Klettern im Kaisergebirge am 17.08.2019
Nach dem langen Tag am Großvenediger wollten Boris und ich erst mal ausschlafen und dann nur eine kurze Klettertour unternehmen. Am Ende waren wir im Klammerriss dann doch eine Weile unterwegs.
Wir starteten entspannt mit einer Fahrt mit dem Kaiserlift von Kufstein aus. Unser Ziel war der Klammerriss am westlichen Ende des Scheffauers. Entsprechend wanderten wir von der Bergstation aus zunächst zur Kaindlhütte und dann weiter zu den Nordwänden von Scheffauer und Zettenkaiser. Der Einstieg war dann recht schnell gefunden und es konnte gegen Mittag losgehen.
Der Klammerriss zieht als Schlucht und Kamin durch die westlichste Ecke der Scheffauer-Nordwand und liegt meist im Schwierigkeitsgrad II und III. Schlüssel ist die zweite Länge, die erstaunliche anhaltende IVer-Kletterei bietet. Hier geht es zunächst in der Schlucht hinauf bis unter einen großen sperrenden Block, dann an einer Schuppe des Blocks nach rechts auf einen Absatz und auf kleinen Tritten über den Block zurück in den hier glatten Kamin. Das ist hübsche Kletterei und gar nicht so ohne. Boris stieg die Länge souverän vor und ich brauchte dann nur noch hinterherkrabbeln.
Nach Ende der Schwierigkeiten im Klammerriss wandten wir uns dem Ostgrat des Zettenkaiser zu. Hier machten wir den Fehler, nicht auszuseilen. Wir dachten, dass ab dem Gratansatz wieder Stände eingerichtet seien und wollten Zeit sparen. Tatsächlich geht man wohl besser seilfrei bis zur Kaindlnadel (bis II), ab hier gibt es dann wieder Sicherungen. Die Nadel selbst ließen wir aus Zeitgründen aus, hatten wir doch beim Durchsichern im leichten Gelände schon genug Zeit verloren. Stattdessen startete ich in die nicht schwere, aber recht ausgesetzte (wenn auch nicht so krass, wie es zunächst aussieht, wenn man um die Kante schaut) Querung um die Nadel herum.
Anschließend hatte dann Boris wiederum die Schlüssellänge am hier schmalen Grat: Gestuft zu einem glatten Block, auf kleinen Bändern an diesem entlang und dann an einem Riss und zuletzt frontal am Block hinauf (V-). Eine schöne und etwas athletische Kletterstelle. Mir fiel sie eher schwer, weil meine Arme schon vorher müde waren (warum auch immer). Kurz danach folgt noch mal ein Aufschwung im IV. Grad, dann wird die Tour leichter. Schließlich standen wir zufrieden am Gipfel des Zettenkaisers. Letztes Mal waren wir von Westen gekommen, dieses Mal also von Osten.
Mittlerweile war es auch schon 16:00 Uhr und es war klar, dass wir den Abstieg nach Kufstein komplett zu Fuß würden gehen müssen. Aber jetzt konnten wir uns erst einmal zufrieden unters Gipfelkreuz setzen, etwas essen und die schöne Aussicht genießen. Immer wieder toll, dieses Gefühl, irgendwo raufgeklettert zu sein.
Zum Abstieg folgten wir kurz dem Westgrat und dann dem markierten Steig nordseitig hinab. An der Kaindlhütte machten wir noch für ein Weißbier halt, dann wanderten wir in die Dunkelheit hinein zurück nach Kufstein. So viel zur kurzen Tour. Aber wenn Boris und ich auf den Zettenkaiser gehen, dann muss es wohl so sein.
Daten zur Tour
- Zettenkaiser (1968m), Klammerriss und Ostgrat
- Schwierigkeit V-, ca. 9 SL, 400m
- Absicherung alpin, Stände und kritische Zwischenhaken gebohrt
- 800 Hm ab Brentenjoch
- Erstbegangen am 17.09.1905 durch J. Klammer & J. Schaffler
- Routenbild bei Markus Stadler
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