Jahresrückblick 2022

Vergangenes Jahr war ich erwartungsgemäß deutlich seltener unterwegs als in den Jahren zuvor. Trotzdem waren einige spannende und viele erlebnisreiche Touren dabei. Und das ist ja, worauf es mir ankommt.

Dass ich im ersten ganzen Jahr als Vater seltener bergsteigen würde, war klar. Dazu stellten mich immer wieder Covid- und andere Infektionen für längere Zeit kalt. So richtig viel war ich also nicht unterwegs: An 21 Tagen bestieg ich 37 Gipfel und bewältigte 29 922 Höhenmeter. Es sind jeweils die geringsten Werte, seit ich in München wohne. Der Höhenmeterschnitt hingegen ist mein bislang höchster. Wenn ich also unterwegs war, dann gescheit.

Zu diesen „richtigen“ Bergtouren kamen noch sieben Touren mit Baby auf dem Rücken. Diese waren natürlich kürzer (typischerweise um 400 Höhenmeter) und ohne jeglichen Schwierigkeitsanspruch. Der Erlebniswert lag darin, als Familie unterwegs zu sein und mitzuerleben, wie unser Kleiner die Welt entdeckt. Und ich möchte keine Minute davon missen.

Zurück zu den babyfreien Touren. Erste Höhepunkte im Winter waren die Skitour auf den Lizumer Reckner (Tuxer Alpen) und die Klettersteig-Ski-Kombi an der Alpspitze (Wetterstein). Beide waren auf ihre Art schöne und nicht ganz leichte Touren. Die Skisaison blieb zwar etwas hinter der im Jahr zuvor zurück, war aber trotzdem – besonders dank dieser beiden Touren – sehr gelungen. Eine weitere besonders schöne Tour war eine Skiwanderrunde durch die Brandenberger Alpen mit Franzi und Mark. Hier stand eher Landschaftsgenuss als Aufstiegsspannung oder Abfahrtsspaß im Vordergrund. Trotzdem fanden wir einen herrlichen unverspurten Pulverhang. Manchmal lohnen sich lange Wege…

Im Sommer gelangen mir mit der Musterstein Südwand (Wetterstein) und dem Grazer Weg am Hochtor (Xeis) zwei schöne alpine Kletterreien. Die Besteigung des Musterstein war die deutlich alpinere, abenteuerlichere Tour, zumal der Abstieg über den Westgrat ein Erlebnis für sich ist. Dafür lief der Grazer Weg zusammen mit Dirk einfach superflüssig durch, was auch richtig Spaß machte.

Noch ein wenig abenteuerlicher als die Besteigung des Mustersteins war – obwohl technisch leichter – die Überschreitung der Karwendelköpfe mit Gregor. Das war schon sehr klassisches Bergsteigen und so viel Bruch an einem Tag brauche ich auch nicht ständig. Gleichzeitig war es ein tolles Erlebnis, eine anspruchsvolle Tour zu bewältigen, über die wir kaum Informationen finden konnten. Dementsprechend mussten wir uns bei Wegsuche und Absicherung ganz auf unseren Spürsinn verlassen.

Etwas leichter, dafür irre lang und fantastisch schön war die Prielüberschreitung im Toten Gebirge. Nach jahrelanger Abstinenz biwakierte ich auf dieser Tour endlich mal wieder. Dies zusammen mit der ewig langen Gratkraxelei, dem herrlichen Wetter und wunderschöner Landschaft machten diese Tour zu meinem Highlight dieses Jahr. Andere Touren waren schwerer, diese bleibt mir besonders intensiv im Gedächtnis. Morgens aus dem Schlafsack heraus die Gipfel im ersten Sonnenlicht erglühen zu sehen, ist einfach unschlagbar.

Im Herbst sank der Anspruch der Touren wieder. Trotzdem waren auch hier schöne Erlebnisse dabei. Die Überschreitung von Tuxeck und Treffauer ist schließlich auch nicht ganz ohne und machte obendrein auch richtig Spaß. Nur meinen Helm vom Berg zu schmeißen hätte ich mir sparen können. Und auch die Besteigung der Parseierspitze war noch mal eine tolle Unternehmung, nicht zuletzt wegen der tierischen Begegnungen unterwegs.

So bin ich sehr zufrieden mit diesem Bergjahr. Ich war weniger unterwegs als in den Vorjahren, habe aber eher die leichten Touren weg gelassen als die schweren. So darf es gerne weitergehen.


Hannes

Ursprünglich Flachländer bin ich als Jugendlicher zufällig zur Liebe zu den Bergen gekommen. Seitdem bin ich immer wieder im Gebirge und gelegentlich auch am Meer unterwegs. Da ich schon immer gern geschrieben habe, startete ich 2010 dieses Blog, um andere Reiselustige und Bergfreunde an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen.

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