee und dem noch rutschigeren Matsch zwischendurch eher verhalten abstiegen. Ich war zwar schneller, musste dafür Schnee und Matsch jeweils einer Sitzprobe unterziehen. Nun ja, auch das gehört im Frühjahr dazu.
Während die anderen Danielisten vom Grünen Ups aus nach Lermoos abstiegen, wanderte ich in die entgegengesetzte Richtung zur Bichelbacher Alm (1591m), von der ich mir ein kühles Bier erhoffte. Auf dem Weg dorthin erfreute ich mich an den Krokussen, die die Bergwiesen sprenkelten. Jedes Jahr wieder ist es einfach eine Freude, im Frühjahr draußen zu sein.
Die Alm hatte leider noch geschlossen. Doch zwei Einheimische waren vor Ort und brachten sie für die baldige Saisoneröffnung in Schuss. Und hatten freundlicherweise ein Radler für mich. Toll! Wir unterhielten uns über Bergtouren, Mietpreise und Rockkonzerte. Die Nachmittagssonne beschien die Hüttenterrasse und es war einfach schön hier oben.
Schließlich wurde es Zeit, aufzubrechen und nach Lähn zurückzukehren. Nach einem zügigen Abstieg am Dristelbach entlang war ich um fünf zurück, hoch zufrieden und erfüllt von diesem herrlichen Frühlingstag im Gebirge.
Daten zur Tour
- Überschreitung Hochschrutte bis Daniel (2340m)
- Schwierigkeit T4, I
- 1600 Höhenmeter
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