Jahresrückblick 2023

Biancograt, Palü-Überschreitung, Hintergrat, Kopftörlgrat – so viele berühmte Touren wie 2023 bin ich in kaum einem anderen Jahr gegangen. Es waren aber natürlich auch wieder Touren an gänzlich unbekannten Bergen dabei. Doch fangen wir von vorn an.

Das Jahr begann gleich mal ambitioniert. Weil sonst zu wenig Schnee lag, waren Leonhard und ich am Hintertuxer Gletscher unterwegs und erklommen den Olperer Nordgrat. Nicht gerade eine typische Skitour für Anfang Januar. Aber die Verhältnisse gaben es her, den interessanten, kombinierten Grat zu erklimmen.

Zehn Tage später folgte eine weitere Gratbegehung. Dieses Mal ohne Ski, sondern zu Fuß bzw. mit Steigeisen (ich zwei, Gregor eins) ging es über die Ammergauer Hochplatte. Die Schwierigkeiten waren für uns gerade noch im entspannten Bereich, sodass wir diese Überschreitung genießen konnten.

Es folgten Wochen, in denen wir als Familie ständig krank waren und ich dementsprechend wenig unterwegs war. Dieser Trend sollte sich in abgeschwächter Form auch den Rest des Jahres fortsetzen. Das erste KiTa-Jahr ist eben krass.

Die einzige richtig gute Skitour der Saison fand im Mai(!) statt. Dirk und ich bestiegen den Muttler, der ca. 1000 Höhenmeter ideal geneigtes Skigelände bietet. Das machte richtig Spaß und bot den perfekten Abschluss der Skisaison.

Ende Juni begann dann die Hochtourensaison, die erstaunlich erfolgreich verlief, schließlich klappten alle vier geplanten Touren: Erst mit Gregor die schöne Kletterei auf die Keschnadel mit Überschreitung zum Piz Kesch. Dann gelang uns trotz mäßigen Wetters mit dem Biancograt am Piz Bernina ein langgehegter Traum von mir. Einen Tag später folgte gewissermaßen als Hüttenabstieg und bei wieder perfektem Wetter die Palü-Überschreitung. Abgerundet wurde die Hochtourensaison einige Wochen später mit dem Hintergrat am Ortler, den Christian und ich bei ebenfalls nicht ganz einfachen Bedingungen begingen.

Besonders freute ich mich darüber, dass wir alle Touren souverän meisterten. Natürlich waren einige spannende Stellen dabei, aber es wurde nie wirklich kritisch, sodass ich mit großer Zufriedenheit auf diese schönen und prominenten Touren zurückblicke.

Ein wenig Klettern ging sich im Spätsommer auch noch aus. Immerhin zwei Touren: Erst die Südverschneidung am Geiselstein mit Michael, dann der Kopftörlgrat auf die Ellmauer Halt mit Dirk.

Den vielen erfolgreichen Touren standen nur zwei Fehlschläge gegenüber: Am Piz Sesvenna musste ich aufgrund schwieriger Bedingungen umkehren und an der Wildspitze wegen eines Defekts an der Skibindung. Natürlich habe ich mich in beiden Fällen erst einmal geeignet. Aber auch das gehört nun mal dazu zum Bergsteigen. Wenn immer alles gelingen würde, wäre es ja langweilig.

Natürlich gab es neben all den Touren mit Freunden auch einige kleine Familienwanderungen, von denen es allerdings nur eine in den Blog geschafft hat: die Wanderung über den Illingerberg im Salzkammergut. Bei diesen Ausflügen stand das gemeinsame Erleben des unterwegs seins im Vordergrund, was sehr schön war. Nur eben ganz anders als allein oder mit Freunden.

Abenteuerlich wurde es dagegen mal wieder im Karwendel. Bei einer nicht veröffentlichten Besteigung des Rauen Knölls gelangte ich dank eines Verhauers über eine unnötig anspruchsvolle und nicht empfehlenswerte Variante auf den Gipfel. Und der Barthgrat auf die Mittlere Jägerkarspitze im Herbst war dann Karwendel vom Feinsten: Einsam, weitläufig, anspruchsvoll und mit sehr abwechslungsreicher Felsqualität.

Dank starker Schneefälle schon ab Ende November begann die neue Skitourensaison früher als in den vergangenen Jahren üblich und bescherte mir mit der Durchquerung aus dem Kreuther Tal ins Leitzachtal bereits einen frühen Höhepunkt.

32 000 Höhenmeter und 44 Gipfel an 27 Tagen kamen dieses Jahr insgesamt zusammen. Immerhin etwas mehr als 2022. Vor allem aber waren wieder viele bleibende Eindrücke und wunderschöne Momente dabei. Vom Skifahren auf dem Sesvenna-Gletscher über die schmale Schneide des Biancograts und die ersten 50 selbst bewältigten Höhenmeter des Nachwuchsjodlers bis zur Abendstimmung auf dem Taubenstein. Genau für solche Erlebnisse gehe ich immer wieder raus.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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