Jahresrückblick 2016
Schon wieder ist ein Jahr rum, dieses Mal eines, das trotz gegenüber dem Vorjahr verminderter Intensität einige besondere Höhepunkte für mich bereit hielt.
2016 erstieg ich an 55 Tagen 52 500 Höhenmeter und erreichte 77 Gipfel. Es waren damit die wenigsten Höhenmeter in einem Jahr, seit ich in München wohne. Dies lag sicherlich auch daran, dass ich im letzten Winter zwischendurch wenig Motivation zum Bergsteigen hatte, was eben auch mal vorkommt.
Es war also kein extrem erfolgreiches Jahr wie 2015, trotzdem aber ein gutes, denn einige der Touren hatten es an Erlebniswert in sich. Der erste Höhepunkt des Jahres war gleich der wichtigste: Die Besteigung des 6570m hohen Tupungato in Chile. Bei meinem ersten Versuch dort war ich an widrigen Umständen und meiner eigenen Unsicherheit gescheitert, dieses Mal erreichte ich zusammen mit Mark den Gipfel. Mit diesem hart erarbeiteten Erfolg ging für mich ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Wermutstropfen war, dass Franzi als Dritte im Bunde nicht mit uns oben stand und ähnlich enttäuscht zurück reiste wie ich nach dem ersten Versuch.
Nach dem Tupungato war bei mir erst mal die Luft raus und es dauerte etwas, bis ich wieder richtig Motivation fand, auf Berge zu steigen. Der nächste Höhepunkt des Jahres hatte folgerichtig auch weniger alpinistischen Wert als vielmehr touristischen: Der Gipfel des Machu Picchu ist nicht gerade bedeutend, bietet aber einen herrlichen Blick auf die gleichnamige Ruinenstadt. Überhaupt war dieser zweite Südamerika-Urlaub des Jahres sehr schön, gerade auch die Fahrt über den Salar de Uyuni und den südbolivianischen Altiplano.
Bergsteigerisch ging das Jahr erst zu Ostern so richtig weiter, mit drei Skitouren rund um die Heidelberger Hütte. Am zweiten Tag nach viel Spurarbeit, bei perfektem Wetter und ebensolchem Schnee als einer der Tagesersten auf dem Piz Tasna zu stehen war schon herrlich.
Weiter ging es im Sommer mit zwei Solo-Touren: Ende Juli konnte ich endlich die drei Jahre zuvor begonnene Geigenkamm-Überschreitung abschließen und zugleich meine erste Nacht in einer Biwakschachtel verbringen. Am nächsten Wochenende folgte mit der Überschreitung des Lüsener Fernerkogels die erste von drei besonders langen und eindrucksvollen Überschreitungen, die meinen Bergsommer prägten. Es war ein toller Tag im Sellrain und jede der vielen Minuten wert, die ich dort am Berg verbringen durfte,
Die zweite dieser Überschreitungen war die des Piz Morteratsch. Wir erwarteten, dass der Spraunzagrat so ähnlich sein würde wie der Ostgrat der Wazespitze, nur etwas länger und schwerer. Dass „etwas“ traf es dann nicht ganz und trotz der geringeren Maximalschwierigkeit war der Spraunzagrat für uns noch mal eine ganz andere Nummer. Bereits nach dem Zustieg war ich eigentlich erst mal fertig mit den Nerven; nach oben hin wurde es dann wieder besser, aber die ständige Ausgesetztheit und die anhaltenden Schwierigkeiten hielten uns leider davon ab, die eigentlich großartige Szenerie so zu genießen, wie sie es verdient gehabt hätte. Trotzdem war es eine großartige Tour, an die wir uns sicher noch lange erinnern werden.
Nummer drei schließlich war die Zwölferkante und damit verbundene Überschreitung des Zwölferkopfes. Hier trieben wir das spät zurückkehren unbeabsichtigt auf die Spitze. Erst im Abendlicht am Gipfel zu stehen war natürlich nicht so geplant, dafür um so schöner. Der Abstieg im dunklen wurde dann weniger angenehm und zog sich ewig. Trotz des verbesserungswürdigen Zeitmanagements war es für mich ein positives Erlebnis, da ich die IVer-Stellen mit deutlich größerer Sicherheit und Ruhe vorstieg als bei den meisten früheren Touren. Die Kletterei war dank der Gemüsepassagen nicht durchgängig schön, abschnittsweise dafür wirklich toll. Gepaart mit der wunderbaren Aussicht, der Ausgesetztheit an der Kante und dem alpinen Charakter der Tour ergab sich ein schöner und intensiver (nur etwas zu langer) Tag im Gebirge.
Nach diesen Sommerhighlights wurde der Herbst ruhiger. Er war geprägt von Touren, die nicht so klappten, wie geplant, und hielt kaum Höhepunkte bereit. Dafür wurde der Jahresabschluss im Kaisergebirge noch einmal sehr gelungen. An Heiligabend allein auf der Ellmauer Halt zu stehen war wunderschön und ein toller Abschluss dieses Jahres, in dem ich auch sonst wieder mehr solo unterwegs war als in den Vorjahren.
Es war also mal wieder ein erlebnisreiches Jahr, dass trotz der etwas geringeren Tourenanzahl alles bereit hielt, was Bergsteigen wertvoll macht.
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